Julian Nagelsmann federte zu den Klängen des Mega-Hits „YMCA“ der Village People aus dem Kennedy Center ins winterlich verschneite Washington, der Bundestrainer hatte sichtlich gute Laune. Kein Wunder: Bei der vorweihnachtlichen Bescherung in der US-Hauptstadt hatte Nagelsmann das große Los gezogen – und gleich wieder den fünften Stern im Sinn.
„Jede Mannschaft, die mitspielt, hat den Drang und die Lust, das Turnier zu gewinnen“, sagte der Bundestrainer mit Blick auf die XXL-WM 2026, bei der er wie am Freitagabend am Potomac River „eine großartige Show“ erwarte. Am liebsten mit der Krönung am 19. Juli im MetLife Stadium. „Ich verspreche“, sagte Nagelsmann, „dass wir gut drauf und in guter Verfassung sein werden.“
Nagelsmann will viel erreichen
Die Vorrundengruppe E, in die seine Elf gelost worden war, bietet den perfekten Auftakt. „Machbar“, nannte sie Nagelsmann, zugleich werde der viermalige Weltmeister aber gegen die „Wundertüte“ Curacao, den Afrikameister Elfenbeinküste und Ecuador „von Beginn an gefordert. Das ist nichts, wo wir leicht durchmarschieren werden.“
Und das soll es auch nicht sein. „Es geht darum, jeden Tag das Beste aus uns herauszuholen“, sagte Nagelsmann über das Mammutturnier in den USA, Mexiko und Kanada, bei dem die quälend lange Ziehung unter goldenen Kronleuchtern einen weiteren Vorteil brachte: Weil die Spielorte für das DFB-Team in der „Eastern“ und „Central Region“ liegen, kann ein Base Camp im favorisierten Südosten der USA anvisiert werden.
„Wir wurden einem Chapter zugeteilt, das für die Quartierswahl gut sein wird“, sagte Nagelsmann, der sich vor Ort ein letztes Mal ein Bild machen will. „Wir haben noch mehrere Dinge zur Auswahl“, berichtete er, „wir sind guter Dinge, dass das funktioniert, was wir uns vorstellen.“
Auch sportlich. „Wir wollen weiterkommen, aber wir müssen Schritt für Schritt gehen“, sagte Nagelsmann. Selbst Auftaktgegner Curacao, der kleinste WM-Teilnehmer der Geschichte, werde „uns fordern“, meinte der 38-Jährige, „da sind wir auf dem Papier Favorit, aber ob das immer so förderlich ist, weiß ich nicht“.
Dass die Elfenbeinküste Afrikameister ist, sei „ein Qualitätsmerkmal“, warnte er vor Gegner Nummer zwei. Und Ecuador, der einzige Vorrundengegner, mit dem es eine deutsche WM-Mannschaft schon mal zu tun hatte (3:0/Vorrunde 2006)? „Nicht leicht zu spielen“, analysierte Nagelsmann, „sie haben drei, vier richtige Topstars“ wie Moises Caicedo vom FC Chelsea.
Bernd Neuendorf sprach nach all dem Brimborium mit musikalischen und politischen Einlagen wie dem FIFA-Friedenspreis für Donald Trump von einer „guten Mischung aus verschiedenen Kontinenten“. Eingedenk der historischen Vorrunden-Pleiten 2018 und 2022 warnte der DFB-Präsident: „Jeden, der sich qualifiziert hat, sollte man sehr ernst nehmen.“
An mögliche Kracher wie gegen Vizeweltmeister Frankreich oder Rekordchampion Brasilien schon im Achtelfinale wollte Nagelsmann daher keinen Gedanken verschwenden. „Für uns ist es gar nicht so wichtig, ob wir Erster oder Zweiter werden, wir planen den Turnierbaum nicht vor“, behauptete er: „Irgendwann werden Topteams kommen, daran muss man sich gewöhnen.“
Zunächst gelte: „Erstmal hinkommen!“ Auch für den Anhang. „Ich wünsche mir, dass viele Fans aus Deutschland kommen“, sagte Nagelsmann, „und die hohen Kosten und Reisestrapazen auf sich nehmen.“ Damit sie dabei sind, wenn er auch im Sommer das große Los zieht.

