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Mitreißender Arbeiter mit viel Potenzial: Das ist Bayern-Neuzugang Sacha Boey

28. Januar 2024 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Auf den letzten Metern des Wintertransferfensters hat der FC Bayern noch einmal einen neuen Spieler geholt. Sacha Boey kommt von Galatasaray, der Transfer ist mittlerweile in trockenen Tüchern. Damit reagiert der Klub auf die Personalsorgen in der Defensive. 

Sacha Boey wechselt zum FC Bayern

Der FC Bayern hat den zweiten Winterneuzugang vorgestellt. Der 23-jährige Franzose Sacha Boey (23) wechselt von Galatasaray zum Rekordmeister, soll rund 30 Millionen Euro kosten. Erst in den letzten Tagen nahm dieser Deal Fahrt auf, nachdem sich der FCB zuvor mit Nordi Mukiele (26) und Kieran Trippier (33) beschäftigt hatte. Gehandelt werden musste, weil der Kader schon in der ersten Saisonhälfte dünn besetzt war, nun auch noch weitere Verletzungen wie die von Konrad Laimer (26), der etliche Wochen fehlen wird, hinzukamen.



Der in Montreuil geborene Defensivspieler wechselte 2014 vom Red Star FC zu Stade Rennais, wo er in seiner Jugendzeit den letzten Schliff verliehen bekam, ehe es über die zweite Mannschaft zu den Profis ging. Dort spielte er in jungen Jahren zunächst keine große Rolle, wurde an Dijon ausgeliehen und anschließend 2021 zu Galatasaray verkauft – für nicht einmal zwei Millionen Euro Ablöse. In Istanbul entwickelte er sich sukzessive weiter, bis er sich schließlich in die Notizbücher einiger Topklubs spielte. Doch welche Qualitäten bringt der 23-Jährige mit? 

Physis und Athletik sind Pluspunkte von Boey

Als Spielertyp ist der Neuzugang des Rekordmeisters gar nicht so einfach in eine Schublade zu stecken, weil er viele Elemente mitbringt, die für einen Außenverteidiger sehr interessant sein können. Zu den größten Pluspunkten zählen definitiv die Physis und die Athletik. Thomas Tuchel betonte immer wieder, dass er für die rechte Abwehrseite im Idealfall einen Spieler sucht, der diese für die Defensive wichtigen Komponenten mitbringt, zudem gut im Kopfballspiel ist. Beim Blick auf die Körpergröße von 1,78 Meter mag man sich erst einmal verwundert die Augen reiben, aber in der Tat ist der Franzose ein guter Kopfballspieler, weil er ein gutes Timing und eine entsprechende Sprungkraft mitbringt.

Bayern Boey

(Photo by MADS CLAUS RASMUSSEN/Ritzau Scanpix/AFP via Getty Images)

Zum Spiel des Verteidigers gehört es, viele Zweikämpfe zu führen, dabei ist er sehr robust, kann einen Gegenspieler mit seinem Körper auch einmal wegdrücken. Erfahren durfte das unter anderem Leon Goretzka (28), der – selbst sehr athletisch –  in der Königsklasse in dieser Saison schon am nun neuen Teamkollegen „abprallte“. Im Sprint kann er mit vielen Angreifern mithalten, vor allem auf Strecke, gehört aber nicht zu den oberen zehn Prozent. Das Engagement und die Hartnäckigkeit im Defensivspiel sind aber auf jeden Fall hervorzuheben.

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Guter Aufbau, solide Technik, aber…

Zum Gesamtpaket eines Verteidigers gehört natürlich nicht nur das Erfüllen der reinen Defensivaufgaben. So wie Stürmer durch die Besetzung der Räume und das Anlaufen die ersten Verteidiger sind, so sind die Abwehrspieler nun einmal auch die ersten Spieler, die das Angriffsspiel mitbestimmen. Der Spielaufbau spielt eine immer größere Rolle und bei Galatasaray hat sich Boey in den letzten Monaten dahingehend sehr gut entwickelt.

Das liegt auch daran, dass die gesamte Mannschaft darauf ausgerichtet war, immer wieder Lösungen mit Ball zu finden. Das Kurzpassspiel des Franzosen ist gut, seine Werte können sich auch im Vergleich mit anderen Spielern sehen lassen. Mehr als 80 Prozent seiner Pässe bringt er an den Mann, die Pressingresistenz ist hervorzuheben. Und selbst wenn es nicht die Möglichkeit gibt, einen Mitspieler einzubinden, kann er mit seiner Dynamik andribbeln und auch mal ins Zentrum ziehen.

Auch die technische Komponente stimmt. Hier hat Boey zwar noch ein wenig Nachholbedarf, der ein oder andere lange Ball könnte präziser sein, manche Annahmen sind unsauber, mitunter wirkt er ein wenig hektisch. Das kann allerdings auch mit dem Spielstil von Galatasaray zu tun haben, denn die türkische Mannschaft betreibt einen hohen Aufwand, presst extrem aggressiv. Hektische Sequenzen mit vielen engen Duellen und Ballverlusten sind da keine Seltenheit. Deswegen muss es nicht sein, dass sich diese Eindrücke nach dem Wechsel zum FC Bayern auch bestätigen werden.



Mit 23 Jahren hat der Franzose sicher noch ein wenig Luft nach oben, kann zum Beispiel in der Tiefe besser und aufmerksamer verteidigen, noch konstanter in seinen Leistungen werden. Er muss lernen, über 90 Minuten hinweg sehr konzentriert und aufmerksam zu verteidigen, gerade bei einem Team wie Bayern, das noch einmal eine Spur mehr Dominanz ausstrahlt. Die angesprochenen Punkte können aber durch intensive Arbeit und Fleiß verbessert werden. Boey muss diese Fortschritte erzielen und versuchen, sein Spiel auf ein neues Level zu heben. 

Was kann offensiv von Boey erwartet werden?

Um das Gesamtbild des Bayern-Neuzugangs abzurunden, muss natürlich auch die offensive Komponente betrachtet werden. Und hier lässt sich eine gewisse Ambivalenz feststellen, der Einfluss auf die Offensive hängt maßgeblich von der Aufgabenverteilung und der Ausrichtung ab. Galatasaray spielt in der Regel mit individuell starken, hoch pressenden Offensivspielern auf dem Flügel, die von Außenverteidigern profitieren, die ihnen den Rücken freihalten. Das heißt nicht, dass sich Spieler wie Boey nicht in die Offensive einschalten, aber man findet ihn nicht bei jedem Angriff im vorderen Drittel. Wenn, dann hat dies aber häufig Sinn und Verstand. Er zieht manchmal in die Mitte, mal hinterläuft er. Mitunter zieht er zum Tor, dann wiederum versucht er es mit einer Flanke oder einem Rückpass von der Grundlinie. Offensiv kann er somit auf mehrere Varianten für sein Team förderlich einbringen.

Seine Kopfballstärke wurde schon angesprochen, bei offensiven Standards ist der Franzose damit eine potentielle Waffe. Auch bei Bayern wird es für ihn wichtig sein, den Angreifern wie Leroy Sané, Kingsley Coman oder Serge Gnabry den Rücken freizuhalten, balanciert zu agieren und zu wissen, wann er sich in das Angriffsspiel einschalten kann oder gar muss. Deswegen wird die Umstellung in diesem Bereich nicht allzu eklatant ausfallen. Zu den Flanken sei noch zu erwähnen, dass diese mitunter sehr durchwachsen geschlagen werden, was das Gesamtbild angeht. Gute und schwächere Hereingaben wechseln sich ab, auch hier besteht noch Luft nach oben.

Boey

(Photo by Michael Regan/Getty Images)

Ist Sacha Boey also eine Soforthilfe für den FC Bayern? Aufgrund der aktuellen Personalsituation auf jeden Fall. Seine Entwicklung in den letzten Jahren verlief konstant und er hat bei Gala gezeigt, dass er das Zeug dazu hat, einen weiteren Schritt in seiner Karriere zu gehen. Dass er auf diesem Niveau nicht nur mithalten kann, zeigte er in der Champions League gegen Bayern und Manchester United. Nicht umsonst sind die Gala-Fans traurig über den Abgang und nicht ohne Grund wird er als einer der besten, wenn nicht gar der beste Spieler im Kader bezeichnet. Ob es langfristig reicht, um beim FCB eine Option für einen Stammplatz zu werden, wird maßgeblich von Boey selbst abhängig sein.

(Photo by Ahmad Mora/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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