Bundesliga | Nagelsmanns Impuls, Herthas Youngster und Kölns MVP – Die Brennpunkte des 20. Spieltags

„Sehr gute sechs Minuten am Anfang“ sah Julian Nagelsmann, „denen bis zur 60. Minute sehr schlechte Minuten“ folgten. Bayerns Coach bemängelte die fehlende Geradlinigkeit gegen einen Gegner, „der jetzt nicht so aktiv war, wie Bochum es normal kann, weil sie ein anstrengendes Spiel in den Knochen haben. Wenn wir so spielen am Dienstag, dann wird es nicht reichen, um weiterzukommen.“

Ein Impuls, den Nagelsmann genau zum richtigen Zeitpunkt setzt. Paris Saint-Germain ist am Dienstag nicht die einzige Mannschaft, die ein Statement braucht. „Wir können aufgrund der jüngeren Vergangenheit einfach nicht mehr behaupten, dass wir bei den wichtigen Spielen von null auf hundert da sind“, bemängelte auch Leon Goretzka. Zwar machte der FC Bayern mit einem 4:0 in Mainz das Viertelfinale des DFB-Pokals klar, nachdem man zweimal in Folge in Runde 2 scheiterte. In der Champions League gab es jedoch auf beiden Seiten des Titelgewinns 2020 einmal das Aus im Achtelfinale, gefolgt von zwei aufeinanderfolgenden Viertelfinaleliminationen. In den vier Saisons zuvor, zwischen 2014/15 und 2017/18, kamen die Münchener dreimal ins Halbfinale und scheiterten einmal im Viertelfinale. Liverpool, wie der FC Bayern sechsfacher Titelträger, stand 2018, 2019 und vergangenes Jahr jeweils im Endspiel. Daran muss sich der FC Bayern messen lassen. Bringen sie ihre PS auf den Rasen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Reise gegen ein in dieser Saison nicht durchweg überzeugendes PSG weitergeht.

2. Herthas Youngster vergrößern Gladbachs Schwierigkeiten

Einen weiteren Schritt auf der Reise zum Klassenerhalt hat Hertha BSC am Sonntagnachmittag gemacht. Gegen Borussia Mönchengladbach gab es ein 4:1. Es war Herthas erster Bundesligasieg mit drei Toren Differenz seit dem 27. Spieltag der Vorsaison, einem 3:0 über die TSG Hoffenheim. Mit diesen drei Punkten springen die Berliner am VfB Stuttgart vorbei auf den Relegationsplatz und stehen nur noch zwei Zähler hinter dem VfL Bochum.

Viel wichtiger, als der Sieg selbst, ist aber dessen Zustandekommen. Man hat nicht nur den Erfolg eingefahren. Dieser trug auch noch eine klare Handschrift. Jessic Ngankam, Márton Dárdai und Derry Scherhant erzielten die ersten drei Treffer, allesamt Spieler aus der eigenen Akademie. Um diesen Kern herum, mit erfahreneren Akteuren wie Tolga Ciğerci oder Florian Niederlechner sollte Sandro Schwarz die Mannschaft in den kommenden Wochen bauen.

Gladbach hingegen bleibt bei einem Bundesligasieg seit Jahresbeginn, dem 4:1 in Sinsheim. Die Mannschaft ist inzwischen ins Tabellenmittelfeld abgerutscht. Jeweils neun Punkte sind es bis zum Relegationsplatz und nach Europa. Nächstes Wochenende empfängt die Borussia den FC Bayern, wohl wissend, dass mit Yann Sommer derjenige, der einen nicht unwesentlichen Anteil an den Punktgewinnen der vergangenen Jahre hatte, nun auf der anderen Seite spielt.

3. Toptorjäger Skhiri beendet Kölner Krise

Ebenfalls überraschend deutlich unterlag Eintracht Frankfurt in Köln. Mit einem Erfolg hätte man auf Platz 4 springen können. Nun reiht sich die SGE auf Rang 6 ein, noch immer komfortable fünf Punkte vor dem VfL Wolfsburg. Es war eine Partie, in der aus Eintracht-Sicht für die eigene Mannschaft nicht viel lief, dafür aber für den Gegner.

Köln setzte seine Positivserie fort, ist im neuen Jahr noch immer unbesiegt. Angesichts des Gegners war dieses 3:0 vielleicht sogar ein Stück beeindruckender als das 7:1 gegen Werder Bremen. Sinnbildlich für das Effzeh-Hoch steht Ellyes Skhiri, der als defensiver Mittelfeldspieler 2023 bereits auf fünf Tore und eine Vorlage kommt und damit, zusammen mit Florian Kainz und Steffen Tigges, Kölner Toptorjäger ist. Ihn über den Sommer zu halten, scheint zunehmend schwieriger. Neben Dortmund, Leverkusen und Eintracht Frankfurt sollen auch Klubs aus England und Frankreich am Tunesier interessiert sein, dessen Vertrag im Sommer ausläuft.

Für Köln selbst scheint die Krise, in die man Ende des vergangenen Jahres rutschte, überstanden. Wie Gladbach haben auch sie neun Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz und somit den Abstiegskampf abgewendet, bevor er ernsthaft zum Thema wurde. Kommendes Wochenende steht der Trip nach Stuttgart an, bevor es an die alte Försterei, gegen den VfL Bochum und nach Dortmund geht. Aufgaben, die die Kölner in der aktuellen Verfassung mit allem Optimismus angehen können.

Victor Catalina