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Brennpunkte der Bundesliga: BVB aus dem Tritt, MVP Wirtz und Anpassungsprobleme bei den Aufsteigern

28. August 2023 | Spotlight | BY Jannek Ringen

Der zweite Spieltag in der Fußball-Bundesliga steht in den Geschichtsbüchern und hat uns weitere Erkenntnisse über die neue Spielzeit geliefert. Ist der BVB zu schwach für die Meisterschaft? Kann Florian Wirtz zum Spieler der Saison werden?

Bundesliga: Enttäuschung beim BVB, Ratlosigkeit bei den Aufsteigern und ein überragender Wirtz

Zwei von 34 Spieltagen in der Bundesliga haben wir nach diesem Wochenende bereits hinter uns gebracht und auch an diesem Spieltag gab es spannende Entwicklungen zu beobachten. Die beiden Aufsteiger stehen trotz anständiger Partien weiterhin ohne Punkt im Tabellenkeller. Borussia Dortmund enttäuschte nach dem glücklichen 1:0-Erfolg über den 1. FC Köln erneut und kam beim VfL Bochum nicht über einen Punkt hinaus. Und im Borussia Park verzauberte ein deutscher Nationalspieler die Herzen und lässt die Fans von Bayer 04 Leverkusen träumen. Die drei Brennpunkte des Spieltags in der Bundesliga.

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BVB in diesem Jahr keine Konkurrenz für den FC Bayern?

Letztes Jahr hatte die Bundesliga das, was sie sich jahrelang ersehnt hatte: Einen spannenden Meisterschaftskampf, der erst in den letzten Minuten des 34. Spieltags entschieden wurde. Auch in diesem Jahr möchte Borussia Dortmund es dem FC Bayern so schwierig wie möglich machen und ihnen über die gesamte Saison die Stirn bieten. Doch gleich am zweiten Spieltag lassen die Dortmunder Punkte beim Auswärtsspiel gegen den VfL Bochum liegen. An der Castroper Straße ist schon das ein oder andere Team gestrauchelt und bereits im vergangenen Jahr kam die Mannschaft von Edin Terzić nicht über ein 1:1 gegen heimstarke Bochumer hinaus. Doch es ist die Art und Weise, wie der BVB sich in den ersten beiden Saisonspielen präsentiert hat, die Sorgen bereitet.

Bereits in der Vorwoche gegen die Kölner gingen die Dortmunder mit einem glücklichen 1:0-Erfolg im eigenen Stadion vom Platz, welcher durch einen späten Treffer von Donyell Malen eingefahren wurde. Die Defensive stand alles andere als sattelfest und ermöglichte den Gästen aus der Domstadt einige gute Gelegenheiten, welche diese jedoch fahrlässig liegen ließen. Ein ähnliches Bild gab der BVB auch am zweiten Spieltag in Bochum ab. Hinten wackelte man trotz deutlich mehr Spielanteilen erneut enorm und lag nach einem Treffer von Kevin Stöger bereits früh hinten. Wieder war es Malen, der den einzigen Treffer für den Vizemeister der vergangenen Saison erzielen konnte.

Der Treffer resultierte aus einem Schuss aus 20 Metern, der für Riemann im Tor des VfL Bochum durchaus haltbar war und steht damit sinnbildlich für die bisher schwachen Leistungen des BVB. In den ersten beiden Spielen in der Bundesliga hatte man um die zwei Drittel an Ballbesitz, welchen die Offensive um Sebastian Haller nicht wirkliche Torgefahr ummünzen konnte. Die Qualität im Kader, besonders in der Offensive, sind unbestritten vorhanden, allerdings wirkt das Angriffsspiel des BVB derzeit äußerst lethargisch und versprüht nicht mehr die Zielstrebigkeit der vergangenen Rückrunde. Am nächsten Spieltag gegen Aufsteiger Heidenheim muss eine Reaktion her, denn ansonsten werden RB Leipzig und Bayer Leverkusen langsam aber sicher zu den neuen Bayern-Jägern.

Bundesliga: In Bochum enttäuschte der BVB erneut.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Florian Wirtz in Topform – wird er zum Spieler der Bundesliga-Saison?

Im März des vergangenen Jahres riss sich Florian Wirtz im Derby gegen den 1. FC Köln in einem Zweikampf das Kreuzband und verpasste weiter Teile der vergangenen Saison. Ein enormer Rückschlag für das Mega-Talent, welches gerade auf dem Weg zu einem der besten Spieler der Bundesliga zu werden war. Zur Rückrunde der Saison 2022/23 feierte er sein Comeback, brauchte allerdings einige Spiele Anlauf, um zurück in seine Verfassung zu kommen. Sieben Scorerpunkte in 17 Partien kamen dabei herum und während Wirtz immer besser in Form fand, startete Bayer Leverkusen eine Aufholjagd, die mit dem Erreichen der Europa League endete. In dieser Saison sind die Ziele deutlich höher gesteckt.

Nach einem perfekten Saisonstart mit zwei Siegen über RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach träumt die Werkself von einer Saison im Meisterschaftskampf. Der Kader ist so stark wie selten zuvor und mit Xabi Alonso hat man einen Trainer, dem es in weniger als einem Jahr anscheinend gelungen ist, dem Team eine Siegermentalität mitzugeben. Und dann wäre da noch Wirtz, der Spiel-Entscheider. Das hat der 20-Jährige sowohl beim Heimsieg über RB Leipzig, als auch beim souveränen Auswärtserfolg in Gladbach an diesem Wochenende eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Zwar gelang es dem Leverkusener Spielmacher im Borussia-Park nicht, einen Treffer zu erzielen, allerdings war er trotz der zwei Treffer von Mitspieler Victor Boniface für viele der Mann des Spiels. Einen Treffer bereitete er vor und zudem konnte er zehn (!) Torschussvorlagen beim 3:0-Auswärtssieg beisteuern. Fast jeder Angriff ging über den deutschen Nationalspieler, der immer wieder spielerisch leicht das Offensivgeschehen bei den Leverkusenern ankurbelte.

Als Dreh- und Angelpunkt des Leverkusener Angriffsspiels hat Florian Wirtz in dieser Saison das Potenzial, zu einem der entscheidendsten Spieler der Bundesliga zu werden.

Bundesliga: Florian Wirtz ist in Topform.

(Photo by Andreas Rentz/Getty Images)

Heidenheim und Darmstadt weiterhin punktlos – Aufstiegseuphorie adé?

Beide Aufsteiger starteten am vergangenen Wochenende in die neue Saison mit Auswärtsspielen. Beim VfL Wolfsburg zahlten die Heidenheimer im ersten Bundesligaspiel der Vereinsgeschichte vor allem zu Beginn Lehrgeld und lagen zur Pause mit 0:2 zurück. Darmstadt musste sich beim Derby in Frankfurt ebenfalls ohne eigenen Treffer mit 0:1 geschlagen geben. In den darauffolgenden Heimspielen wollte man es besser machen und es lief phasenweise doch erstaunlich gut. Am Ende stehen zwei erneute Niederlagen und nur noch der enttäuschende SV Werder Bremen trennt die Aufsteiger vom Tabellenende. Ist die Bundesliga eine Nummer zu groß?

Darmstadt ging im Heimspiel gegen Union Berlin zwar früh mit 0:1 in Rückstand, schnupperte nach der Gelb-Roten Karte für Brenden Aaronson (21.) und dem Ausgleich durch Marvin Mehlem (24.) jedoch am Erfolg. Eine weiterhin unfassbar effektive Unioner Mannschaft, die drei weitere Kopfballtreffer nachlegte, sorgte jedoch dafür, dass sich der Aufsteiger in Überzahl in der eigenen Arena mit 1:4 geschlagen geben musste. Noch bitterer war der Spielverlauf in Heidenheim. Beim Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim führte man bis zur 77. Spielminute mit 2:0, um sich dann noch drei Gegentreffer zu fangen und mit 2:3 zu verlieren. „Wie im falschen Film“ fühlte sich Heidenheim-Coach Frank Schmidt, der weiterhin auf seinen ersten Erfolg in der Bundesliga wartet.

In der kommenden Woche steht der letzte Spieltag vor der Länderspielpause an und die Gefahr ist hoch, dass die beiden Neulinge ohne Punkt in diese gehen, was sicherlich schwierig für den Kopf sein wird. Beide müssen erneut auswärts ran und es warten knackige Aufgaben auf die Teams von Torsten Lieberknecht und Frank Schmidt. Der FC Heidenheim eröffnet den dritten Spieltag am Freitag bei Borussia Dortmund, die Darmstädter müssen bei Bayer Leverkusen, die sich in herausragender Frühform zeigen, ran.

Natürlich ist es zu früh, um zu sagen, dass die beiden Aufsteiger zu schwach für die Bundesliga sind. Allerdings hat sich in der Vergangenheit auch oftmals gezeigt, dass die Neulinge die Aufstiegseuphorie mitnehmen und gerade in den ersten Spielen der neuen Liga punkten. Diese könnte sowohl in Darmstadt als auch Heidenheim am kommenden Spieltag bereits verschwunden sein.

Bundesliga: Heidenheim ist enttäuscht nach der Niederlage gegen Hoffenheim.

(Photo by Adam Pretty/Getty Images)

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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