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Hertha: Klinsmanns Abrechnung

Victor Catalina
26.02.20, 10:35
Victor Catalina
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News | Für die Öffentlichkeit völlig überraschend legte Jürgen Klinsmann sein Amt als Trainer bei Hertha BSC nieder. Auf einem 22 Seiten langen Dokument fasste er die zehn Wochen in Berlin aus seiner Sicht zusammen.

Hertha am Boden, Mannschaft in einem katastrophalen Zustand

Und dieses Dokument, das der Sportbild vorliegt, liest sich wie eine einzige Abrechnung. Los geht es mit einer fehlenden Willkommenskultur bei Klinsmanns Ankunft, Interviewabsagen aus vermeintlich fadenscheinigen Gründen und einer Absage von Ralf Rangnick, den Klinsmann als Trainer in der Hauptstadt installieren wollte, der sich jedoch nicht vorstellen konnte unter einem Manager Michael Preetz zu arbeiten.

Eigentlich als Berater von Investor Lars Windhorst geholt, musste Klinsmann nach wenigen Wochen selbst als Trainer einspringen. Nach dem 0:4 in Augsburg, dem letzten Spiel von Ante Covic, heißt es: „Man spürt, dass der Verein komplett am Boden ist. Hektisch und nervös. Ohne Perspektive, was das Traineramt und die Zukunft anbelangt.“

Und auch an der Mannschaft lässt der ehemalige Bundestrainer kein gutes Haar. Er hat jeden Spieler im Kader eine persönliche Bewertung verpasst, oft heißt es: „Nicht leidensfähig, erzeugt keinen Mehrwert.“ Die Mannschaft sei „in einem katastrophalen körperlichen wie mentalen Zustand.“. Auch Klinsmanns Bitte, seinen Sohn als Ersatztorhüter zurück nach Berlin zu holen, wurde ausgeschlagen. Die Begründung: Nach Dardai, Covic und Köpke wolle man nicht noch mehr Vater-Sohn-Verhältnisse im Verein.

Klinsmann: „Geschäftsleitung muss sofort ausgetauscht werden“

Einer, der von Klinsmann in besonderem Maße abgekanzelt wird, ist Manager Michael Preetz. Die Planung für die Rückrunde, für die er verantwortlich ist, sei „eine Katastrophe. Der Verein steckt im Abstiegskampf, plant aber, als wäre er ein internationaler Spitzenklub mit einer Vielzahl an Top-Spielern.“ Zudem wirft Klinsmann Preetz „Jahrelange katastrophale Versäumnisse in allen Bereichen“ vor „die mit Leistungssport zusammenhängen (Trainingsmöglichkeiten, Strukturen, Verträge, Logistik, Personal).“

Nach dem 2:3 im Pokal auf Schalke hätte sich Klinsmann ebenfalls mehr von der Geschäftsleitung erhofft, gerade was den Rassismus-Eklat um Jordan Torunarigha angeht: „Kein einziges Mitglied der Geschäftsleitung, die ja immer komplett im Stadion vertreten ist, stellt sich der Rassismus Thematik nach dem Spiel.“ Zudem gebe es „eine Lügenkultur, die auch das Vertrauensverhältnis der Spieler mit Preetz zerstört hat.“ So kommt er zu dem Fazit: „Die Geschäftsleitung muss sofort komplett ausgetauscht werden.

„Dann kann ich auch nach Los Angeles fliegen, statt nach Berlin“

Die nächste Uneinigkeit gab es, bezüglich Klinsmanns Vertrag. Angeblich gab es eine Zusage, eine sogenannte carte blanche „für alle Themen rund um die Mannschaftsführung“, am Rande des Trainingslagers in Florida wäre dieser Vertrag allerdings „nicht akzeptabel, nur der Vertragsentwurf von Hertha zähle“, der angeblich aber gar nicht auf den Vertrag mit der carte blanche einging. Klinsmann setzte dem Verein daraufhin ein Ultimatum und sagte: „Wenn wir hier nicht weiterkommen, kann ich von hier aus auch nach Los Angeles fliegen, statt nach Berlin.“

Eine Drohung, die er wenige Wochen später in die Tat umgesetzt hat.

(Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

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