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2. Bundesliga | 1. FC Köln – Vereinstreue und ein neuer Impuls auf der Trainerbank als Erfolgsformel?

1. August 2024 | Spotlight | BY Steven Busch

Am Ende der Saison 2023/24 musste der 1. FC Köln den bitteren Gang aus der Beletage des deutschen Fußballs in Richtung 2. Bundesliga antreten. Potenziert durch etliche Widrigkeiten – Transfersperre, Ausstiegsklauseln im Abstiegsfall etc. – wurde in der Domstadt zunächst mit bangem Blick auf die neue Herausforderung im Unterhaus geblickt. Mittlerweile hat sich aber eine „Jetzt-erst-recht-Stimmung“ rund um das (marode) Geißbockheim etabliert.

1. FC Köln – Schwächster Angriff 2023/24 & zahlreiche Widrigkeiten auf der Mission „Wiederaufstieg“

(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Dunkle Wolken hängen am 18. Mai 2024 über dem altehrwürdigen, wenngleich maroden Geißbockheim. An diesem Samstagnachmittag ist der beheimatete 1. FC Köln, infolge einer indiskutablen 1:4-Pleite beim 1. FC Heidenheim, aus der Bundesliga abgestiegen. Zum siebten Mal in der Geschichte des 1948 gegründeten Traditionsvereins aus der Karnevalshochburg muss der bittere Gang in die Zweitklassigkeit angetreten werden.

Als sei dieser sportliche Tiefschlag nicht bereits per se schlimm genug, ist bereits im Vorfeld klar: Die Mission „Wiederaufstieg“ wird von zahlreichen Widrigkeiten begleitet. Insbesondere die vom Internationalen Sportgerichtshof CAS verhängte Transfersperre, aufgrund derer die Effzeh-Verantwortlichen bis zum Winter 2025 keine neuen Spieler verpflichten respektive für den Profikader registrieren dürfen, und in den Verträgen vieler Leistungsträger verankerte Ausstiegsklauseln im Abstiegsfall erzeugen zunächst Weltuntergangsstimmung in der Domstadt.



Doch mittlerweile wird am Rhein wieder deutlich positiver auf die Saison 2024/25 in der 2. Bundesliga geblickt. In erster Linie ist der dezente Optimismus mit der Personalie Gerhard Struber verknüpft. Der Österreicher ist seit 1. Juli offiziell neuer Trainer beim 1. FC Köln und folgt auf den erst im Januar 2024 installierten Timo Schultz. Struber, im April dieses Jahres bei Red Bull Salzburg geschasst, war die klar kommunizierte Wunschlösung als Übungsleiter und erzeugte bereits bei dessen Antrittspressekonferenz eine gewisse Euphorie bei den über 138.000 MitgliederInnen des Vereins: „Wir wollen so schnell wie möglich zurück in die Bundesliga.“

Auch in puncto Spielidee ließ sich Struber zu einem transparenten wie offenherzigen Statement hinreißen: „Wir wollen sehr proaktiv agieren, in allen Phasen des Spiels Antworten haben, gepaart mit einer hohen Intensität. Wir wollen aktiven und vertikalen Fußball spielen und uns auch mental viel zutrauen. Das ist mir wichtig, dass wir uns viel zutrauen und auch bereit sind, Fehler zu machen.“

1. FC Köln – Alles beim Alten & doch alles neu?

(Photo by Pau Barrena/Getty Images)

Die Frage war jedoch zunächst: Mit welchem Personal sollte der 47-jährige Chefcoach diese offensive Taktik umsetzen? Doch dann wurde überraschend der Begriff Vereinstreue aus der Mottenkiste geholt. Nacheinander bekundeten arrivierte Kräfte wie Mark Uth, Jan Thielmann, Eric Martel, Florian Kainz oder der unterdessen zum neuen Kapitän ernannte Timo Hübers, auch in der kommenden Spielzeit im RheinEnergieSTADION aufzulaufen – waschechte Coups!

Anders als die genannten Akteure haben sich mit Jeff Chabot (vier Millionen Euro/ VfB Stuttgart), Davie Selke (ablösefrei/ Hamburger SV), Benno Schmitz (ablösefrei/ Grasshopper Club Zürich) sowie Justin Diehl (ablösefrei/ VfB Stuttgart) auch einige potenzielle Stammspieler gegen einen Verbleib entschieden. Einige Abgänge (Marvin Schwäbe, Dejan Ljubicic) könnten zudem in den nächsten Wochen noch folgen.

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Wie bereits eingangs erwähnt, darf der dreifache Deutsche Meister bis zur Wintertransferperiode 2025 laut Gerichtsurteil keine neuen Spieler registrieren – immerhin wurden die bisherigen Leihgaben Luca Waldschmidt und Rasmus Carstensen fest verpflichtet, sowie exemplarisch mit Mansour Ouro-Tagba (1860 München) beziehungsweise Chilohem Onuoha (RB Leipzig) spannende Vorgriffe auf die Zukunft getätigt. Beide Talente werden in der Saison 2024/25 auf Leihbasis – Ouro-Tagba beim SSV Jahn Regensburg und Onuoha beim SC Verl – Spielpraxis im Profigeschäft sammeln.

Generell ist der Kader des Effzehs mit 34 Spielern (laut Transfermarkt.de) quantitativ recht komfortabel besetzt. Allerdings offenbart das Durchschnittsalter von 24,4 Jahren, dass es etlichen Protagonisten im Aufgebot an Erfahrung auf diesem Niveau mangelt. Umso wichtiger, dass sich ein Routinier wie Spielgestalter Uth für den Verbleib in der Domstadt entschieden hat. Die fußballerischen Qualitäten des gebürtigen Kölners sind ohne jeden Zweifel erhaben, jedoch steht ein großes Fragezeichen hinter der körperlichen Belastbarkeit – nur elf Bundesligapartien 2023/24 – des 32-Jährigen. Allgemein laborieren kurz vor dem Saisonstart etliche Profis an teils langfristigen Blessuren (Finkgräfe, Kainz, Christensen, Carstensen, Kilian).

1. FC Köln – Et hätt noch immer jot jejange!

(Photo by Pau Barrena/Getty Images)

Augenscheinliche Fortschritte präsentierte das Struber-Team während der (ungeschlagenen) Vorbereitung insbesondere in puncto Torgefahr. Allerdings herrscht in dieser fußballspezifischen Kernaufgabe auch großer Nachholbedarf aus der Spielzeit 2023/24. In der Bundesliga wurde der 1. FC Köln mit der schwächsten Offensive gelistet (28 Tore). Dabei fehlte es der Mannschaft vor allem an EFFIZIENZ! Laut Expected Goals (xG) hätten die Geißböcke sagenhafte 16,34 (!) Treffer mehr erzielen müssen (Platz eins in diesem Ranking).

Von den lediglich 28 Toren der Vorsaison entfallen sechs Buden auf Selke, der den Verein jedoch in Richtung HSV verlassen hat. Dementsprechend sollte respektive müssen andere Angreifer in die Bresche springen sowie hinsichtlich Effizienz neue Maßstäbe setzen. Im Rahmen des 3:2-Erfolgs bei der Zweitliga-Generalprobe gegen den Serie-A-Klub Udinese Calcio erhielten Damion Downs und Tim Lemperle im 4-4-2-System mit enger Raute das Startelfmandat im Zweiersturm. Nicht unwahrscheinlich, dass das Duo auch zum Ligastart gegen den Hamburger SV (Freitag, 2. August (20:30 Uhr)/ Sat.1 & Sky) gemeinsam auf dem Rasen steht.

Zwei weitere Personalien werden rund um das Geißbockheim noch im Argusaugen begutachtet. Zwischen den Pfosten beerbt Eigengewächs Jonas Urbig – nach Leihe bei der SpVgg Greuther Fürth – den bisherigen Stammhalter Schwäbe. Zudem bleibt es spannend zu beobachten, ob Linksverteidiger Leart Pacarada die misslungene Debütsaison im Kölner Trikot aus den Knochen abschütteln kann und vielmehr endlich die berüchtigten Flankenläufe aus St.-Pauli-Zeiten zeigt.

Sicherlich, es bedarf einer gewissen Portion Kölscher Lebensphilosophie – „Et hätt noch immer jot jejange!“ – beim Blick auf die Herausforderung und namhafte Konkurrenz in der 2. Bundesliga, doch nach vielen Sorgen ist der Glaube an eine sorgenfreie Saison 2024/25 zurückgekehrt. Spätestens wenn mit der bedingungslosen Unterstützung des frenetischen FC-Publikums die ersten Ergebnisse positiv gestaltet werden können, wird auch die Hoffnung auf den direkten Wiederaufstieg Futter erhalten. Vielleicht scheint dann spätestens am Rosenmontag auch wieder die Sonne am Geißbockheim.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Steven Busch

Die Außenristpässe eines Tomás Rosicky entfachten seinen Enthusiasmus für den Fußball und die Affinität zu den schwarzgelben Borussen aus dem Ruhrgebiet. WM-Held Mario Götze brach ihm mit dem Wechsel in den Süden der Republik einst sein Fanherz und der Glaube an die Fußballromantik schwand.


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