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Arminia Bielefeld: Mutig in Richtung Mittelfeld oder Blick nach unten? Das Streitgespräch!

4. Februar 2022 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Arminia Bielefeld verlebte bislang keine leichte Saison in der Bundesliga. Dass es für die Ostwestfalen von Beginn an nur darum gehen würde, den Klassenerhalt zu erreichen, stand bereits vor der Spielzeit fest. Doch trotz häufig guter Leistungen fehlten über einen längeren Zeitraum die nötigen Punkte. 

Arminia Bielefeld eines der Teams der Stunde

Das hat sich in den letzten Wochen deutlich zum Positiven verändert. Die Mannschaft von Trainer Frank Kramer (49) geht nicht einmal extrem viele Dinge anders an als in den Wochen zuvor, sie spielt insgesamt einfach effizienter. Eine kluge Zusammenstellung des Kaders zeichnete sich schon vor der Saison ab, mittlerweile greifen viele Stellschrauben besser ineinander. Es war ein längerer Prozess, elf Spieltage am Stück stand Arminia auf einem direkten Abstiegsplatz, aber die Ruhe im Verein, das Vertrauen in Kramer und die Mannschaft und akribische Arbeit sorgten dafür, dass ein Sprung in der Tabelle gelang.



In den 21. Spieltag geht Arminia nun auf Platz 14 stehend. Gegner Borussia Mönchengladbach steht auf Rang zwölf und kann mit einem Sieg überholt werden. Seit fünf Spielen ist Arminia Bielefeld ungeschlagen, in diesem Zeitraum spielte die Kramer-Elf dreimal zu null, schoss in jeder dieser Partien zwei Tore. Ziel ist es nun, diesen positiven Trend fortzuführen. Denn bei einer Niederlage gegen die Fohlen stehen wieder schwere Wochen an, der Vorsprung auf die Abstiegsplätze ist noch beruhigend groß. Die nächsten Gegner heißen dann Hoffenheim, Union und Leverkusen. Schnell entsteht wieder eine Dynamik, die negative Auswirkungen haben kann. Das Spiel gegen die Borussia kann also maßgeblich über den Verlauf der nächsten Wochen entscheiden.

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Stabilität zahlt sich aus: Bielefeld marschiert weiter nach vorn

In den letzten Wochen zeigte sich etwa ganz deutlich: Arminia Bielefeld lag mit der Art und Weise, wie der Klub die schweren Phasen der Saison moderiert hat, goldrichtig. Die Mannschaft wirkte von Woche zu Woche stabiler und glaubte fest an den eingeschlagenen Weg. Das zahlte sich aus, einige Punkte wurden geholt, die eigene Situation verbessert. Mehr noch: Von den Mannschaften, die sich aktuell im Tabellenkeller befinden, macht Bielefeld den besten Eindruck. Das ist Trainer Kramer, aber auch dem gesamten Umfeld zu verdanken.

Es ist durchaus davon auszugehen, dass die zwei ruhigen Wochen, in denen trainiert werden konnte, aber auch eine gewisse Rehabilitation und Ruhe herrschte, dem Klub helfen werden. Schon die kurze Winterpause zeigte, dass ein Rhythmusverlust keine akute Bedrohung darstellt, sondern, dass Zeit für intensives Training mit konkreten Inhalten sogar eher förderlich ist. Von einer deutlichen Favoritenrolle gegen die Fohlen zu sprechen, wäre vermessen, aber die Ostwestfalen sind in einer Situation, in der sie keinen akuten Druck mehr haben, unbedingt punkten zu müssen, auch wenn die kommenden Wochen natürlich einige schwere Gegner bereithalten.

Bielefeld wird aktuell stabil genug, um auch dieses Programm zu überstehen und einige Punkte mitzunehmen. Gegen Gladbach könnte damit begonnen werden. Die Arminia wird ihren Weg weitergehen, den Fohlen mindestens einen Zähler abluchsen und auch in den kommenden Wochen unbeirrt in Richtung gesichertes Mittelfeld marschieren. Es gibt andere Klubs in der Bundesliga, deren Gesamtsituation prekärer oder chaotischer ist. Und das lässt sich in Kürze auch an der Tabelle ablesen.

Manuel Behlert 

Bielefeld bekommt Probleme – es geht wieder nach unten

Klar, die letzten Wochen hätten aus Bielefelder Sicht kaum besser verlaufen können. 2:0-Sieg gegen Bochum, dazu noch die beiden nicht zwingend zu erwartenden Erfolge in Leipzig (2:0) und Frankfurt (2:0). Neun Punkte, die im Abstiegskampf vielleicht den Unterschied machen könnten. Denn viel höher wird die Arminia nicht kommen, was allerdings nicht zwingend nur mit ihnen zu tun hat.

Mannschaften wie Borussia Mönchengladbach und der VfL Wolfsburg sind individuell zu stark, um langfristig unten drin zu hängen. Bei Erstgenannten wird die Partie in Bielefeld für Trainer Adi Hütter wohl zum Endspiel. Die Wolfsburger konnten mit den Verpflichtungen von Max Kruse, Jonas Wind sowie Kevin Paredes genau die Reizpunkte innerhalb des Kaders setzen, die es nach der von Lethargie geprägten Hinrunde brauchte.

Auch der Spielplan hält für Bielefeld wie erwähnt mit Gladbach (H), Hoffenheim (A), Union Berlin (H) sowie Leverkusen (A)  in den kommenden Wochen ausschließlich Gegner aus der obersten Gewichtsklasse bereit. Um in diesen Duellen wirklich den Sprung ins gesicherte Mittelfeld zu schaffen, muss Bielefeld die Effizienz der letzten Wochen aufrechterhalten. In Leipzig (1.63:0,88), Freiburg (2,52:1,34) und Frankfurt (2,28:1,51) hatte die Arminia jeweils einen deutlich geringeren xG als ihr Gegner, beziehungsweise den eigenen klar überboten. Serien, die mit solchen Statistiken unterfüttert sind, haben meistens ein Verfallsdatum.

Gerade Union Berlin hat beim 2:1-Sieg in Gladbach enorme Effizienz bewiesen, als sie ihren einzigen Torschuss der zweiten Hälfte zum Siegtreffer nutzten. Leverkusen braucht im Schnitt nur 5,6 Torschüsse pro Tor – Ligabestwert. Zudem sind sie mit einer Chancenverwertung von 35,3 Prozent nach Dortmund (40 Prozent) die effizienteste Mannschaft der Bundesliga.

Bielefeld gebührt Anerkennung für die jüngsten Erfolge. Doch wissen sie selbst auch, dass es genauso schnell wie es nach oben ging, auch wieder abwärts gehen kann. Deshalb gilt es, den Moment zu genießen, aber gleichzeitig weiterhin auf den Abstiegskampf fokussiert zu bleiben. Alles andere wäre der Situation nicht angemessen.

Victor Catalina 

 

 (Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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