Den alten Grundsatz von Joachim Löw beherzigt auch Julian Nagelsmann – mit einer kleinen Ergänzung. „Serge Gnabry spielt immer bei mir“, hatte Weltmeistercoach Löw einst gesagt. Sein Erbe aber nannte noch einen wichtigen Zusatz: „Er muss in dieser Verfassung sein, dann ja.“
Aktuell ist Gnabry in glänzender Verfassung, nicht nur wegen seiner neun Scorerpunkte in 13 Pflichtspielen dieser Saison. „Er war einer dieser Vorbildspieler, was Gier angeht“, schwärmte Nagelsmann nach dem lockeren 4:0 in der WM-Qualifikation gegen Luxemburg am vergangenen Freitag.
Gnabry wirbelte in Sinsheim nicht nur im Angriff, er sprintete auch immer wieder zurück, eroberte so Bälle in der Defensive. „Wenn die Topspieler, die in der Offensive angesiedelt sind und seit Jahren bei einem Riesenverein spielen, diese Galligkeit auch nach hinten vorleben, dann wird es auch jeder Spieler von einem kleineren Verein machen“, sagte Nagelsmann.
Gnabry momentan in Topform
Gnabry als Vorbild? Das war jahrelang fast undenkbar. Doch der inzwischen 30-Jährige scheint noch einmal einen Sprung gemacht zu haben. „Serge hat eine gute Entwicklung genommen. Er hat eine extrem hohe Qualität. Er ist ein Teamplayer und bodenständig“, lobte Nationaltorhüter Oliver Baumann vor dem wegweisenden Spiel in Belfast gegen Nordirland am Montag (20.45 Uhr/RTL).
Mit 24 Länderspiel-Toren ist Gnabry der erfolgreichste Schütze im aktuellen DFB-Kader – und der Münchner strotzt vor Selbstvertrauen. „Tore und Assists helfen einem immer, eine gewisse Leichtigkeit zu entwickeln“, sagte der gebürtige Stuttgarter, der sich nach seinem starken Auftritt gegen Luxemburg erst einmal eine ordentliche Portion Spätzle gönnte.
Laut Bundestrainer Nagelsmann hatte Gnabry sein „bestes Länderspiel seit langem gemacht“. Und diese Phase will der variabel einsetzbare Offensivspieler fortsetzen. „Man nimmt so einen gewissen Flow mit“, sagte Gnabry, dessen Vertrag beim deutschen Rekordmeister am Saisonende ausläuft.
Beim FC Bayern galt er zuletzt immer wieder als Verkaufskandidat. Doch nach einigen offensiven Abgängen und der schweren Verletzung von Jamal Musiala ist er in der Rolle hinter Tormaschine Harry Kane derzeit gesetzt.
„Man macht sich jetzt nicht ständig Gedanken, muss ich jetzt das und das machen, um das nächste Spiel auch wieder zu spielen. Und deswegen läuft es gerade sehr gut“, lieferte Gnabry die Erklärung für sein Hoch. Hält es weiter an, dann wird auch Julian Nagelsmann sagen: „Serge Gnabry spielt immer bei mir.“