Champions League | Inter und Milan kämpfen im Stadtderby um den Finaltraum

10. Mai 2023 | News | BY Jannek Ringen

Vorschau | Am Mittwochabend findet das Halbfinale in der Champions League zwischen dem AC Milan und Inter Mailand statt. Erstmals seit 2010 wird wieder ein Mailänder Team im Finale stehen.

Dank Champions League – fünf Derbys in diesem Jahr

In der aktuellen Saison trafen die AC Milan und Lokalrivale Inter bereits dreimal aufeinander. Während es in der Liga jeweils einen Sieg für beide Seiten gab, konnte Inter den ewigen Konkurrenten im Januar mit 3:0 aus der Coppa Italia werfen. Durch das Halbfinale in der Champions League wird es in dieser Saison insgesamt fünf Aufeinandertreffen im Derby della Madonnina geben.



Bereits 2003 und 2005 trafen die beiden Mailänder Teams in der K.-O.-Runde der Champions League aufeinander. Unvergessen blieben die Halbfinalspiele von 2003 als sich Milan dank der Auswärtstorregel in zwei Spielen im San Siro durchsetzte.

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Lange ungeschlagen – hält die Serie von Milan stand?

Die letzte Niederlage gab es für Milan Mitte März. Seitdem sind die Rossoneri seit fast zwei Monaten ungeschlagen und schafften es wettbewerbsübergreifend ganze neun Partien ohne Niederlage. Die Kehrseite dieser Medaille ist, dass man nur vier dieser Partien gewinnen konnte. Trotz einer Schwächephase nach der Weltmeisterschaft ist das Team in der Serie A weiterhin mittendrin im Rennen um die Top-4.

Für den Club ist es bereits das siebte Halbfinale in der Königsklasse. Vor allem die starke Defensive um Fikayo Tomori führte das Team die Runde der letzten vier. In den letzten sechs Spielen in Europa kassierte die Abwehr um den Engländer nur einen Gegentreffer und blieb fünfmal ohne Gegentor. Während der angesprochenen Serie von neun ungeschlagenen Partien konnte man ebenfalls fünfmal die Null halten. Offensiv läuft gerade in Europa das Duo aus dem französischen Altmeister Olivier Giroud und dem dribbelstarken Portugiesen Rafael Leao zu Höchstform auf. Der Einsatz von Letzterem ist derzeit aber noch ungewiss, wobei das auch ein Poker sein könnte.

Obwohl Milan im Winter oftmals in einem 3-4-3 System unterwegs war, fand die Mannschaft von Stefano Pioli in den vergangenen Monaten zurück ins 4-2-3-1, mit dem sie auch die Meisterschaft im vergangenen Jahr holte. Die Doppelbesetzung auf den Flügeln ermöglicht es gerade den offensiven Flügelspielern, vermehrt die 1-vs.-1-Duelle zu suchen. Durch die Defensivspieler werden diese abgesichert, wenngleich insbesondere Theo Hernandez ebenfalls für seine Vorstöße bekannt ist. In der italienischen Liga sucht die Offensive des siebenmaligen CL-Siegers die meisten Dribblings und weist auch eine hohe Erfolgsquote auf. Diese Aktionen entscheiden oftmals Spiele zugunsten der Rossoneri.

Wichtiger Bestandteil in der Champions League: Fikayo Tomori.

(Photo by ALBERTO PIZZOLI/AFP via Getty Images)

Inter: Spätes Spektakel möglich

Für Inter ist es nach 2003 und 2010, als sie im Finale den FC Bayern schlugen, die dritte Teilnahme an einem Halbfinale in der Königsklasse. Auch die Nerazzurri sind seit kurzer Zeit wieder in guter Form und konnten die letzten fünf Pflichtspiele allesamt siegreich gestalteten. Darunter befanden sich unter anderem zwei wichtige Siege gegen die Roma und Lazio sowie ein Sieg im Pokalhalbfinale über Juventus. Pünktlich zur heißen Phase der Saison scheint die Mannschaft von Simone Inzaghi in Form zu kommen.

Auch wenn es die totalen Zahlen nicht vollends widerspiegeln, Inter ist mit die offensivstärkste Mannschaft in der italienischen Liga. Man stellt zwar die mit 62 Treffern die zweitbeste Offensive nach Meister Neapel, allerdings führt die Offensive um Torjäger Lautaro Martinez viele Statistiken an. Beispielsweise hat man neben den meisten Abschlüssen auch die meisten Kontakte im Strafraum des Gegners. Für die Offensive von Inter wäre in dieser Saison noch deutlich mehr drin gewesen, man bedenke dabei ein längeres Formtief von Romelu Lukaku.

Interessant ist eine Statistik in der Königsklasse: Ab der 60. Minute geht es in Champions-League-Spielen bei Inter Mailand rund. Sowohl mehr als die Hälfte der erzielten, als auch der kassierten Tore fielen in der letzten halben Stunde der Partie. Ein spätes Spektakel ist also gut möglich.

Taktisch hält Trainer Simone Inzaghi weiterhin an seiner 3-5-2 Formation fest. Der Italiener ist in dieser Hinsicht nicht sehr experimentierfreudig und belässt es zumeist dabei. Während der Gegner viele 1-vs.-1-Duelle sucht, macht es die Offensive um Hakan Calhanoglu kaum. Viel mehr setzen sie durch ihre offensiven Außenverteidiger auf Flanken. Mit Abstand spielen Denzel Dumfries und seine Kollegen die meisten Hereingaben in der Liga. Im Spiel mit dem Ball werden ständig Dreiecke gebildet und die Spieler haben nur kurze Ballbesitzphasen.

Will ins Finale der Champions League: Lautaro Martinez.

(Photo by Alessandro Sabattini/Getty Images)

Ausblick – nutzt AC die Räume hinter den Außenverteidigern?

Die drei bisherigen Aufeinandertreffen in dieser Saison liefen unterschiedlich ab. Bis auf das deutliche 3:0 im Pokal waren die Spiele allesamt knapp und hart umkämpft. Ähnliches erwartet den Zuschauer auch in den beiden Partien im Halbfinale der Königsklasse. Ein Stadtderby auf dieser internationalen Bühne gibt es nicht oft, was die Brisanz ausmacht. Gut möglich, dass die Partie vor allem durch Emotionen gelenkt wird.

Da dürfte das Durchschnittsalter beider Teams eine wichtige Rolle spielen. Inter ist im Schnitt fast drei Jahre älter als der Lokalrivale und könnte gerade in knappen, emotional aufgeheizten Partien den Vorteil haben. Die Kontrolle der Emotionen wird eine wichtige Rolle in Hin- und Rückspiel einnehmen.

Beide Teams kommen bevorzugt über außen. Während Milan es über Dribblings probiert, dominieren Flanken das Spiel von Gegner Inter. Die Duelle auf den Außenbahnen werden zu Schlüsselduellen im Halbfinale. Hinter den offensiven Schienenspielern der Nerazzurri werden sich Räume auftun, welche von den dribbelstarken Flügelspielern von AC genutzt werden könnten. Inwiefern sich diese Räume sichern lassen, bleibt abzuwarten.

Es könnte auch der letzte große internationale Auftritt des San Siro sein. Das Mailänder Stadion, welches durch zahlreiche Ereignisse zum Kult wurde, soll nach den olympischen Winterspielen 2026 abgerissen und durch ein neues ersetzt werden.

Beide Teams lechzen nach den erfolgreichen 2000er Jahren nach Erfolgen auf internationalem Parkett. Sie haben die Chance, den italienischen Vereinsfußball nach Jahren in der Bedeutungslosigkeit wieder aufblühen zu lassen.

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Milan: Maignan – Calabria, Tomori, Kjaer, Theo Hernandez – Sandro Tonali, Krunic, Saelemaekers, Bennacer, Diaz – Giroud

Inter: Onana – Dimarco, Bastoni, Acerbi, Darmian, Dumfries – Brozovic, Barella, Calhanoglu – Lukaku, Lautaro Martinez

(Photo by Mike Hewitt/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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