Reform in der Champions League: It’s all about the money

Die Reform in der Champions League wird einiges verändern.
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Die Saison 2023/24 wird die letzte sein, in der wir die Champions League so erleben werden, wie wir sie kennengelernt haben. Ab der kommenden Spielzeit ändert sich der Modus nicht unbedeutend ab.

Reform in der Champions League: 100 Spiele mehr ab der kommenden Saison

Aktuell führen Reformen im Weltfußball zu immer größter werdenden Wettbewerben. Im Jahr 2016 wurde erstmals eine Europameisterschaft mit 24 statt 16 Teilnehmern gespielt, 2026 soll dann eine Weltmeisterschaft mit 48 Nationen folgen und auch die Anzahl der Teilnehmer bei der Club-Weltmeisterschaft wurde erhöht. Blicken wir auf die neue Anzahl der Teams in der Champions League ab der kommenden Saison, so ist die Veränderung von 32 auf 36 zwar nur marginal, allerdings wird der Modus einiges verändern. Übersichtlicher wird es für den Fußballfan auf alle Fälle nicht.

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Seit der Saison 1999/2000 wird in der Champions League im gewohnten Modus gespielt. Knapp 25 Jahre sorgte dieser für viel Spannung über den gesamten Kontinent, doch ab der nächsten Spielzeit ändert sich dieser wieder. In der kommenden Saison werden alle 36 Teilnehmer in eine Liga gebracht und tragen in der Vorrunde jeweils vier Heim- und vier Auswärtsspiele gegen Gegner aus, die ihnen anhand einer Setzliste zugelost werden. Daraus ergibt sich dann eine Tabelle, in der sich die ersten acht Teams direkt für das Achtelfinale der Königsklasse qualifizieren. Die Plätze neun bis 24 spielen in einer Playoff-Runde mit Hin- und Rückspiel die übrigen Teilnehmer der K.-o.-Runde aus. Das sogenannte „Schweizer Modell“ scheint auf den ersten Blick etwas unübersichtlich für die Zuschauer.

Statt sechs Spielen wird jede Mannschaft in der Champions League dank der neuen Reform mindestens acht Spiele haben. Teams, welche die Plätze neun bis 24 in der Tabelle belegen, haben vor Beginn der K.o.-Phase bereits zehn Spiele in der Königsklasse ausgetragen. Dadurch wird es statt der bisherigen 125 Spiele ganze 225 Partien im wichtigsten europäischen Club-Wettbewerb geben. Dies ermöglicht der UEFA, die Rechte deutlich teurer zu verkaufen. Auf Trainer, Spieler und Organisatoren, die seit Jahren den immer volleren Terminkalender bemängeln, wird in diesem Fall keine Rücksicht genommen. Mehr Spiele bedeuten mehr Einnahmen und eine Gewinnmaximierung, allerdings wird diese auf dem Rücken der Spieler ausgetragen. Würden die Verantwortlichen auf die Spieler hören, dann hätte es die Reform nie gegeben.

Wie werden die vier weiteren Plätze vergeben? Der Fünfte der UEFA-Fünfjahreswertung bekommt einen dritten festen Startplatz. Dies würde aktuell die Niederländer treffen, die im vergangenen Jahr die Franzosen verdrängten. Außerdem gibt es einen weiteren Teilnehmer, der sich aus der Qualifikation für die Champions League ergibt. Zwei weitere Plätze gehen an die Nationalverbände, die im vergangenen Jahr am erfolgreichsten abgeschnitten haben. Das bedeutet, dass es für Teams wie den FC Liverpool, die in der vergangenen Saison die Champions League verpasst haben, einen Rettungsschirm geben könnte, da die Top-Nationen mit hoher Wahrscheinlichkeit am besten abschließen werden. Dadurch wird die Königsklasse noch elitärer als sie es ohnehin schon ist. Die kleinen Verbände haben nur eine geringe Chance, von den zusätzlichen Plätzen zu profitieren.

Die Reform zeigt einmal mehr, dass im europäischen Club-Fußball das Geld eine übergeordnete Rolle spielt. Auf die Spieler, die wegen der starken Belastung klagen, wird nicht gehört. Stattdessen bekommen diese einen noch volleren Terminkalender. Zudem wird der Wettbewerb, der durch die Vergabe der Startplätze eh schon zu einem elitären Kreis der Top-Nationen mutiert ist, noch mehr zugunsten dieser ausgerichtet. All das wird von dem faden Beigeschmack begleitet, dass die Reform durchgebracht wurde, als die Fußballwelt gerade versuchte, die Super League zu vermeiden. Im Hintergrund verabschiedete die UEFA heimlich, still und leise die Reform der Champions League. In den vergangenen Jahren sollten wir eines gelernt haben: It’s all about the money!

(Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.

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