Neuer Trainer, keine Transfers: Schafft der 1. FC Köln den Aufschwung? Das Streitgespräch
12. Januar 2024 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion
Der 17. Spieltag in der Bundesliga ist der erste im Jahr 2024. Vor Weihnachten trennte sich der 1. FC Köln von seinem Trainer Steffen Baumgart und präsentierte im neuen Jahr Timo Schultz als neuen Übungsleiter. Schafft der Effzeh unter ihm die Wende oder droht der Abstieg? Das Streitgespräch.
Holt Schultz den 1. FC Köln aus dem Keller?
Dass es für den 1. FC Köln ein hartes Jahr werden wird, war den Menschen im Umfeld des Vereins bereits zu Saisonstart bewusst. Mit Jonas Hector und Ellyes Skhiri verlor der Effzeh zwei unfassbar wichtige Stützen, ohne eine Ablösesumme zu kassieren. Die darauffolgende Hinrunde verlief dementsprechend enttäuschend. Mit nur zehn Punkten findet sich die Mannschaft um Angreifer Davie Selke nach 16 Spieltagen auf Platz 17 in der Bundesliga wieder. Außerdem konnten sie nur zehn Tore schießen und stellen den schwächsten Angriff.
Vor Weihnachten folgten zwei harte Entscheidungen. Zum einen trennten sich der Effzeh und Cheftrainer Steffen Baumgart, der in zweieinhalb Jahren zur Identifikationsfigur geworden war. Zum anderen wurde den Kölnern eine Transfersperre für die kommenden beiden Transferfenster auferlegt. Im neuen Jahr trat dann Timo Schultz die Nachfolge von Baumgart an – folgerichtig ohne bitter notwendige Verstärkungen. Die Vorzeichen für den Klassenerhalt sind denkbar schlecht, dennoch zeigt man sich optimistisch, den Umschwung zu schaffen. Gelingt das Vorhaben? Unsere Redakteure widmen sich dem Thema.
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Umschwung in Köln? Schultz hat das Zeug dazu!
Ja, eine Transfersperre ist ein riesengroßer Nachteil. Das steht außer Frage und kann besonders einer Mannschaft, die Verstärkung bitter nötig hat, teuer zu stehen kommen. Da im Rheinland das Glas naturgemäß halbvoll ist, wird man aber auch in Köln die positiven Aspekte finden, die zugegebenermaßen rar daherkommen. Immerhin: Widrige äußere Umstände können ein Team zusammenschweißen, einen „Jetzt erst recht“-Gedanken aufkeimen lassen.
Und in welcher Stadt sollte die emotionale Schiene eine erfolgversprechende sein, wenn nicht in Köln? Dabei helfen wird ein Trainer, der Fußball auch gerne emotional denkt, dabei aber nicht seinen kühlen norddeutschen Kopf verliert. „Aggressiv und mutig“, so kündigte Schultz an, wolle er seine Mannschaft auftreten sehen, ohne vergessen zu betonen, dass die Offensive der große wunde Punkt in Köln ist und es diese zu versorgen gilt. Wie das funktionieren kann, hat er mindestens mal in Phasen beim FC St. Pauli unter Beweis gestellt. Seinerzeit ist auch Linksverteidiger Leart Paqarada bei den Kiezkickern zu dem Spieler gereift, der Köln Gründe gegeben hat, ihn in die Bundesliga zu holen. Kann Schultz die Offensivqualitäten aus seinem alten Schützling herauskitzeln und ihm zu dem Schlüsselspieler machen, den sich die Kölner in ihm erhofft haben? Denkbar ist es in jedem Fall.
Auch macht der Blick auf die Expected-Goals-Werte Hoffnung. So hätten die Rheinländer in der Hinrunde laut Daten 19,74 Tore erzielen sollen und damit immerhin fast doppelt so viele wie sie tatsächlich auf dem Konto haben (understat.com). Die Chancenproduktion ist bei den Kölnern also zumindest nicht so schwach, wie sie auf dem Papier aussieht. Auch das sind Zahlen, die einen Aufschwung zumindest nicht realitätsfern erscheinen lassen.
Der Umschwung unter Schultz bleibt aus – für den Effzeh wird es ganz eng
In den letzten zwei Jahren holte Steffen Baumgart das absolute Maximum aus der Mannschaft des 1. FC Köln heraus. Dass der Effzeh trotz des individuell schwachen Kaders nicht ernsthaft in Abstiegsnöte geraten ist, war zu großen Teilen sein Verdienst. Doch nach dem Aderlass im Sommer, als mit Jonas Hector und Ellyes Skhiri abermals zwei wichtige Stützen den Club verlassen hatten, war auch der impulsive Trainer mit seinem Latein am Ende. Diese individuelle Klasse fehlt den Kölnern in diesem Jahr.
Der Trainerwechsel ist ein Mittel, durch den sich die Verantwortlichen einen Umschwung erhoffen. Sicherlich hat Timo Schultz beim FC St. Pauli bewiesen, dass er für einen offensiven Spielstil steht, allerdings ist fraglich, ob sich dieser beim Effzeh implementieren lässt. Es bräuchte dringend Verstärkung für den Kader, jedoch sind den Kölnern die Hände gebunden, da sie im Januar nicht auf dem Transfermarkt agieren können.
Am Ende wird es entscheidend sein, ob Schultz es mit seiner favorisierten Raute schafft, der harmlosen Kölner Offensive neuen Wind einzuhauchen. Angesichts der limitierten Qualität im Kader wird es eine schwere Aufgabe werden. Zusätzlich dazu fehlt es dem Trainer an Erfahrung im Abstiegskampf sowie in der Bundesliga, was seine Installierung als Cheftrainer genauso mutig wie kreativ macht. Für den Effzeh wird es in diesem Jahr ganz eng.
(Photo by Leon Kuegeler/Getty Images)