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Bundesliga | Bayern und Schalke bereit für die wichtigen Wochen – Dortmund auch? Die Brennpunkte des 22. Spieltags

27. Februar 2023 | Trending | BY Victor Catalina

Spotlight | Am 22. Bundesliga-Spieltag holte der FC Bayern einen 3:0-Sieg über Union Berlin und scheint bereit für die wichtigste Saisonphase. Dazu konnte auch Schalke wieder an den Abstiegskampf anknüpfen. Für Dortmund wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen, wieviel der aktuelle Lauf wert ist. Die Brennpunkte.

1. FC Bayern: Mit überzeugendem Sieg gegen Union in die wichtigste Saisonphase

Vor genau drei Wochen, nach dem 3:0 über seinen Jugendklub VfL Bochum, mahnte Leon Goretzka, man könne aufgrund der jüngeren Vergangenheit nicht mehr behaupten, in den wichtigen Spielen von null auf hundert da zu sein. Die Sample Size seit Beginn des Jahres gibt ihm teilweise Recht. Zusammen mit der 2:3-Niederlage in Mönchengladbach fand sich der Rekordmeister vor dem Spitzenspiel gegen Union Berlin auf Platz 2 wieder.

 



 

Die Partie an sich ging die Mannschaft dann allerdings so an, wie man es vom FC Bayern erwarten darf. Union stand defensiv und schlug von Beginn an die Bälle aus der eigenen Hälfte. Hohe Ballgewinne und aussichtsreiche Situationen gab es dadurch kaum. Stattdessen konnten die Münchener zunehmend Druck aufbauen. Das 1:0 durch Eric Maxim Choupo-Moting war eine Frage der Zeit.

Generell hatte das Abwehrverhalten der Gäste, vor allem in der Viertelstunde vor der Pause, wenig unionhaftes. Choupo-Moting durfte nach Kingsley Comans Flanke, zwischen Danilho Doekhi und Christopher Trimmel, einköpfen. Vor dem zweiten Treffer verlor Union den Ball im Mittelfeld. Doekhi rückte heraus, um Thomas Müller zu stellen und gab dadurch den Raum in seinem Rücken für Coman frei. Bei Jamal Musialas 3:0 gab man den Ball im eigenen Strafraum her. Urs Fischer kritisierte im Anschluss, man habe den Gegner eingeladen.

Bundesliga FC Bayern München Union Berlin

Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images

Trotzdem muss jede Einladung auch angenommen werden und der FC Bayern tat das vollumfänglich. Vier Gegentore kassierte Union im Jahr 2023. Allein am Sonntagabend hätten es gut und gerne fünf bis sechs sein können. Bayern zeigte sich auch nach der Pause enorm kreativ und durchschlagskräftig. Alphonso Davies kam zu zwei Großchancen, Frederik Rønnow hielt zweimal gegen Müller mit dem Kopf.

Insbesondere aber muss man den Auftritt – und die letzten Wochen – von Kingsley Coman herausheben. Vor dem 4:2 in Wolfsburg hatte er lediglich ein Saisontor auf dem Konto. In jenem Spiel traf er doppelt und seitdem auch gegen Bochum, in Paris und nun gegen Union. Dass der Verein über Jahre hinweg, trotz fehlender Scorer und einer Vielzahl an Verletzungen zu ihm stand, zahlt Coman nun zurück. Er ist Teil des Mannschaftsrats und mit 26 Jahren inzwischen einer der Führungsspieler. Auch Jamal Musiala hat sein kleineres Formtief zu Beginn des Jahres überwunden und wieder seine gewohnte Freude und Leichtigkeit im eigenen Spiel. Dazu konnte Sadio Mané, der seine ersten Pflichtspielminuten seit November absolvierte, ein überzeugendes Comeback feiern. Mit viel Übersicht legte er jeweils für Davies und Müller auf. Kommenden Samstag geht es nach Stuttgart, bevor das Rückspiel gegen Paris Saint-Germain ansteht. Sollte der FC Bayern diese Form beibehalten, kann man diese Aufgaben mit viel Optimismus angehen.

2. Borussia Dortmund: Gute Serie, aber erst die kommenden Wochen werden richtungsweisend

Viel Optimismus herrscht auch bei Schwarzgelb, nach neun Pflichtspielsiegen am Stück. Die Art und Weise des Siegtreffers in Sinsheim zeugt von einer Mannschaft, die momentan einen Lauf hat. Durch diesen Erfolg übernahmen die Dortmunder, zumindest bis Sonntagabend, die Tabellenführung. Nach Bayerns Remis-Serie zu Beginn des Jahres und der gelungenen Aufholjagd meldet der BVB inzwischen Titelambitionen an.

Bundesliga TSG Hoffenheim Borussia Dortmund

Photo by Matthias Hangst/Getty Images

Allerdings lohnt sich hier ein Blick auf die Gegner. Bei Chelsea kann sich João Félix seiner Auszeichnung zum Torschützen des Monats Februar sicher sein. Er ist nämlich der einzige. Der SC Freiburg hat zudem ein latentes Faible für hohe Niederlagen in großen Spielen. Ansonsten bezwang der BVB den FC Augsburg, Mainz 05, Bayer Leverkusen, das im Tabellenmittelfeld steht, Werder Bremen, Hertha BSC und die TSG Hoffenheim, die seit dem 10. Spieltag, Mitte Oktober, auf einen Sieg wartet. Dass die Dortmunder aufgehört haben, wie in den vergangenen Saisons, gegen diese Gegner Punkte liegenzulassen, ist eine gute Entwicklung. Die Serie an sich darf man von einer Mannschaft, mit der individuellen Qualität, wie sie Borussia Dortmund besitzt, allerdings erwarten.

Erst die kommenden Wochen werden zeigen, wieviel wirklich hinter diesem Dortmunder Lauf steckt. Bis Mitte April tritt der BVB zweimal gegen RB Leipzig an, dazu kommen die Partien in München und gegen Union Berlin. Außerdem steht auch noch das Revierderby an.

3. Time to Reis: Schalke zurück im Abstiegskampf

Der blaue Teil des Derbies ist gerade ebenfalls in Topform. Am Wochenende gab es, mit dem 2:1 über den VfB Stuttgart, Saisonsieg Nummer drei. Vor allem aber konnte Schalke durch diesen Erfolg wieder an den Abstiegskampf andocken. Drei Zähler sind es nur noch bis zum VfB Stuttgart auf Platz 15. Jener VfB, der kommenden Spieltag den FC Bayern empfangen wird. Schalke tritt währenddessen bei Thomas Reis‘ Ex-Klub VfL Bochum an. Derbies ausgenommen, wird es für Schalke die vielleicht wichtigste Partie seit dem Pokalfinale 2011. Ein direkter Konkurrent wird ziemlich sicher Punkte liegenlassen, einen zweiten kann man selbst distanzieren. Sollte Schalke gewinnen, würden sie erstmals seit dem 8. Spieltag die Abstiegszone verlassen.

Bundesliga Schalke 04 VfB Stuttgart

Photo by Lars Baron/Getty Images

Maßgeblich dafür ist nicht nur der Glaube, den Reis der Mannschaft zu Beginn seiner Amtszeit vermittelt hat, sondern auch sein defensiv kompaktes System. Seit dem 1:6 gegen RB Leipzig kassierte Schalke ein einziges Gegentor. Huub Stevens mag zwar keine offizielle Funktion im Verein mehr haben, präsent ist sein Motto aber noch immer. Die Leihe von Moritz Jenz erweist sich als Volltreffer. Dazu bringt Rodrigo Zalazar, nach überstandener Verletzung, dringend benötigte Durchschlagskraft und Kreativität ins Angriffsspiel. Davon profitieren auch seine Mitspieler in der Offensive, wie Dominick Drexler oder Marius Bülter, die beiden Torschützen vom Wochenende. Der Schalker Klassenerhalt, über weite Teile der Saison nahezu Utopie, ist nun wieder mehr als realistisch.

Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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