Musiala als Lichtblick, Moriyasus Joker stechen: Deutschland vs. Japan Einzelkritik

23. November 2022 | WM-Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Der Turnierauftakt der DFB-Elf fand gegen Japan statt. Bundestrainer Hansi Flick wählte für den Auftakt Deutschlands eine Aufstellung mit Ilkay Gündogan statt Leon Goretzka von Beginn an, zudem spielte Niklas Süle auf der rechten Seite. Doch wie haben sich die Spieler der Auswahl geschlagen? Wir liefern die Einzelkritik. 

Guter Start von Deutschland, Japan dreht das Spiel

Die deutsche Mannschaft dominierte die Partie von Beginn an, hatte in der Anfangsphase aber auch den ein oder anderen Wackler in ihrem Spiel. Mit zunehmender Spieldauer schaffte es die DFB-Elf dann immer mehr, das Spiel zu kontrollieren und Abschlüsse zu generieren. Ilkay Gündogan war häufig derjenige, der sich versuchte, Jamal Musiala war sehr umtriebig. Ein Elfmeter von Gündogan nach Foul an David Raum brachte dann die 1:0-Führung, die auch der Halbzeitstand war.

Im zweiten Spielabschnitt hatte Gündogan die Chance auf den Doppelpack, traf aber nur den Pfosten. Auch Musiala dribbelte sich durch, verzog aber. Die Japaner wurden nach einer knappen Stunde dann offensiver. Und das zahlte sich aus. Erst traf Freiburgs Ritsu Doan zum 1:1, später Takuma Asano vom VfL Bochum zum 2:1 für die Japaner. Die Defensive der DFB-Elf zeigte sich enorm anfällig. In der Schlussphase wurde der Druck noch einmal erhöht, das half aber nichts. Die Flick-Auswahl verlor mit 2:1.

Deutschland Japan

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Benotet werden beide Teams im Schulnotensystem, das heißt, dass Noten von 1-6 vergeben werden. Auch „,5“-Noten sind vorstellbar. Spieler, die nach der 60. Minute eingewechselt wurden und keinen signifikanten Einfluss auf die Partie mehr hatten, werden nicht bewertet. Victor Catalina bewertet die deutsche Auswahl, Manuel Behlert die Japaner.

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Musiala un Abwehrchef Rüdiger als Lichtblicke: Die DFB-Elf in der Einzelkritik

Manuel Neuer: Hielt, was zu halten war, vor allem in Minute 73 gegen Takumi Minamino. Bei den Gegentreffern machtlos. Herauszuheben, dass er den Versuch Takumi Minaminos vor dem 1:1 noch abwehrte. Note: 3,0.

Niklas Süle: Über weite Strecken kaum gefordert. Offensiv mit einigen ansehnlichen Aktionen, defensiv auch in Japans Druckphase robust. Hob allerdings vor dem 1:2 das Abseits auf. Note: 3,0

Nico Schlotterbeck: Es ist bekannt, dass er durchaus anfällig für die ein oder andere Unaufmerksamkeit ist. In der ersten Hälfte ließ er sich einmal die Kugel zu leicht abluchsen, Rüdiger konnte allerdings noch klären. Nicht so sieben Minuten vor Schluss, als der Dortmunder Takuma Asano ziehen ließ – und somit Japan den Sieg ermöglichte. Eigentlich über weite Strecken souverän. Aber solche Aktionen kosten – vor allem während einer Weltmeisterschaft – doppelt und dreifach. Note: 4,5.

Antonio Rüdiger: Souveräner Abwehrchef. Hielt die Defensive über die gesamte Spielzeit zusammen. Offensiv mit der ersten Torchance. Probierte sich kurz vor Schluss nochmal per Distanzschuss am Ausgleich, scheiterte aber. Note: 2,0.

David Raum: Über weite Teile des Spiels musste man sich fragen, welche Außenverteidigerprobleme Deutschland genau hat. Raum lieferte defensiv eine solide Partie. Im Angriff zeigte sich der Hoffenheimer ebenfalls präsent, holte unter anderem den Elfmeter zum Führungstreffer raus. Allerdings fing auch er an, in der japanischen Druckphase zu wackeln. Note: 2,5.

Joshua Kimmich: Kurbelte gewohnt souverän das deutsche Spiel an. Prüfte nach 21 Minuten Shuichi Gonda erstmals aus der Distanz. Zehn Minuten später mit brillanter Seitenverlagerung auf David Raum, woraus der Elfmeter resultierte. Note: 2,5-

Ilkay Gündogan: Es hätte sein Spiel werden können. Bekam, vor allem in der ersten Hälfte, zahlreiche Chancen auch mehr als nur den einen Treffer zu erzielen. Genau das ist aber die Geschichte dieser Partie. Prüfte nach einer Stunde noch das rechte Gestänge. Note: 2,5.

WM 2022 DFB-Team Deutschland Japan Jamal Musiala

Photo by ADRIAN DENNIS/AFP via Getty Images

Jamal Musiala: Wie wichtig kann ein 19-Jähriger für eine Mannschaft sein? Diese Antwort gab Jamal Musiala höchst eindrucksvoll. Anfangs hatte er noch Probleme, in die Partie zu finden, traute sich mit zunehmender Spielzeit immer mehr in die Dribblings, arbeitete defensiv gut mit und half, das Mittelfeld zu stabilisieren. Was fehlte, war die durchaus verdiente Krönung. Nichtsdestotrotz bester deutscher Akteur. Note: 2,0.

Serge Gnabry: Vor der Pause ging wenig über seine rechte Seite. In der zweiten Hälfte etwas zentraler unterwegs. 20 Minuten vor Schluss hatte er zweimal die Chance, alles klarzumachen, scheiterte aber jeweils an Gonda. Note: 3,0.

Thomas Müller: In der ersten Hälfte konnte man sehen, wie wichtig er noch für das deutsche Spiel ist. Leitete konzentriert das Pressing an, stand in den Anfangsminuten sogar einmal selbst glockenfrei im Strafraum, konnte sich aber nicht mehr drehen. Man sah ihm an, dass ihm, nach mehreren kleineren Blessuren, noch die Spielpraxis fehlt. Note: 3,0.

Kai Havertz: Erzielte zwar mit dem Pausenpfiff das vermeintliche 2:0, stand dabei allerdings abseits. Ansonsten konnte er aus der Spitze heraus nur selten für wirkliche Akzente sorgen. Note: 3,5.

Leon Goretzka (ab 67. für Gündogan): Eigentlich ein guter Einfall Hansi Flicks, ihn qua Stabilisation und Torgefahr zu bringen. Hatte in der 95. Minute die Großchance auf das 2:2, die knapp am linken Pfosten vorbeizischte. Note: 3,0.

Jonas Hofmann (ab 67. für Müller): Über die rechte Seite nicht ganz so auffällig wie Thomas Müller. Serge Gnabry legte ihm dennoch genial die Vorentscheidung auf. Der Sieger hieß allerdings Shuichi Gonda. Note: 3,5.

Niclas Füllkrug (ab 79. für Havertz): Keine Bewertung mehr.

Mario Götze (ab 79. für Musiala): Keine Bewertung mehr.

Youssoufa Moukoko (ab 90. für Gnabry): Keine Bewertung mehr.

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Die Einwechslungen überzeugen: Japan in der Einzelkritik

Shuichi Gonda: Wehrte nach 28 Minuten den Ball nur in die Mitte ab, verhalf Der DFB-Elf dann zu einer guten Nachschusschance. Wackelte weiter, verursachte gegen Raum einen Elfmeter nach 32 Minuten, weil er sich zu ungeschickt anstellte. Auch vor dem Abseitstor kurz vor der Pause unsicher. Das setzte sich in der zweiten Halbzeit fort. Es waren nicht die ganz großen Fehler, aber Ruhe strahlte Gonda nicht aus. Allerdings auch starke Doppelparade nach 70 Minuten. Note: 3,5

Hiroki Sakai: Wurde von Raum gefordert, wackelte zu Beginn ein wenig und hatte ein Luftloch in seinem Spiel. Danach mit Licht und Schatten, musste oft von Ito unterstützt werden. Mit dieser Unterstützung konnte er Raum & co. zumindest ordentlich stellen. Bediente Asano in der 2. Halbzeit zweimal sehr gut. Note: 3,5

Maya Yoshida: Natürlich Probleme beim Tempo, aber aufgrund der defensiveren Herangehensweise wurden diese nicht aufgedeckt. Im Spielaufbau oft zu langen Bällen gezwungen, diese waren auch noch unpräzise. Musste selten in 1vs1-Duelle gehen, seine Routine half ihm bei der Besetzung der Räume. In der Druckphase der DFB-Elf souverän. Note: 3

Ko Itakura: Ruhig, souverän, abgeklärt zu Beginn. Hielt gemeinsam mit Yoshida das Zentrum dicht. Allerdings ohne Akzente im Spielaufbau, was ein Problem war. Gute Harmonie mit Yoshida, Kopfballchance nach 66 Minuten. Unter Druck kaum Fehler, befreite sich klar. Note: 2,5

Yuto Nagatomo: Kein Spieler mehr, der die Linie rauf und runter rennt. War defensiv solide. Seine erste Flanke in der Nachspielzeit der 1. Halbzeit war dann aber gefährlich. Zu Beginn der zweiten Halbzeit mit etwas anderer Rolle, aber auch damit konnte er sich nicht besonders anfreunden. Taktisch diszipliniert, das war es dann auch. Für mehr offensive Durchschlagskraft in der 57. Minute vom Feld genommen. Note: 4

WM 2022 DFB-Team Deutschland Japan

Photo by Robert Cianflone/Getty Images

Wataru Endo: Von Beginn an wie auf der Bundesliga gewohnt sehr viel unterwegs. Lief Lücken zu, wollte der Defensive Struktur geben. Hatte keinen klassischen Gegenspieler, orientierte sich immer zum Gefahrenherd. Wenn ein Spieler, der für Struktur und Ordnung steht, nicht besonders auffällig ist, dann spielt er meistens sehr ordentlich. So auch hier. Note: 2

Ao Tanaka: War der Spieler im Mittelfeldzentrum, der eher rausschieben durfte, um anzulaufen. Unauffällige Partie im Mittelfeld, hatte mit dem Ball nur wenige Möglichkeiten, sich in Szene zu setzen. Gegen das fluide Mittelfeld der DFB-Auswahl Mittunter etwas überfordert. Wenige Akzente mit dem Ball im Spiel nach vorne. Note: 4

Takefusa Kubo: Versuchte viel, es gelang zu Beginn aber eher wenig. Immerhin gegen den Ball ein Unruheherd, wenn Deutschland etwas anbot. Spielte eine Gleichzahlsituation nach 35 Minuten sehr schlecht aus. Sonst auch ein „Opfer“ der Herangehensweise. Wurde zur Pause ausgewechselt. Note: 4,5

Daichi Kamada: Gemeinsam mit Maeda oft im Pressing erster Initiator. Da die DFB-Elf das Spiel bestimmte, hatte er wenig Spielanteile in der ersten Halbzeit. Begann in der zweiten Halbzeit etwas agile und flexibler, wurde einmal auf die Reise geschickt, stand aber im Abseits. Versuchte, sich die Bälle tiefer zu holen, zeigte Engagement. Leitete den Ausgleich mit einer guten Idee ein. Steigerte sich in der 2. Halbzeit. Note: 3

Junya Ito: Lief früh David Raum davon und bediente Maeda, der zwar traf, aber im Abseits stand. War weiterhin viel in der Defensive gebunden und dort war zu erkennen, dass seine Stärken im Spiel nach vorne liegen. Offensiv blöderweise auch noch unglücklich, lief oft ins Abseits. Großchance nach 73 Minuten, scheiterte aber an Neuer. Hatte sich dabei aber nichts vorzuwerfen. Note: 3

Daizen Maeda: Traf zum 1:0, stand aber deutlich im Abseits, hätte das aber nicht nötig gehabt. Setzte ansonsten nur wenig Akzente. Kopfballchance kurz vor der Halbzeit, sonst kam nicht viel. Nach 56 Minuten ausgewechselt. Note: 4,5

Takehiro Tomiyasu (ab 46. für Kubo): Grundsolide Partie. Gewann Zweikämpfe, war viel unterwegs, spielte im Aufbau ruhig und sicher. Machte das, was er bei Arsenal auch immer macht. Note: 2,5

Takuma Asano (ab 57. für Maeda): Er belebte das Spiel der japanischen Elf deutlich. Viel Präsenz, kluge Bewegungen, nahm es immer wieder mit Rüdiger auf. Aber: Seine Abschlüsse wurden weitgehend geblockt. Allerdings setzte er sich beim 2:1 klug von Schlotterbeck ab, profitierte dann von dessen Passivität. Der Abschluss war außerdem sehr stark. Note: 2

Kaoru Mitoma (ab 57. für Nagatomo): Auch er hatte einen positiven Einfluss auf das Spiel. Japan wurde quirliger, aktiver. Das lag auch am Akteur von Brighton. Technisch fein, kluge Bewegungen. Sorgte für Entlastung im Spiel mit dem Ball. Note: 3

Ritsu Doan (ab 71. für Tanaka): Kam als Joker, um für Furore zu sorgen und traf zum 1:1. Auch sonst sehr quirlig. Keine Bewertung mehr aufgrund zu weniger Szenen.

Takumi Minamino (ab 75. für Sakai): Keine Bewertung mehr.

Photo by Claudio Villa/Getty Images


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