Bayer 04 Leverkusen nach dem Topspiel: Die Defensivsorgen überwiegen
1. September 2024 | Spotlight | BY Manuel Behlert
Bayer 04 Leverkusen hat erstmal seit dem Ende der Saison 2022/23 wieder ein Spiel in der Bundesliga verloren. Die schier endlose Serie fand am Samstag im Topspiel gegen RB Leipzig ein Ende. Irgendwann musste es passieren, da waren sich alle einig. Doch die Niederlage hatte einen Beigeschmack, der eine Erkenntnis lieferte.
Dabei geht es nicht darum, dass in diesem Spiel das Tor in letzter Minute oder gar Sekunde nicht erzielt werden konnte. Denn offensiv hatte sich Bayer fast nichts vorzuwerfen, war kreativ wie immer, spielfreudig, aktiv. Aber drei Gegentore beim Heimauftakt in der neuen Saison waren einfach zu viel.
Bayer Leverkusen: Der Defensive fehlt Stabilität
24 Gegentore kassierte Bayer 04 Leverkusen in der historischen Saison 2023/24, die die Werkself ohne Niederlage abschloss. Es war eine Spielzeit, in der Bayer dominierte, die Liga völlig verdient gewann. Die stabile, eingespielte und humorlos agierende Defensive war ein Schlüssel, denn wenn wenig Gegentore kassiert werden, reichen in offensiv zurückhaltenden Spielen auch mal ein oder zwei Tore für drei Punkte. Nicht, dass Leverkusen offensiv zurückhaltend gewesen wäre: 89 Tore erzielte Bayer in den 34 Spielen. Und auch jetzt waren es wieder fünf in den ersten zwei Spielen.
Diese reichten aber nur zu drei Punkten. Und selbst diese drei Punkte, die es im Borussia Park zum Auftakt gab, waren hart erkämpft und nicht immer souverän. Nimmt man noch den Supercup hinzu, dann hat Bayer in drei Spielen gegen Teams aus der Bundesliga sieben Gegentore kassiert. Lediglich gegen Carl Zeiss Jena im DFB-Pokal stand die Null in der Defensive, dafür war in diesem Spiel die Offensive nicht gerade am Limit, zumal der Außenseiter dennoch die ein oder andere Möglichkeit hatte.
Es wäre natürlich zu früh, davon zu sprechen, dass Leverkusen ein grundsätzliches Defensivproblem hat, aber in der Frühphase der Saison ist die Abwehr nun einmal der Schwachpunkt. Es fehlt nicht einmal viel, dafür überall ein wenig. Die letzte Schärfe, die letzte Konzentration, die finale Abstimmung. Ein Musterbeispiel dafür ist das 2:1 von Kevin Kampl kurz vor der Halbzeit im Spiel gegen Leipzig. Alle waren mit den Gedanken schon in der Kabine, als RB endlich mal einen Angriff konsequent ausspielte. So frei wie Kampl stand, war es ein Leichtes, das Tor zu erzielen.
Vieles ist positiv, es gibt aber auch viel zu tun
Nun wird der ein oder andere argumentieren, Bayer habe 56 % Ballbesitz gehabt, über 200 Pässe mehr gespielt und hätte das Spiel nach dem xG-Wert gewinnen müssen. Und das ist im Prinzip auch richtig. Doch wer sich das Spiel genau anschaut, wird erkennen, dass dieser Wert nur die halbe Wahrheit erzählt. Benjamin Sesko zum Beispiel köpfte nicht nur aus kurzer Distanz neben das Tor, er hatte auch bei zwei Kontern die Füße im Spiel, in denen Leverkusen nicht gut gestaffelt war. Der letzte Pass kam aber nicht an, es gab keinen Abschluss, der in die xG-Statistik hätte eingehen können, eine gute Chance war es aber trotzdem.
Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.