WM 2022 | Titeltraum gegen Titelverteidigung: Die Statistik-Vorschau zum Finale

18. Dezember 2022 | WM-Spotlight | BY Victor Catalina

News | An diesem Sonntag um 16:00 Uhr steht das größte Spiel des Weltfußballs an, Argentinien trifft im Finale der WM 2022 auf Frankreich. Dabei kann Lionel Messi seinen Status als einer der größten aller Zeiten weiter zementieren – und sich einen Vierkampf um den Golden Boot liefern. Die Statistik-Vorschau.

Argentinien: Zehn Mann für Nummer zehn – und Nummer drei

Ein letzter Versuch, ein allerletztes Spiel. Bereits im Vorfeld des Finals kündigte Lionel Messi an, dass es für ihn nach dieser Weltmeisterschaft keine weitere geben werde. Selbst er, der älteste im Kader, kennt Argentiniens zwei Erfolge 1978 und 1986 lediglich vom Hörensagen. Drei Jahre war Messi alt, als man dem DFB-Team 0:1 unterlag, 2014 stand er selbst auf dem Platz. Das Endspiel am Sonntag wird für Argentinien das sechste in diesem Wettbewerb sein. Einzig Deutschland kommt mit acht auf mehr Finalteilnahmen. Von diesen acht verlor man genau die Hälfte – auch das ist Rekordwert. Einer, nach dessen Einstellung die Albiceleste eher bedingt streben dürfte.

 



 

Um das zu verhindern, wird es für Argentinien umso mehr auf die taktische Disziplin und den Zusammenhalt ankommen, den sie über die letzten Jahre gezeigt haben. Früher lag es an Messi, das Team zu tragen. Nun ist es genau andersherum. Zehn Mann kämpfen für den Mann mit der Zehn und den großen, gemeinsamen Traum. Nur Jesus hatte einst zwei Jünger mehr. Von den Tribünen und in der Heimat wird Messi längst gehuldigt. „Ich habe einen Papst und ich habe Messi“. Mit diesen Worten kommentierte Alejandro Fantino seinerzeit den Siegtreffer gegen den Iran am 2. Spieltag der WM 2014. Bereits mit Anpfiff wird sich Messi voraussichtlich den nächsten Rekord sichern und mit seinem 26. Spiel in diesem Wettbewerb an Lothar Matthäus vorbeiziehen. Sollte er treffen oder vorlegen, wäre er nicht nur der erste Spieler mit 20 Torbeteiligungen bei einer WM, sondern auch der erste, der in der Gruppenphase, Achtel-, Viertel-, Halbfinale und Finale trifft. Elf Tore und acht Assists gelangen Messi in bislang 25 WM-Partien.

WM 2022 Argentinien Frankreich

Photo by GIUSEPPE CACACE/AFP via Getty Images

Für Argentiniens Erfolg ist allerdings auch ein anderer Lionel verantwortlich, Lionel Scaloni. Wie Messi ist er in Rosario geboren und begann seine Karriere bei den Newell’s Old Boys. 2006 standen die beiden gemeinsam im Kader. Das Achtelfinalaus vor vier Jahren erlebte Scaloni als Co-Trainer Jorge Sampaolis mit. Zu Beginn seiner Amtszeit gab es, ob seiner Eignung als Nationaltrainer, nicht wenige kritische Stimmen. Argentinien ist Scalonis erste Trainerstation. Mit 44 Jahren ist er der jüngste Trainer im Turnier und der jüngste in einem Endspiel seit dem damals 42-jährigen Rudi Völler 2002. Noch jünger als Scaloni war als Weltmeistertrainer zuletzt César Luis Menotti 1978, genau 39 Jahre und 246 Tage. Der alleinige Rekord steht seit der allerersten WM-Ausgabe 1930, als Alberto Suppici Uruguay im Alter von 31 Jahren und 252 Tagen zum Titel führte.

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Frankreich: Rekorde für Griezmann, Mbappé und Deschamps?

Wesentlich länger als Scaloni ist sein Gegenüber Didier Deschamps im Amt. Als er 2012 Nachfolger von Laurent Blanc wurde, spielte Scaloni noch bei Lazio und um die französische Nationalmannschaft stand es eher bescheiden. Blamage als Gruppenletzter bei der WM 2010, Viertelfinalaus bei der EM 2012. Zwar scheiterte man auch in Deschamps‘ erstem Turnier, der WM 2014, erneut in der Runde der letzten Acht, diesmal am DFB-Team (0:1). Mit Ausnahme der Euro 2020 erreichte Frankreich danach jedes Mal mindestens das Endspiel, so auch 2022. Damit ist Frankreich der erste Titelverteidiger seit Brasilien 1998, dem der Sprung ins Finale gelingt. Sollte man dieses gewinnen, wäre Deschamps der zweite Trainer nach Vittorio Pozzo mit Italien 1934 und 1938, der aufeinanderfolgende Weltmeisterschaften gewinnen könnte. 14 seiner 18 Partien in diesem Wettbewerb gestaltete Deschamps siegreich, einzig Helmut Schön (16) kommt auf mehr.

WM 2022 Argentinien Frankreich

Photo by FRANCK FIFE/AFP via Getty Images

Das erste Endspiel erreichte Frankreich 1998 im eigenen Land. Seitdem kamen 2006, 2018 und nun 2022 drei weitere hinzu. Damit stehen die Franzosen bei doppelt sovielen Finalteilnahmen wie alle anderen Nationen in diesem Zeitraum. Die vergangene konnte man, nicht zuletzt dank Antoine Griezmann und Kylian Mbappé auf die eigene Seite ziehen. Bei einem eigenen Treffer würden sie sich in eine Liste mit Vavá (1958, 1962), Pelé (1958, 1970), Paul Breitner (1974, 1982) sowie Zinédine Zidane (1998, 2006) einreihen, die bislang in separaten WM-Finals treffen konnten.

Treffen ist das richtige Stichwort. Wenngleich beide Teams über eine durchaus solide Defensive verfügen, darf man – zumindest auf dem Papier – Tore erwarten. Sowohl Argentinien als auch Frankreich haben noch zwei Kandidaten im Rennen um den Golden Boot: Kylian Mbappé (5 Tore) und Olivier Giroud (4) auf der einen Seite, Lionel Messi (5) sowie Julián Álvarez (4) auf der anderen. Gesucht wird der Nachfolger von Harry Kane, der 2018 sechsmal traf.

(Photo by Dan Mullan/Getty Images)

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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