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Zwischenfazit zur 2. Bundesliga: Holstein Kiel überzeugt, Spektakel en masse & ein „aber“ bei St. Pauli

25. Dezember 2023 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Die 2. Bundesliga befindet sich in der Winterpause, einige spannende, teilweise spektakuläre Spiele wurden bereits absolviert. Als „Herbstmeister“ grüßt nach der ersten Halbserie Holstein Kiel, auf den direkten Abstiegsrängen befinden sich Eintracht Braunschweig und der VfL Osnabrück. 

Doch was waren die Highlights der ersten Saisonhälfte? Und welche Teams haben sich besonders hervorgetan? Welche Spieler haben eine gute Entwicklung genommen und wo herrscht noch Nachholbedarf? Wir haben uns einige Entwicklungen der Hinrunde genauer angeschaut und liefern ein vorzeitiges Zwischenfazit. 

2. Bundesliga: Holstein Kiel überraschend wie verdient vorn

Im Vorfeld der Zweitligasaison wurde viel darüber gesprochen, welche Klubs die Möglichkeit haben, ganz vorne mitzuspielen. Nach der Hinrunde befindet sich eine Mannschaft auf Platz eins, deren Name damals eher selten fiel: Holstein Kiel. Es ist nicht der Hamburger SV, nicht Hertha BSC und auch nicht der FC St. Pauli, der die beste Hinrunde spielte. Die „Störche“ haben sich hervorragend entwickelt und verfügen genau übe die Elemente, die ein gutes Team in der 2. Bundesliga benötigt. Es gibt nicht die ganz großen Stars, dafür einen klug zusammengestellten, homogenen Kader, der auch in der Breite über Qualität verfügt.

 



Trainer Marcel Rapp, der seit Herbst 2021 im Amt ist, hat der Mannschaft in dieser Spielzeit genau die richtigen Anpassungen mit auf den Weg gegeben. Kiel ist resistenter gegen Rückschläge, kann einen Gegner gut bespielen, sich aber auch zurückfallen lassen. Zudem wurden Spieler wie Jann-Fiete Arp, der bei fünf Saisontoren steht und vor allem zuletzt eine gute, positive Formkurve vorweisen konnte, stabilisiert. Elf Siege, 33 Punkte, zuletzt fünf Siege in Folge: Holsteins Herbstmeisterschaft ist vor allem eines: verdient.

Schalke 04: Allenfalls durchwachsen

Bei der Einschätzung von Schalke 04 gingen vor der Saison die Meinungen deutlich auseinander. Thomas Reis, da waren sich viele sicher, bringt aber den Spirit mit, den es braucht, um den emotionalen Klub nach dem Abstieg zu stabilisieren, ihn gut auf die neuen Aufgaben vorzubereiten. Gerade, weil die Rückrunde in der Bundesliga schon mit einigen Steigerungen einherging. Doch daraus wurde nichts: Die Kaderzusammenstellung entpuppte sich als fehlerhaft, Reis und Team fanden nie eine gute Connection. So blieb vieles Stückwerk, Spiele wurden verloren, teilweise deutlich und verdient.

Schalke 2. Bundesliga

(Photo by Leon Kuegeler/Getty Images)

Die Lösung in solchen Fällen liegt auf der Hand, der Trainer wurde gewechselt. Karel Geraerts musste die Stärken und Schwächen des Kaders aber auch erst kennenlernen. Es war nun nicht so, dass es von Beginn an bergauf ging, sondern erst in den letzten Spielen vor der Winterpause waren erste Verbesserungen erkennbar. Der Weg auf Schalke ist noch ein sehr weiter, aber zumindest hinsichtlich der zwischenzeitlich aufkommenden Abstiegsangst kann vorübergehend ein wenig Entwarnung gegeben werden. Geraerts muss jetzt Schlüssel finden, um auch fußballerische Verbesserungen auf den Platz zu bringen. Mit Platz 14 kann jedenfalls niemand zufrieden sein.

FC St. Pauli: Nicht zu schlagen, aber…

Fabian Hürzeler hat mit dem FC St. Pauli schon in der letzten Saison auf sich aufmerksam gemacht. 2023/24 galten die Kiezkicker als heißes Eisen im Kampf um den Aufstieg und Platz zwei nach der Hinrunde bestätigt das auch. Dennoch gibt es einzelne Elemente, die nicht ganz perfekt funktionierten. Defensiv ließ St. Pauli etwas mehr zu als in der Rückrunde der Vorsaison, verspielte deswegen auch die ein oder andere Führung. Klar, die Hürzeler-Elf ist bis zum jetzigen Zeitpunkt noch komplett ungeschlagen und das als einzige Mannschaft in der 2. Bundesliga, aber andererseits gab es auch schon neun Remis in 17 Partien.

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Und genau das ist der Punkt, an dem angesetzt werden muss. St. Pauli hat einen guten Matchplan, wirkt im Rahmen der eigenen, möglichen Systeme auch flexibel und kann sich anpassen, allerdings müssen noch die drei, vier entscheidenden Prozentpunkte herausgeholt werden, um auch am Saisonende auf einem der Aufstiegsplätze stehen zu können. Ein Beispiel: Die letzten vier Hinrundenspiele wurden nicht zu null gespielt, dabei gab es fünf Gegentreffer. Zufrieden in die Winterpause geht das Team aber natürlich trotzdem.

Der schlechteste Trend: 1. FC Kaiserslautern

In der Vorsaison spielte der 1. FC Kaiserslautern für seine Verhältnisse eine gute Rolle in der 2. Bundesliga. In der Spielzeit 2023/24 läuft es aber nicht allzu gut für die Pfälzer. Der Start unter Dirk Schuster verlief noch relativ ordentlich, aber niemand konnte leugnen, dass der Trend in eine falsche Richtung ausschlägt. Nach einigen negativen Resultaten trafen die Verantwortlichen des FCK die Entscheidung, Schuster von seinen Aufgaben zu entbinden. Allerdings blieb der Erfolg dieser Maßnahme bisher aus.

2. Bundesliga

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Unter dem neuen Cheftrainer Dimitrios Grammozis wurden nämlich beide Partien in der 2. Bundesliga verloren. Gegen Hertha BSC ließe sich das noch einigermaßen verkraften, gegen Braunschweig war das alles andere als ideal, denn es ging gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg. Wie kaum ein anderer Klub muss der FCK nun versuchen, die Winterpause zu nutzen ,um die Kehrtwende einzuläuten. 

2. Bundesliga: Spektakel, Spektakel, Spektakel

In der 2. Bundesliga war in dieser Hinrunde einiges los. Es gab zahlreiche Spiele, die absolut unterhaltsam verliefen. Angefangen direkt am ersten Spielzeit beim 5:3-Sieg des Hamburger SV im Spiel zuhause gegen Schalke 04. Ein Glatzel-Doppelpack, eine späte Dompé-Entscheidung, ein Platzverweis für die Königsblauen und zahlreiche vergebene Chancen: Es war alles dabei. Das absolute Highlight war aber wohl das 6:4 des 1. FC Magdeburg im Heimspiel gegen Hertha BSC, bei dem das Team aus der Hauptstadt gleich vier Führungen verspielte. Es gibt einige Teams, die das Risiko forcieren und dann dafür belohnt werden, wiederum andere bringen eine immense individuelle Klasse mit. 

Nicht vergessen werden sollten Heimspiele von Fortuna Düsseldorf: Gegen den 1. FC Kaiserslautern gab es einen 4:3-Erfolg nach 0:3-Rückstand, gegen Schalke 04 wurde gar mit 5:3 gewonnen. Und ohnehin war die Fortuna einer der Protagonisten der Saison, was wilde Spiele angeht, denn in Nürnberg gewann die Mannschaft von Daniel Thioune wie auch in Elversberg mit 5:0!  Ebenfalls erwähnenswert: Das Kieler 4:2 gegen den HSV, das 5:1 von St. Pauli gegen Nürnberg und das 4:3 von Greuther Fürth gegen den KSC. 

Spieler der Hinrunde: Marcel Hartel

Klar, der Spieler der Hinrunde muss natürlich auch noch gekürt werden. Hervorgetan haben sich eine Reihe von Profis, die extrem gute Leistungen zeigen. In puncto Konstanz und Einfluss auf alle Ebenen des Spiels sticht aber Mittelfeldspieler Marcel Hartel vom FC St. Pauli hervor. Er stand in allen 17 Ligaspielen auf dem Platz, absolvierte 1528 Spielminuten, ist der Dirigent und Taktgeber im Mittelfeld des Kiez-Klubs. Im Defensivbereich schließt er Lücken und läuft gefährliche Räume zu, scheut keinen Zweikampf. Aber vor allem für das Spiel nach vorne sorgt er für Impulse. 

Acht Tore erzielte Hartel nach 17 Partien. Dabei versucht er es gerne aus der Distanz, schiebt aber auch nach, um die eigene Offensive personell zu unterstützen. Seine Läufe sind für den Gegner schwer zu verteidigen, zudem hat er nicht nur die Möglichkeit des Abschlusses in petto, sondern spielt auch hervorragende Pässe, kann bei ruhenden Bällen viel Gefahr erzeugen. Die Belohnung? Sieben Torvorlagen. Er ist einer der Schlüssel für den Erfolg von St. Pauli.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

 

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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