CL-Vorschau Gruppe G: Manchester City, Sevilla, Dortmund, Kopenhagen

5. September 2022 | News | BY Joel Horz

^Schon am 6. September startet die UEFA Champions League in die Gruppenphase. Aufgrund der Winter-WM muss diese bis Anfang November durchgezogen werden, der Spielplan ist also eng getaktet. In der Gruppe G kämpfen Manchester City, der FC Sevilla, Borussia Dortmund und der FC Kopenhagen um dem Einzug in das Achtelfinale.

Manchester City: Kader noch einmal verstärkt

Der aktuelle Titelverteidiger in der Premier League, Manchester City, kann vor dem Start der Champions League-Gruppenphase auf eine erfolgreiche Sommertransferperiode blicken und möchte in der neuen Champions-League-Saison erneut angreifen. Die Cityzens haben einige Spieler abgegeben, das aber primär auf Wunsch der Akteure. Unverzichtbar waren die Abgänge nicht. Raheem Sterling (27; FC Chelsea), Gabriel Jesus (25; FC Arsenal), Oleksandr Zinchenko (25, FC Arsenal) und Kapitän Fernandinho (37; Club Athletico Paranaense) sind die prominentesten Namen, die den Klub verlassen haben.

Auf der Zugangsseite konnte sich City beispielsweise die Dienste von Erling Haaland (22), Kalvin Phillips (26) und Manuel Akanji (27) sichern. Hinzu kommt der junge Angreifer Julian Alvarez (22), der zwar bereits zu Beginn diesen Jahres verpflichtet wurde, die Saison jedoch in seiner Heimat bei River Plate zu Ende spielte. Der Kern der Mannschaft ist zusammen geblieben und wurde im Sommer durch beispielsweise einen waschechten Stürmer wie Haaland um variable Optionen erweitert.

Einzug in die K.O.-Runde ist Pflicht

In den letzten fünf Jahren beendete Manchester City die Gruppenphase der Königsklasse immer auf dem ersten Platz und zog ohne Probleme in die K.O.-Runde ein. Auch in diesem Jahr ist die Qualifikation für die Endrunde des Turniers Pflicht. Mehr sogar noch, die Skyblues wollen ihren Champions-League-Fluch unter Trainer Pep Guardiola endlich ablegen und den Henkelpott nach Manchester holen. In Gruppe G ist Manchester City der klare Favorit, auch wenn drei schwere Auswärtsspiele warten. In Sevilla, Kopenhagen und vor allem in Dortmund, dessen Stadion in diesem Jahr erstmals 81.365 Zuschauer bei einem internationalen Spiel fassen darf, bedarf es einer konzentrierten und professionellen Leistung.

Der Saisonstart in der Premier League verlief durchaus vielversprechend. Aus den ersten sechs Spielen holte Man City 14 Punkte. Neben vier klaren Siegen gab es zwei Unentschieden gegen Newcastle United (3:3) und Aston Villa (1:1). Vor allem Stürmer Erling Haaland scheint für Guardiolas Mannschaft eine Bereicherung zu sein und netzte in den ersten sechs Premier League-Spielen ganze zehn Mal. Das erste Spiel in der Gruppenphase absolviert Manchester City auswärts im Ramon Sanchez-Pizjuan Stadium in Sevilla. Dort können die Weichen schon auf das Weiterkommen gestellt werden.

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Spieler im Fokus: Erling Haaland

Citys Neuzugang Erling Haaland kann in der Gruppenphase ein Unterschiedsspieler sein und einen erheblichen Teil dazu beitragen, dass das Team diese Gruppenphase schadlos übersteht. Während sich der robuste Norweger bereits jetzt sehr gut in die Mannschaft integriert hat und sich in der Premier League pudelwohl zu fühlen scheint, war die Champions League für ihn bislang sein erfolgreichster Wettbewerb. In 19 CL-Spielen verbucht der 22-jährige Angreifer 26 Scorerpunkte (23 Tore, 3 Vorlagen). In den beiden Spielen gegen seinen Ex-Arbeitgeber Borussia Dortmund dürfte er dazu noch zusätzlich motiviert sein.

(Photo by Shaun Botterill/Getty Images)

FC Sevilla: Defensiv-Duo muss ersetzt werden

Der FC Sevilla geht zum dritten Mal in Folge in der Champions League an den Start. Vor Beginn der Gruppenphase stehen die Spanier jedoch vor einigen Problemen innerhalb des Kaders, vor allem die Defensive muss sich neu ordnen und finden. Während des Transfersommers verabschiedete sich das stabile Abwehrduo aus Diego Carlos (29; Aston Villa) und Jules Kounde (23, FC Barcelona). Neben den beiden Star-Innenverteidigern sind Stürmer Luuk de Jong (31; PSV Eindhoven) und Flügelspieler Lucas Ocampos (28; Ajax Amsterdam) die prominentesten Abgänge auf Seiten der Los Nervionenses. 

Durch zahlreiche Abgänge konnten über 90 Millionen Euro eingenommen werden, wovon jedoch nur ein Bruchteil in neue Spieler investiert wurde. Für die Innenverteidigung verpflichtete Sevilla den jungen Tanguy Nianzou (20) vom FC Bayern München und den Brasilianer Marcao (26) von Galatasaray für insgesamt 28 Millionen Euro. Hinzu kommen zwei Leih-Transfers von Stürmer Kasper Dolberg (24; OGC Nizza), Linksverteidiger Alex Telles (29; Manchester United) und ablösefreie Spieler wie Isco (30) und Adnan Januzaj (27). Einige Deals wurden erst spät eingetütet, weswegen es eine längere Findungsphase benötigt.

Katastrophaler Start in La Liga

Die Vorzeichen für die Champions-League-Gruppenphase stehen nach dem Start in La Liga alles andere als gut. Aus den ersten vier Ligaspielen konnte der FC Sevilla lediglich einen Punkt gegen Real Valladolid holen und kassierte in den vier Spielen insgesamt bereits acht Gegentore. Nianzou scheint in der zentralen Defensive neben Karim Rekik (27) gesetzt zu sein. Letzterer verletzte sich jedoch erst vor Kurzem und fällt auf unbestimmte Zeit aus. Auch Neuzugang Marcao fällt verletzt noch einige Wochen aus. Somit steht Trainer Julen Lopetegui (56), vor dem ersten Gruppenspiel gegen Manchester City von drei Innenverteidigern im Kader nur noch einer zur Verfügung. Im letzten Ligaspiel gegen den FC Barcelona (0:3) rückte der zentrale Mittelfeldspieler Fernando (35) in die Viererkette.

In den letzten beiden Jahren war für Sevilla in der Königsklasse früh Schluss. Während man in der Saison 2020/21 gegen den diesjährigen Gruppengegner Borussia Dortmund im Achtelfinale ausschied, kam man im letzten Jahr nicht einmal über die Gruppenphase hinaus. In der diesjährigen Gruppe wird wohl alles auf einen Zweikampf zwischen dem BVB und Sevilla um Platz zwei hinaus laufen. Daher wird der direkte Vergleich der beiden Teams voraussichtlich entscheidend werden. Der relativ kleine Kader und der schwache Start könnten für die Spanier im Kampf um Platz zwei jedoch ein Nachteil sein. Durch den engen Spielplan vor der Winter-WM in Katar ist die Belastung für die Spieler ohnehin schon sehr hoch und es könnte noch öfter zu Personalproblemen kommen.

Spieler im Fokus: Isco

Ein entscheidender Spieler für den FC Sevilla in der Champions League könnte Neuzugang Isco werden. Sowohl durch seine spielerische Klasse im Mittelfeld, als auch durch seine Erfahrung aus 72 CL-Spielen (9 Tore, 11 Vorlagen) und fünf CL-Titel kann der Spanier einen Einfluss auf seine Mannschaft nehmen und gerade durch die fehlende Autorität in der geschwächten Innenverteidigung, zumindest in den ersten Gruppenspielen, als Leader vorangehen. Sobald er seinen Rhythmus findet, kann er zum Taktgeber avancieren.

(Photo by Fran Santiago/Getty Images)

Borussia Dortmund: Neustart unter Edin Terzic

Borussia Dortmund steht nach dem blamablen Ausscheiden in der Champions League-Gruppenphase 2021/22 vor einem Neustart unter Trainer Edin Terzic (39) und wird sich um Wiedergutmachung bemühen. Zwar verlor der BVB in diesem Sommer in persona Erling Haaland und Manuel Akanji zwei namhafte Spieler, verstärkte sich darüber hinaus jedoch mit zahlreichen neuen Gesichtern und gab insgesamt etwa 91 Millionen Euro auf dem Transfermarkt aus.

Zu den prominentesten Zugängen zählen Angreifer Karim Adeyemi (20), die beiden Innenverteidiger Nico Schlotterbeck (22) und Niklas Süle (25) sowie Mittelfeldspieler Salih Özcan (24). Zudem verpflichtete man mit Sebastian Haller (28) einen der besten Stürmer der letztjährigen Champions League-Saison (8 Spiele; 11 Tore, 2 Vorlagen). Der Ivorer fällt jedoch aufgrund einer Hodenkrebs-Diagnose für unbestimmte Zeit aus und wird in der Gruppenphase nicht eingesetzt werden. Mit den beiden Neuzugängen in der Verteidigung erhofft man sich beim BVB mehr defensive Qualität. Die Defensive wird vor allem gegen Manchester City und auch gegen den FC Sevilla ausschlaggebend für ein Weiterkommen sein.

Volles Haus bei CL-Partien

Borussia Dortmund ist zum siebten Mal hintereinander für die Champions-League-Gruppenphase qualifiziert. Während man im letzten Jahr hinter Ajax Amsterdam und Sporting CP in der Gruppe nur den dritten Platz belegte, scheiterte man 2020/21 erst im Viertelfinale gegen den diesjährigen Gruppengegner Manchester City. Fest steht, der BVB möchte bei seinen Fans Wiedergutmachung betreiben und strebt den Einzug in die KO-Runde an. Helfen kann dabei das eigene Stadion. Aufgrund einer Testphase der UEFA, sind in dieser CL-Saison Stehplätze erlaubt. Der Signal Iduna Park wird deshalb statt bisher knapp 66.000 Zuschauer, rund 81.365 Zuschauer fassen dürfen. Die Schwarzgelben wollen diesen Vorteil in ihren Heimspielen auf jeden Fall nutzen und vor allem den direkten Vergleich mit dem FC Sevilla gewinnen um die besten Chancen für die Endrunde des Turniers zu haben.

Der Liga-Start des BVB verlief durchaus vielversprechend. Das Team von Terzic holte zwölf Punkte aus den ersten fünf Bundesligaspielen und grüßt von Platz zwei in der Liga. Mit zuletzt zwei Siegen ohne Gegentor erwartet man am Dienstag zum Auftakt den FC Kopenhagen im ausverkauften Signal Iduna Park. Vor allem die Fähigkeit, enge Spiele zu gewinnen, in denen Nuancen entscheidend sind, muss der BVB regelmäßig an den Tag legen, um international erfolgreich zu sein.

Im Fokus: Marco Reus

Der entscheidende Spieler bei Borussia Dortmund wird der Kapitän Marco Reus (33) sein. Unter Edin Terzic ist der 33-jährige offensive Mittelfeldspieler auf der 10er-Position gesetzt und hat bereits 55 Spiele in der Königsklasse absolviert (21 Tore, 18 Vorlagen). Als Assistgeber und Vollstrecker könnte Reus die fehlenden Tore von Erling Haaland und dem verletzten Haller auffangen. Das kann er zwar nicht alleine schaffen, als Dreh-und Angelpunkt im Mittelfeld wird seine Rolle für den BVB jedoch enorm wichtig sein.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

FC Kopenhagen: Der Außenseiter der Gruppe

Jess Thorup (52) und der FC Kopenhagen wissen, dass diese Saison eine sehr komplizierte werden kann. Vieles daran hängt damit zusammen, dass Pep Biel (25), mit sechs Toren und drei Vorlagen ein bestimmender Punkt im Spiel der Dänen, vor dem Beginn der neuen Saison noch in Richtung Olympiakos abgegeben wurde. Das macht die Aufgabe für den dänischen Klub bedeutend schwieriger. Außerdem verließen unter anderem Jens Stage (25, Bremen), Mikkel Kaufmann (21, KSC) oder William Böving (19, Graz) den Klub. 

Es muss sich also wieder einmal einiges verändern. Kopenhagen hat wenig überraschend viel auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs gesetzt, um den Kader aufzufüllen, hier müssen sich aber erst einmal Hierarchien entwickeln. Andreas Cornelius (29), Denis Vavro (26) und Lukas Lerager (28) sollen mehr Erfahrung in den Kader bringen, Mohamed Daramy (20) kann mit seiner Geschwindigkeit und seinen Haken ein Unterschiedsspieler sein. Vieles bewegt sich rund um die Dänen aber noch im Konjunktivbereich – und genau hier liegt das Problem. 

Kopenhagen: Es muss alles stimmen

Der FC Kopenhagen befindet sich im gesamten Sommer 2022 in einer Phase der Veränderung. Für die Mannschaft sowie für den Trainer ist es von Vorteil, dass das Transferfenster nun endlich geschlossen ist. Der dänische Topklub weiß, woran er ist, mit welchen Spielern er für die neue Saison planen kann. Im Anschluss an einen nicht ganz so einfachen Start in die neue Saison geht die harte Arbeit mit dem finalen Kader jetzt erst los. In der Qualifikationsphase für die Champions League setzte sich Kopenhagen gegen Trabzonspor durch, gewann zuhause mit 2:1, auswärts gab es ein 0:0. 

In der Liga sieht es bedeutend schwieriger aus. Vier Siege und vier Niederlagen aus acht Spielen stellen keine gute Bilanz dar. Die Dänen spielen zwar durchgehend mit einer Viererkette, aber wechseln vor der Abwehr die jeweilige Formation noch zu häufig. Zuletzt gab es ein relativ schmuckloses 1:0 gegen Silkeborg, hier war die Defensivleistung aber hervorzuheben. Zuvor gab es nämlich schon 13 Gegentreffer alleine in der Liga. Klar ist angesichts der Qualitätsunterschiede innerhalb dieser Gruppe, dass schon alles stimmen muss und die Mannschaft das nötige Spielglück benötigt, damit mehr als der vierte Platz erreichbar ist. Die Dänen werden aber alles geben, damit es soweit kommt. 

Im Fokus: Mathew Ryan

Der FC Kopenhagen verfügt über einige relativ spannende Spieler im offensiven Bereich. Im Fokus steht bei dem Außenseiter der Gruppe aber, das ist naheliegend, der Torhüter. Mathew Ryan wird sich in allen sechs Gruppenspielen mit einer Offensivabteilung des Gegners konfrontiert sehen, die stärker ist als das, was er Woche für Woche in Dänemark erlebt.

Nun ist der 30-jährige Australier allerdings auch mit allen Wassern gewaschen. Er spielte bereits beim Club Brugge, Valencia, Brighton, Arsenal und Real Sociedad. Von dort aus ging es für ihn nun nach Kopenhagen, im August unterschrieb er, sein Debüt feierte er bereits. Er ist kein Torhüter, der als mitspielender Schlussmann für Furore sorgt, sondern er ist primär auf der Linie gut, wenn er warmgeschossen wird. Und das wird er in dieser Gruppe. Vielleicht kann er ja den ein oder anderen Angreifer ärgern. 

Prognose: Manchester City – und dann Dortmund?

Dass Manchester City in dieser Gruppe der haushohe Favorit ist, steht außer Frage. Die Skyblues haben den besten Kader, die erfahrensten Spieler auf diesem hohen Niveau und bringen auch eine gewisse Breite im Aufgebot mit, um die Strapazen zu bewältigen. Dahinter hat Dortmund alle Chancen auf den zweiten Platz, denn Sevilla musste vor allem defensiv einen größeren Umbruch hinnehmen und befindet sich in einer Findungsphase. Spielt Dortmund so, wie es die eigenen Ansprüche erforderlich machen, wird der BVB auch in der Champions League überwintern. Falls nicht, dann kann die Aufgabe Sevilla doch sehr anspruchsvoll werden… 

(Photo by Laurence Griffiths/Getty Images)

Joel Horz

Durch seine Adern fließt anstatt rot, schwarz und gelbes Blut. Der junge Mario Götze von 2010 entfachte in ihm die Leidenschaft für offensiven und technisch starken Fußball. Joel interessiert sich vor allem für Statistiken des Fußballs.


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