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Bundesliga | Leverkusen brilliert, Bayern gefestigt, Moukoko und Füllkrug machen auf sich aufmerksam – Die Brennpunkte des 13. Spieltags

7. November 2022 | Spotlight | BY Victor Catalina

Spotlight | Der 13. Bundesliga-Spieltag steht in den Geschichtsbüchern. Zeit, auf die Brennpunkte des Wochenendes zu schauen. Unter anderem mit einer großen Chance für Bayer Leverkusen, gefestigten Bayern – und Flicks Lösung für das Sturmproblem in der Nationalmannschaft?

1. Leverkusen holt sich das Traumergebnis – aber wieviel machen sie daraus?

Es geht doch, möchte man fast sagen. Gegen den bisherigen Tabellenführer Union Berlin zeigte Bayer Leverkusen seine beste Saisonleistung und gewann letztendlich verdient 5:0. Für die Köpenicker war es die höchste Niederlage der noch immer jungen Bundesligageschichte. Februar 2020 gab es in Dortmund ebenfalls ein 0:5.

 



 

Vor allem nach der Pause zeigten die Leverkusener den Tempofußball, der sie vergangene Saison auszeichnete. Natürlich profitierten sie auch vom schweren Patzer ihrer Leihgabe Lennart Grill im FCU-Tor. Dennoch zeigte die Mannschaft von Xabi Alonso, vor allem in der zweiten Hälfte einen strukturierten Auftritt und spielte die Angriffe sauber und durchdacht zu Ende. Auch nach dem Aussetzer von Grill hielt Moussa Diaby nicht einfach aufs leere Tor drauf, sondern dribbelte sich zuerst in eine ideale Abschlussposition. Vor dem 4:0 wartete Nadiem Amiri, bis Adam Hložek zentral in Position gelaufen war. Beim 5:0 attackierte Leverkusen schulbuchmäßig die Tiefe. Diesmal wurde Hložek zum Vorlagengeber für den einlaufenden Mitchel Bakker.

Bundesliga Bayer Leverkusen Union Berlin

Photo by Lars Baron/Getty Images

Das allein zeigt, dass das Gerüst und die individuelle Qualität da waren. Vielleicht brauchte es, nach den Partien gegen Wolfsburg (2:2), Porto (0:2, 0:3) oder Eintracht Frankfurt (1:5), in denen man regelmäßig zuerst Elfmeter vergab und sie dann verursachte, dieses eine Spiel, in dem alles funktioniert, in dem, gegen einen starken Gegner, fast jeder Ball ins Tor geht. Acht Schüsse gab Leverkusen auf den Kasten von Lennart Grill ab, fünf davon waren drin.

Dennoch soll die gelungene zweite Hälfte nicht über die erste hinwegtäuschen, in der die Werkself gegen einen kompakt stehenden Gegner, wieder einmal, kaum eigene Lösungen fand. Anders, als in den letzten Wochen kassierte man diesmal allerdings nicht den Gegentreffer, sodass man in der zweiten Hälfte selbst zuschlagen konnte.

Die Frage ist nun, wieviel Xabi Alonso aus diesem Sieg für die letzten beiden Partien vor der Winterpause herausholen wird. Mit dem 1. FC Köln wartet am Mittwoch ein Gegner, der zuletzt eher semi-gut performt hat. Nur drei der letzten zehn Pflichtspiele konnte die Mannschaft von Steffen Baumgart gewinnen. Anschließend steht ein Heimspiel gegen den VfB Stuttgart an, der unter Michael Wimmer zwar positive Tendenzen gezeigt hat, sich das Leben aber gerne schwerer als nötig macht. Sollte Leverkusen diese beiden Partien erfolgreich gestalten, könnte Xabi Alonso das nutzen, um einen Flow für das kommende Jahr zu erstellen und den bisherigen Negativtrend endgültig umzukehren.

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2. Bayern legt mit der Tabellenführung die Negativserie endgültig ad acta

Einen Negativtrend hatte vor gut einem Monat auch der FC Bayern. Durch den Erfolg gegen Union Berlin verhalf Xabi Alonso seinem Ex-Klub wieder an den Platz, auf dem sie sich sehen und auch sehen wollen. Die vier sieglosen Bundesligaspiele in Folge und ihre Auswirkungen können an der Säbener Straße nun vorerst ad acta gelegt werden.

Bundesliga Hertha BSC FC Bayern

Photo by Maja Hitij/Getty Images

Generell ist von der negativen Stimmung rund um den Verein nahezu nichts mehr übrig geblieben. Seit der Niederlage in Augsburg ließen die Münchener einzig beim 2:2 in Dortmund Federn. In Berlin konnte man den mittlerweile achten Pflichtspielsieg am Stück einfahren, ist souverän wie verlustpunktfrei Gruppensieger in der Champions League geworden und konnte mit einem 5:2 in Augsburg auch den Zweitrundenfluch im DFB-Pokal knacken.

Bei Hertha BSC bewies man zudem, was der Mannschaft gegen den VfB Stuttgart (2:2) und in Dortmund (2:2) jeweils noch vorgehalten wurde: Dass man in der Lage ist, auch knappe Resultate in hitzigen Spielen ins Ziel zu bringen. Neben – natürlich – Eric Maxim Choupo-Moting – strukturierte Julian Nagelsmann sein Team vor allem in Ballbesitz neu. Dayot Upamecano und Noussair Mazraoui sind mit ihrer Spielstärke in der Lage, den Offensivdrang von Leon Goretzka und Joshua Kimmich zu kompensieren. Neben ihnen gibt es mit Benjamin Pavard, Matthijs de Ligt oder dem in Berlin zurückgekehrten Lucas Hernández drei klassische Abräumer. Und wenn auch das nichts hilft, steht hinten wieder Manuel Neuer im Tor, der in Minute 89 wieder mit Neuer-Dingen auffiel: Angelaufen von Dodi Lukébakio chippte der Nationalkeeper die Kugel außerhalb des Strafraums locker über den Belgier, um sie in der Box wieder mit der Hand aufzunehmen.

Vor der WM-Pause warten auf die Münchener noch die beiden Aufsteiger Bremen (H) und Schalke (A). Durch die Tabellenführung haben sie nun die Chance, sich selbst eine ideale Ausgangsposition für 2023 zu erarbeiten.

3. Die Bundesliga hilft Hansi Flick beim Sturmproblem

13 Tage sind es noch, bis das erste Spiel der Weltmeisterschaft in Qatar angepfiffen wird. Diesen Donnerstag will Hansi Flick seinen endgültigen Kader bekanntgeben. Vor Wochenfrist musste er mit Timo Werner noch einen herben Ausfall hinnehmen. Über das Wochenende wussten sich aber vor allem zwei Akteure zu empfehlen.

Youssoufa Moukoko setzte beim 3:0 gegen den VfL Bochum per Doppelpack seinen Positivtrend fort und wurde zum jüngsten Spieler aller Zeiten mit zehn Bundesligatoren. Mehr als die reine Statistik spricht aber die Art und Weise des Doppelpacks für ihn. Beim ersten Tor hielt er aus gut 20 Metern einfach mal wuchtig drauf. Kurz vor der Pause erkannte Moukoko, dass Manuel Riemann zu weit vor dem Tor steht und traf überlegt aus rund 30 Metern. Gerade diese jugendliche Leichtigkeit und Unbekümmertheit würde dem in den letzten Partien zu berechenbaren DFB-Team guttun.

Bundesliga Borussia Dortmund VfL Bochum

Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images

Der zweite, der sich zu empfehlen wusste, ist – wieder einmal – Niclas Füllkrug. Die starke Hackenvorlage Mitchell Weisers nutzte er zum 1:0. Mit seinem zehnten Saisontreffer steht er momentan auf Platz zwei der Torjägerliste hinter Christopher Nkunku (elf). Zudem ist er, zusammen mit Jamal Musiala, bester Scorer der Bundesliga (13 Punkte). Gegen Schalke behauptete sich Füllkrug kurz vor der Pause auf der rechten Grundlinie. Sturmpartner Marvin Ducksch verpasste das 2:0 nur knapp. Auch Moukoko selbst präsentierte sich mit drei Assists bisher durchaus spielstark. Zudem sind beide international weitestgehend unbeschriebene Blätter, für die Gegner in direkten Duellen also nur schwer zu greifen.

Natürlich bliebe ein gewisses Restrisiko, zwei Akteure zu nominieren, deren Anwesenheit im finalen Kader die erste beim DFB-Team wäre. Sie sind mit den Abläufen nicht vertraut. Auch ist der Druck bei einem großen Turnier mit der Nationalmannschaft ein anderer, als in den Vereinen, deren Wettbewerbe jährlich stattfinden. In diesen beiden Fällen wäre es allerdings einen Versuch wert. Sepp Herberger bestand Anfang der Sechzigerjahre auf der Gründung der Bundesliga, um alle seine Spieler auf demselben Level sehen zu können und für neue Akteure Nutzen aus ihr ziehen zu können. Nun gilt es für Hansi Flick, dasselbe zu tun.

Photo by Lars Baron/Getty Images

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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