Champions League | Real Madrid: Es geht auch souverän

16. März 2023 | Trending | BY Victor Catalina

Spotlight | 1:0 gewann Real Madrid das Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den Liverpool FC. Damit bewiesen die Königlichen, dass sie – auch in großen Duellen – nicht nur mit maximalem Drama, sondern auch ungefährdet und souverän weiterkommen können.

Real Madrid in der Champions League: Kontrolliertes Drama

Oftmals wird gesagt, es gäbe nichts einfacheres, als Topklubs zu unterstützen. Fans des FC Bayern könnten praktisch jährlich mit der Meisterschaft planen. Selbiges gelte, in abgeschwächterer Form, für Real Madrid in der Champions League. Fünf Titel in den letzten neun Jahren. Aus einer neun auf dem Ärmel wurde eine 14. Damit haben die Königlichen allein genau doppelt so viele Titel wie die AC Milan auf Platz 2.

 



 

Kaum eine Generation Real Madrids zeichnete sich dermaßen über Mentalität, Erfahrung und Abgezocktheit aus, wie diese. Das mussten sie allerdings auch. Denn das einzige, was bei dieser Mannschaft noch größer ist, als ihre Mentalität, ist der eigene Hang zu maximal dramatischen Partien. Alles kumulierte in der vergangenen Saison. PSG bezwangen die Königlichen nach zwischenzeitlichem 0:2-Rückstand im Aggregat. Gegen Titelverteidiger Chelsea gab man einen 3:1-Hinspielvorsprung, vor eigenem Publikum, zwischenzeitlich komplett her, nur um in der Verlängerung durch eine 2:3-Niederlage doch noch weiterzukommen. Das Halbfinale gegen Manchester City war 210 Minuten komplette Anarchie, bevor im Endspiel Thibaut Courtois gegen Liverpool eine, wenn nicht die beste Leistung seiner Karriere abrufen musste, um den Titel zu sichern.

Jedem im Verein dürfte klar gewesen sein, dass es eine genaue Anzahl gibt, wie oft man die Champions League auf diese Art und Weise gewinnen kann. Auch in der aktuellen Saison zogen die Königlichen, in einer Gruppe mit RB Leipzig, Celtic und Shakhtar Donezk, problemlos ins Achtelfinale ein. Dort gab es die Neuauflage des Finals.

„Where’s it next season? Istanbul? Book the hotel.“, tönte Jürgen Klopp nach dem Endspiel in Paris. Die Stadt hat ohnehin einen besonderen Platz in der Liverpooler Vereinsgeschichte. Darüber hinaus blieben den Reds aufgrund des bisherigen nationalen Abschneidens nicht viele Titelchancen. Für Liverpool hing viel an beiden Partien.

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„Real Madrid hat es nicht zugelassen“ – Benzemas Treffer besiegelt ungefährdetes Weiterkommen

Zwar startete Real Madrid im Hinspiel, mit einem 0:2-Rückstand nach 14 Minuten, suboptimal. Danach jedoch setzten die Königlichen ihre Erfahrung der letzten Jahre so ein, dass Vinícius Júnior noch vor der Pause Parität herstellen konnte. Éder Militão und Karim Benzema sorgten für ein letztlich überzeugendes und souveränes 5:2.

Und jetzt? Quo vadis, Real Madrid? Es ist nicht so, als hätte Jürgen Klopp seine Teams in Europa nicht schon zu der ein oder anderen Aufholjagd motiviert. Es ist auch nicht so, als hätte es beispielsweise das Viertelfinale 2017/18 nicht gegeben, als Juventus im Santiago Bernabéu ein 0:3 aus dem Hinspiel komplett ausradierte, bevor Cristiano Ronaldo in der siebten Minute der Nachspielzeit per Elfmeter das Halbfinale besiegelte.

 

 

Diesen Mittwochabend ging Real die Partie jedoch so an, wie man es von einem Titelverteidiger erwarten darf: Reif und clever. Zwar gehörte Darwin Núñez die erste Torchance (7′). Danach jedoch drehten die Königlichen auf. Vini Júnior (14′), Eduardo Camavinga (20′) und Luka Modrić (22′) kamen der Führung bereits nahe und banden Liverpool dadurch defensiv. Auch nach der Pause deutete sich eine Aufholjagd nicht im Ansatz an. Eine erste Großchance vergab Benzema noch (69′). Als Vini ihm die Kugel im Sitzen rüberstocherte, musste der Franzose nur noch einschieben (78′).

„Wir sind ein Verein, der in der Champions League antritt, um sie zu gewinnen. Dafür musst du aber herausragend gut Fußball spielen. Das haben wir heute Abend nicht gemacht, deswegen ist das richtige Team weitergekommen“, gab Jürgen Klopp nach der Partie bei DAZN zu. „Wenn man mit einem 2:5 hier ankommt, dann musst du Außergewöhnliches leisten auf dem Platz. Das war heute für uns nicht möglich. Zum einen konnten wir es nicht, zum anderen hat es Real Madrid nicht zugelassen. Sie haben ihre Qualität, ihre Erfahrung, einfach ihre Klasse auf den Platz gebracht.“

Champions League Real Madrid C.F. Liverpool FC

Photo by Angel Martinez/Getty Images

Gerade an diesem Achtelfinale wurde sichtbar, wieviel die Madrilenen aus der vergangenen Saison mitgenommen haben. Sie sind noch immer in der Lage, Spiele in der Champions League zu drehen, allerdings auch, wie in der Nachspielzeit des Halbfinals gegen Manchester City, selbst konsequent und unvermittelt zuzuschlagen. „Es ist nicht so, als hätten sie (Real Madrid) in den letzten zehn Minuten angegriffen und angegriffen und wir haben gelitten. Das ist nicht passiert. Sie hatten viele Spieler im Strafraum mit Militão, Rodrygo, Vinícius, Benzema, Asensio. Dann haben sie geflankt – und zwei Tore erzielt“, fasste Pep Guardiola die Partie bei BT Sport zusammen. Diesmal war es ein Freistoß von Luka Modrić auf Éder Militão Sekunden nach Wiederanpfiff, der letztlich den Ausschlag zu einem 6:2 nach Hin- und Rückspiel gab. Sollte Real Madrid diese Konsequenz in den kommenden Runden beibehalten, spricht nicht wenig gegen eine erneute Titelverteidigung. Am Mythos, es sei einfach, Topklubs zu unterstützen, könnte dann zumindest etwas mehr Wahrheit stecken.

Photo by JAVIER SORIANO/AFP via Getty Images

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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