Das Fußballjahr 2022 neigt sich dem Ende entgegen, also ist es Zeit für die Jahresawards. In sieben Kategorien lassen wir das Jahr noch einmal Revue passieren. Die siebte und letzte Kategorie wirft noch einmal einen Blick zurück auf die schönsten Tore des Jahres.
Tore sind essenziell im Fußball. Fans schauen die Spiele einerseits um mitzufiebern, aber natürlich auch aus Unterhaltungsgründen. Und Tore sorgen für Unterhaltung, vor allem besonders schöne oder besonders emotionale. Auch im Fußballjahr 2022 fielen wieder einige absolut spektakuläre Tore. Theo Hernandez (25) und sein brillantes Solo gegen Atalanta war einer der Meilensteine auf dem Weg zum Scudetto für Milan. Auch Lukas Podolski (37) erzielte noch ein herausragendes Tor, traf aus großer Distanz und stellte unter Beweis, dass sein linker Fuß noch immer für die speziellen Momente sorgen kann. Die 90PLUS-Redaktion hat sich bei ihrer internen Vorabstimmung aber auf andere, auch ganz besondere und spezielle Tore festgelegt.
Den Link zur Abstimmung findet ihr unten im Artikel!
Richarlison im WM-Spiel gegen Serbien
Der erste Spieltag einer Weltmeisterschaft ist etwas besonderes – immer. Monatelang wird vorher über das Leistungsvermögen spekuliert. Sogar auf Statistik basierende Wahrscheinlichkeitsrechnungen werden angestellt, um sich der über allem schwebende Frage anzunähern, wer denn diesmal Weltmeister wird. Das Spiel zwischen Brasilien und Serbien bildete den Abschluss des erste Spieltages der Weltmeisterschaft 2022. Alle anderen Mannschaften hatten bereits einmal gespielt. Und zwei Favoriten – namentlich Argentinien und Deutschland – hatten mit Auftaktniederlagen die hohen Erwartungen bereits gewaltig unterlaufen. Umso genauer blickten die Beobachter also am 24. November auf Brasilien, denen von vielen die besten Chancen auf den WM-Titel ausgerechnet wurden. Stolpert auch die Seleção?
Die Antwort darauf war eindeutig: Nein! Und das wurde denjenigen, die es vorher noch nicht glauben wollten, spätestens in der 73. Spielminute bewusst. Vinícius Júnior (22) dribbelte auf den linken Flügel in Richtung Strafraum und löffelte den Ball vom Rand des abgegrenzten Bereiches mit dem rechten Außenrist – lässig und schlampig zugleich – zum Elfmeterpunkt. Richarlison (25), umringt von drei Gegenspielern, nahm den auf Kniehöhe fliegenden Ball mit dem linken Fuß an. Dem Tor hatte er den Rücken zugewandt. Mit seinen Annahme beförderte er den Ball geradewegs in die Luft. Und als der Ball für den Bruchteil einer Sekunde über seinem Kopf schwebte, entschied er sich, den Ball per Seitfallzieher akrobatisch Richtung Tor zu schießen. Er schlug unhaltbar im unteren linken Eck ein.
Besonders war das Tor wohl auch deswegen, weil es die Sehnsucht der Brasilianer nach dem schönen Spiel, dem Besonderen und dem Zauberhaften bediente. Es löste im Land eine zügellose Euphorie aus, die erst am 9. Dezember, dem Tag des Ausscheidens gegen Kroatien im Viertelfinale, jäh endete.
Erling Haaland in der Champions League gegen den BVB
Das Siegtor von Erling Haaland (22) war auf mehreren Ebenen besonders und speziell. Doch der Reihe nach: Am 14. September standen sich Manchester City und der BVB in der Champions League gegenüber. Die Borussen zeigten eine aufopferungsvolle Leistung und führten bis zehn Minuten vor dem Ende nicht unverdient mit 1:0. Doch ab hier folgte eine eindrucksvolle Lehrstunde purer individuelle Klasse seitens der Citizens. Nachdem erst John Stones (28) mit einem sehenswerten Distanzschuss für den zwischenzeitlichen Ausgleich sorgen konnte, wussten Joao Cancelo (28) und eben Haaland nur kurze Zeit später sämtlichen Fußballfans die Sprache zu verschlagen.
In der 84. Minute hatte der portugiesische Außenverteidiger den Ball knapp 25. Meter vor dem gegnerischen Gehäuse eng am Fuß. Unbedrängt nahm der 28-jährige Maß und zirkelte das Spielgerät sehenswert mit dem Außenrist auf den zweiten Pfosten. Dort wurde es nicht minder spektakulär. Erling Haaland flog regelrecht zum Ball und beförderte diesen in kaum zu glaubender Höhe, ebenfalls mit dem Außenrist, hinter die Linie. Der Jubel schien grenzenlos – sowohl Fans als auch Mitspieler waren aus der Ekstase kaum mehr herauszuholen. Nur der Norweger selbst blieb nach seinem Treffer im ersten Spiel gegen seinen ehemaligen Verein ganz cool und zollte den Borussen Respekt.
Ein Treffer im ersten Spiel gegen die ehemaligen Kollegen, ein spätes Siegtor nach Rückstand, eine Vorlage, wie sie nur selten zu sehen ist und ein Abschluss mit dem Außenrist in einer Höhe, die manch einer nicht einmal per Strecksprung erreicht – dieser Treffer ist wie Eingangs erwähnt gleich auf vielen Ebenen besonders und speziell. Und daher auch verdientermaßen unser Kandidat zum Tor des Jahres!
Dimitri Payet gegen PAOK
Es war das Viertelfinale der UEFA Europa Conference League, Olympique Marseille spielte gegen PAOK Saloniki aus Griechenland. Das Hinspiel stieg in Marseille und die Gastgeber gingen als Favorit in diese Partie. Früh trafen die Hausherren auch zur Führung, Gerson sorgte nach nicht einmal 15 Minuten für das 1:0. Kurz vor dem Pausenpfiff folgte an diesem 7. April der große Auftritt von Dimitri Payet (35). In seiner Karriere zeigte dieser schon einige Male, dass er über eine fantastische Schusstechnik verfügt.
Dieses 2:0 in der 45. Minute war aber ein ganz besonderes Tor. Marseille bekam einen Eckball von der rechten Seite zugesprochen und dieser wurde in den Rückraum gespielt. Halbhoch, wohl gemerkt. Der Ball setzte noch einmal auf und fand Payet. Der Offensivspieler nahm kurz Anlauf und traf die Kugel per Halbvolley perfekt. Wie an der berühmten Schnur gezogen fand der Ball seinen Weg genau rechts oben in den Torwinkel. Der Torhüter flog vergeblich hinterher.
Es war eines dieser Tore, das man nur selten sieht. Der Pass war perfekt temperiert, der Schuss ebenso. Alles passte, auch wenn Marseille an diesem Abend noch einen Gegentreffer hinnehmen musste. Im Rückspiel gab es dann ebenfalls einen Sieg (1:0), erst im Halbfinale gegen Feyenoord war für die Franzosen die Reise beendet.