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90PLUS » Viele DFB-Baustellen: Nagelsmann als Problemlöser gefordert
WM 2026

Viele DFB-Baustellen: Nagelsmann als Problemlöser gefordert

90PLUS
07.10.25, 14:15
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Julian Nagelsmann beobachtete die Passübungen seiner Nationalspieler mit tief in den Taschen vergrabenen Händen und ernster Miene. Bei der folgenden Diskussion mit seinen Assistenten gestikulierte der Bundestrainer immer wieder. Nagelsmann wirkte angespannt – aus gutem Grund. Die Baustellen vor den wegweisenden WM-Qualifikationsspielen gegen Luxemburg und in Nordirland sind zahlreich. Teils unverschuldet, teils aber auch hausgemacht.

„Ich merke, dass er nach der richtigen Lösung und Stabilität für unsere Mannschaft sucht“, stellte Matthias Sammer bei Sky fest und hatte direkt einen seiner vielen Ratschläge parat: „Und die geht erst mal nur über Kontinuität und Vertrauen. Gib dieser Mannschaft diese Dinge.“

Von Kontinuität ist in der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wenig festzustellen. Nagelsmann wechselte – auch aufgrund der zahlreichen Verletzungen – immer wieder das Personal und das System munter durch. Seine teils komplexen Versuchsanordnungen schienen den einen oder anderen Nationalspieler zu überfordern.

Nagelsmann muss die Dinge in den Griff kriegen

Der Bundestrainer spricht nach dem Stolperstart in die Qualifikation von einer „instabilen Situation“. Daran ist er selbst nicht völlig unschuldig. Die zur EM eingeführte Rollenverteilung wurde nach dem Turnier ein Stück weit wieder aufgelöst. Ließ er in den 15 Länderspielen 2024 immer mit einer Viererkette in der Grundordnung spielen, lief in den sechs Länderspielen des laufenden Jahres (zwei Siege, drei Niederlagen) dreimal eine Dreierkette auf.

Nagelsmann wirkt acht Monate vor dem Start der XXL-WM in den USA, Mexiko und Kanada wie ein Suchender – mit vielen Fragen. Wer ist der Mister X neben Kapitän Joshua Kimmich in der Zentrale auf der Doppelsechs? Wer kann die große Baustelle auf den Außenverteidigerpositionen schließen? Wie bekommt er seine anfällige Defensive dicht? Und wann kann sich endlich eine dringend benötigte Achse einspielen?

„Wir müssen schauen, dass wir auf dem Platz noch mehr eine Einheit werden. Dazu sehen wir jetzt auch diese zwei Spiele, dass wir wachsen“, sagte Außenverteidiger David Raum und schob mahnend hinterher: „Wir haben bis zur WM nicht mehr viel Zeit!“

Es müssen schnell Antworten auf die vielen Fragen her. Doch das ist schwierig. Schließlich muss Nagelsmann auch weiterhin auf wichtige Säulen wie Torhüter Marc-André ter Stegen, Magier Jamal Musiala, Abwehrchef Antonio Rüdiger, Offensivstar Kai Havertz und Torjäger Tim Kleindienst verzichten. Sturmhoffnung Nick Woltemade fehlte aufgrund eines grippalen Infekts auch am Dienstag beim Training in Herzogenaurach.

Nagelsmann muss dennoch Lösungen finden, wenn er die Chance auf das direkte WM-Ticket nicht vorzeitig verspielen will. „Wir wollen mehr ins Machen kommen und weniger ins Reden“, sagte der 38-Jährige zuletzt. Doch von dem viel zitierten Selbstverständnis für Siege, wie es Weltmeister Argentinien und Europameister Spanien vor ihren Titeln entwickelt haben, ist das DFB-Team meilenweit entfernt.

Julian Nagelsmann
Foto: IMAGO

Die Entwicklung der Mannschaft „hinke“ derzeit „ein bisschen“, sagte Ehrenspielführer Philipp Lahm. Der Weltmeister von 2014 will dennoch „positiv auf die nächsten Länderspiele schauen“.

Leicht fällt das nicht. Nach der Blamage von Bratislava in der Slowakei (0:2) hinterfragte sogar der Bundestrainer die Einstellung seiner Spieler. Hinzu kommt die Unterfahrenheit. 25 Profis hat Nagelsmann für die Spiele gegen Luxemburg am Freitag in Sinsheim (20.45 Uhr/ARD) und drei Tage später in Belfast gegen Nordirland (20.45 Uhr/RTL) nominiert – 16 von ihnen haben weniger als zehn Länderspiele absolviert. Die Formschwäche des Offensiv-Juwels Florian Wirtz nach seinem Wechsel zum FC Liverpool bereitet ebenfalls Sorge.

 

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