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Tabellenende und Fischer-Entlassung – droht Union Berlin eine Saison im Abstiegskampf? Das Streitgespräch

24. November 2023 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Die Länderspielpause ist vorbei und die Bundesliga steht wieder vor der Tür. Für Union Berlin steht das erste Spiel nach der erfolgreichen Ära von Urs Fischer an. Droht den Köpenickern ein Abstiegskampf bis zum Saisonende oder schaffen sie nach dem Trainerwechsel die Wende? Das Streitgespräch.

Union Berlin: Was passiert nach Urs Fischer?

Am 11. Spieltag der Bundesliga stürzte Union Berlin ans Tabellenende ab und übernahm die Rote Laterne vom 1. FC Köln. In Folge der neunten Bundesliga-Niederlage in Serie beschlossen die Verantwortlichen des Clubs, dass man sich einvernehmlich von Urs Fischer trennen würde. Der Schweizer hatte den Traditionsverein aus dem Osten Berlins binnen weniger Jahre von der 2. Bundesliga in die Champions League geführt, nahm jedoch infolge einer anhaltenden Negativserie seinen Hut und verließ den Verein auf emotionale Weise. Ein neuer Trainer steht noch nicht fest, weshalb Marco Grote am Wochenende die Geschicke an der Seitenlinie übernehmen wird.

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Gegen den FC Augsburg möchte Union Berlin unbedingt die Wende schaffen, um sich etwas Luft im Tabellenkeller zu verschaffen. Noch bleiben dem Club 23 Spieltage, um den katastrophalen Saisonstart zu korrigieren und zurück in sicheres Fahrtwasser zu kommen. Ein Sieg gegen die Fuggestädter wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung. In den ersten vier Jahren gelang es Union Berlin, sich souverän vom Tabellenkeller fernzuhalten. In diesem Jahr könnte der erste Abstiegskampf folgen. Bleiben die Eisernen bis zum Ende abstiegsgefährdet oder schaffen sie nach dem Trainerwechsel die Befreiung? Unsere Redakteure diskutieren.

Kein Selbstbewusstsein, falsche Transferpolitik – Union Berlin droht ein Abstiegskampf bis zum Ende

Sechs Punkte aus elf Spielen, zuletzt neun Niederlagen in Folge, nur drei Tore in den letzten neun Spielen. Die Statistiken von Union Berlin nach dem starken Saisonstart, als man die ersten beiden Spiele jeweils mit 4:1 gewinnen konnte, sind verheerend. Allein ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass die Köpenicker ein Abstiegskandidat sind. Die anhaltende Negativserie konnte von Urs Fischer nicht aufgehalten werden und das Selbstbewusstsein der Mannschaft ist am Boden angelangt. Die Partie gegen den FC Augsburg, der sich nach dem Trainerwechsel deutlich verbessert zeigt, wird richtungsweisend sein.

Denn danach reist man zum FC Bayern und empfängt die immer besser werdende Borussia aus Mönchengladbach. Zwischendurch stehen in der Champions League mit Sporting Braga und Real Madrid zwei weitere Brocken an, ehe es zum Jahresabschluss gegen die direkte Konkurrenz aus Köln und Bochum geht. In diesen beiden extrem wichtigen Partien wird es schwierig werden, das am Boden liegende Selbstbewusstsein aufzubauen. Zudem muss die Offensive dringend wieder funktionieren, denn ohne Torgefahr wird es selbst gegen die schwächsten Teams der Liga schwierig. Bis Weihnachten haben die Köpenicker ein Monster-Programm vor der Brust.

Union Berlin steckt aktuell im Abstiegskampf.

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Das größte Problem des Hauptstadtklubs ist die fehlende Weiterentwicklung. Die Neuzugänge Leonardo Bonucci, Robin Gosens oder Kevin Volland fremdeln mit dem Spielstil Unions und Fischer gelang es nicht, diese Stars in die Mannschaft zu integrieren. Der Druck durch den Abstiegskampf hilft bei diesem Vorhaben natürlich nicht.

Die Mischung aus mangelndem Selbstbewusstsein und fehlender Weiterentwicklung sorgt trotz klangvoller Namen im Kader dafür, dass Union Berlin bis zum Ende der Saison im Abstiegskampf stecken wird, sofern es dem neuen Trainer nicht gelingen sollte, eine Spielidee mit spielerischem Ansatz zu wählen.

Jannek Ringen

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Zu viel Qualität – Union Berlin kann sich demnächst aus dem Abstiegskampf befreien

Da waren sie wieder, die Gesetzmäßigkeiten des kalten Profigeschäfts! Nach fünf überaus erfolgreichen Jahren wurde die Liaison zwischen dem 1. FC Union Berlin und Trainer Urs Fischer wegen einer latenten Ergebniskrise – wettbewerbsübergreifend 14 (!) Partien ohne Sieg – „einvernehmlich“ beendet. Unter Interimscoach Marco Grote soll es den Köpenickern gelingen, den sprichwörtlichen Bock umzustoßen. Die erste Gelegenheit bietet sich am Samstag (15:30 Uhr/Sky) an der heimischen Alten Försterei gegen den FC Augsburg.

Viel mehr als die Hoffnung auf den kurzfristigen Effekt einer Neubesetzung des Trainerstuhls erhoffen sich die Eisernen langfristig aus dem Abstiegsstrudel zu entrinnen. Ohne Zweifel, die Bilanz – inklusive des 18. Tabellenplatzes respektive lediglich zwei Erfolgen nach elf Bundesliga-Spieltagen – wirkt bedrohlich, doch im Kader der Ost-Berliner ist ein zu hohes individuelles Potenzial, um dauerhaft um den Verbleib in der Beletage des deutschen Fußballs zittern zu müssen. Es bedarf jedoch einer Rückbesinnung auf die positiven Faktoren der letzten Jahre. Der 1. FC Union Berlin muss die mannschaftliche Geschlossenheit, kompakte Verteidigung und schnelles Umschaltspiel wieder in den Vordergrund stellen. Des Weiteren sollten einige Leistungsträger wie Kevin Behrens oder Sheraldo Becker möglichst zeitnah ihr akutes Leistungstief überwinden.

(Photo by ALBERTO PIZZOLI/AFP via Getty Images)

Kurios: Beim Blick auf die statistischen Parameter fällt das Zwischenfazit der Köpenicker, im Vergleich zur beeindruckenden Vorsaison 2022/23, an deren Ende die erstmalige Champions-League-Qualifikation gelang, gar nicht exorbitant schlechter aus. Bei den Torschüssen pro 90 Minuten hat sich der Verein etwa sogar verbessert (2023/24: 11,8; 2022/23: 11,2), allerdings parallel dazu auch die Konkurrenz. Auch in puncto anderer Kriterien wie Ballbesitz oder Passqualität liegt kein signifikanter Abwärtstrend des DDR-Pokalsiegers von 1968 vor. Vielleicht fehlt also auch das Quäntchen Glück im Auftreten der Eisernen. Belegt wird dies durch die Expected Points (xPTS), nach denen der 1. FC Union Berlin bereits 5,28 Zähler mehr auf dem Konto haben müsste – Bundesliga-Höchstwert!

In der Melange mit dem vorhandenen Potenzial im nochmals aufgerüsteten Kader ist die logische Konsequenz, dass die Alte Försterei schon bald wieder Erfolge der eigenen Mannschaft feiern darf – spätestens zum alljährlichen wie traditionellen Weihnachtssingen! Und niemals vergessen, Eisern Union!

Steven Busch

(Photo by Luciano Lima/Getty Images)


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