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90PLUS » „Bürgerkrieg“ nach Boykott? UEFA auf Konfrontationskurs mit FIFA-Präsident Infantino
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„Bürgerkrieg“ nach Boykott? UEFA auf Konfrontationskurs mit FIFA-Präsident Infantino

Manuel Behlert
16.05.25, 12:10
Manuel Behlert
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Die vernichtende Kritik an Gianni Infantino hallte noch nach, als DFB-Chef Bernd Neuendorf am Tag nach dem Eklat in den Flieger stieg. So sehr, dass international umgehend Warnungen vor einem „neuen Bürgerkrieg“ innerhalb des Fußball-Weltverbandes kursierten. Auf der großen Kongress-Bühne hatten zahlreiche Europäer um Neuendorf den FIFA-Boss sitzen gelassen – es war ein beispielloser Boykott, der offenbarte, dass inzwischen wohl nur noch wenige die Show des Schweizers ertragen.

Infantino priorisiere seine „privaten politischen Interessen“, so lautete der ungewohnt klare Vorwurf der Europäischen Fußball-Union (UEFA), nachdem der 55-Jährige wegen der umstrittenen Nahost-Reise mit US-Präsident Donald Trump wichtige FIFA-Termine geschwänzt hatte und viel zu spät bei der Versammlung in Asunción/Paraguay eingetroffen war. Die UEFA-Mitglieder seien daher „wie ursprünglich geplant“ abgereist, um zu zeigen, „dass der Fußball an erster Stelle steht“.

UEFA vs. Infantino: Die Fronten sind verhärtet

Zuvor hatten Delegierte aus aller Welt mehr als drei Stunden lang auf Infantino gewartet, teils verfolgten sie dessen Route auf dem Online-Flugradar. Da der FIFA-Chef im Vorfeld des Kongresses in Saudi-Arabien und Katar weilte, sich erst auf den letzten Drücker in einem Privatjet von Qatar Airways auf den Weg machte und nur kleinlaut um Entschuldigung bat, sahen sich Neuendorf und andere UEFA-Vertreter zum Protest gezwungen. Laut BBC verließen auch Delegierte aus Nord- und Mittelamerika den Saal.

Norwegens Verbandschefin Lise Klaveness sprach von einer „besorgniserregenden“ Situation. Sie forderte, dass die FIFA „ihren Mitgliedern die Situation erklärt und sicherstellt, dass die Stimmen der Mitgliedsverbände in Zukunft gehört und respektiert werden“.

Der DFB hielt sich im Anschluss zurück, das Verhältnis zur FIFA hatte sich nach dem „One Love“-Debakel von Katar eigentlich entspannt. So hatten Neuendorf und die anderen Infantino bei der fragwürdigen Vergabe der WM 2034 an Saudi-Arabien noch unterstützt – nicht zuletzt, um den Einfluss innerhalb des Weltverbandes nicht zu gefährden. Bei den Europäern waren einige FIFA-Entscheidungen aber nur zähneknirschend hingenommen worden.

Infantino bringt Fass zum Überlaufen

Dass Infantino, der unverblümt die Nähe zu Trump vor der Klub-WM und der WM 2026 in den USA sucht, die Nahost-Reise vorzog, brachte das Fass zum Überlaufen. Schon länger fokussiert sich der FIFA-Boss mit den Geschäften des Weltverbandes in Richtung der USA und des Nahen Ostens. Die plötzliche Konfrontation könne nun „einen neuen Bürgerkrieg“ in der FIFA auslösen, mutmaßte der britische Independent.

Angesichts des Eklats ging fast unter, dass Infantino und die Südamerikaner ganz subtil darum warben, für „neue Ideen“ offen zu sein – ohne explizit die Aufstockung der WM 2030 auf 64 Teams anzusprechen. Nicht nur Neuendorf hat sich bereits gegen eine XXL-WM ausgesprochen. Es ist ein Punkt, der zeitnah für weiteren Zoff mit der UEFA sorgen könnte.

Der „gedemütigte“ Infantino (Times) hatte sich am Donnerstag jedenfalls nichts anmerken lassen, als nach einer Pause mehrere Plätze neben ihm leer geblieben waren. Sein Generalsekretär Mattias Grafström spielte den Vorfall im Anschluss herunter. Die FIFA, sagte er, habe „ein ausgezeichnetes Verhältnis zur UEFA und auch zu den europäischen Mitgliedern. Wir haben hier einen großartigen Kongress gehabt.“

Diese Einschätzung teilten allerdings nicht alle. (SID)

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