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Bundesliga-Brennpunkte: Die Mär vom Klassiker – Mainz lebt

6. November 2023 | Spotlight | BY Jannek Ringen

Der 10. Spieltag der Bundesliga steht in den Büchern und hat uns insbesondere den „Klassiker“ zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern gebracht. Warum wir der Klassiker kein Duell auf Augenhöhe ist und Mainz sicher wieder Hoffnungen machen darf, erfahrt ihr in den Brennpunkten.

Bundesliga: Leverkusen und Bayern setzen sich ab

Wie heißt es noch so schön – nach zehn Spieltagen bekommt die Tabelle ein Gesicht. Am Wochenende wurde in der Bundesliga der 10. Spieltag gespielt und dementsprechend dürfte die Tabelle in der höchsten deutschen Spielklasse mittlerweile ein Gesicht haben, aus dem sich Tendenzen ablesen lassen. Durch die Niederlagen von Borussia Dortmund und RB Leipzig und die Siege von Bayer Leverkusen und dem FC Bayern haben sich diese beiden Teams an der Spitze abgesetzt. Da im Keller die vor diesem Spieltag noch sieglosen Mainzer und Bochumer ihre ersten Siege feiern konnten, rutschen die Teams am Ende der Tabelle zusammen.

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Märchen Klassiker – es war nie ein Duell auf Augenhöhe

Zweimal im Jahr ist in der Bundesliga das Wort „Klassiker“ in jedermanns Munde, wenn der FC Bayern und Borussia Dortmund aufeinander treffen. Die diversen TV-Sender bemühen sich, die Partie zwischen dem Rekordmeister und seinem ewigen Verfolger als „die Partie des Jahres“ auszurufen. Auch in diesem Jahr hatte sich trotz der Tabellenführung Leverkusens das Narrativ vom Gipfeltreffen angeboten, da beide Teams noch ungeschlagen waren. Aber auch in diesem Jahr sahen wir genau das, was wir in den Jahren davor gesehen haben. Der FC Bayern führte gegen verunsicherte Dortmunder früh mit 2:0 und gewann die Partie am Ende deutlich mit 4:0.

Damit ist der BVB seit zehn Spielen in der Bundesliga gegen den FC Bayern ohne Sieg und verlor neun dieser Aufeinandertreffen. Teilweise gab es deutlich Pleiten für die Borussia. Dabei waren die Vorzeichen vor einem „Klassiker“ noch nie besser als dieses Mal. Der FC Bayern verlor seine Partie im DFB-Pokal gegen Drittligist Saarbrücken, hatte nur wenige fitte Spieler und musste mit zwei angeschlagenen Akteuren in der Startelf antreten. Dennoch ließ die Mannschaft um Harry Kane dem ewigen Verfolger keine Chance und schickte ihn zurück ins zweite Glied.

Deshalb stellt sich die Frage, ob wir den „Klassiker“ überhaupt noch zum „dem Spiel“ deklarieren sollten. De facto ist es so, dass in den anderen Top-Ligen die Topspiele wie beispielsweise El Clásico in Spanien oder die Partie zwischen Manchester City und dem FC Liverpool in den letzten Jahren in England als Aushängeschilder der Liga gelten und von ungewissem Ausgang sind. In der Bundesliga ist eben jener „Klassiker“ das Aushängeschild, jedoch zeichnet sich hier das Ergebnis seit Jahren sich bereits im Vorhinein ab. Lediglich die großen TV-Sender erhöhen die mediale Wirkung dieses Aufeinandertreffens, obwohl ein wirklicher Spannungsmoment zwischen den beiden Meisterschaftsanwärtern in der Vergangenheit kaum vorhanden war.

Sicherlich ist es das Spiel von der Mannschaft, die seit Jahren die Liga dominiert, gegen die Mannschaft, die seit über einem Jahrzehnt als der ärgste Verfolger gilt. Ein Duell auf Augenhöhe ist es jedoch schon lange nicht mehr, da es in den vergangenen elf Saisons lediglich zweimal einen spannenden Meisterschaftskampf gegeben hat. Dennoch ist es das größte Spiel des Landes, kann allerdings nicht im Ansatz mit den Spitzenspielen der anderen Ligen mithalten.

Bundesliga: Harry Kane schießt Dortmund ab.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Mainz siegt für Bo Svensson – Leipzig mit ungewohnten Nachlässigkeiten

Insgesamt 196 Tage mussten die Fans des FSV Mainz 05 auf einen Sieg in der Bundesliga warten. Nachdem man Ende April die Bayern mit 3:1 geschlagen hatte, blieben die Rheinhessen saisonübergreifend 14 Bundesligaspiele ohne Dreier, ehe eine defensiv engagierte Leistung am vergangenen Wochenende zu einem 2:0-Erfolg über RB Leipzig führte. In der Woche zuvor war Trainer Bo Svensson zurückgetreten und verabschiedete sich sehr stilvoll von dem Verein, für den er in Summe 16 Jahre gearbeitet hatte. Die Mannschaft hat das Spiel nicht nur für sich und seine Fans, sondern auch für den zurückgetretenen Übungsleiter gewonnen.

Gegen RB Leipzig, deren Offensive in diese Saison schon das ein oder andere Feuerwerk abgebrannt hatte, schienen die Vorzeichen eigentlich nicht allzu gut zu sein. Dennoch stellte Interimstrainer Jan Siewert seine Mannschaft in der Defensive gut ein, sodass die Leipziger Offensive um Xavi Simons kaum Mittel fand, um den Mainzer Abwehrriegel zu knacken. Dank der Kaltschnäuzigkeit und der zweiten Luft zum Ende der Partie gelang ein überraschender Erfolg, der die Rote Laterne in der Bundesliga an den 1. FC Köln weiterreichte.

Auf der anderen Seite enttäuschten harmlose Leipziger, welche aufgrund der enormen individuellen Qualität und des guten Saisonstarts von einigen Experten zu den Meisterkandidaten gezählt wurden, auf ganzer Linie. Nach dem 0:0 gegen Bochum war es bereits der zweite Ausrutscher, den sich die Leipziger bei einem Kellerkind der Bundesliga geleistet haben. Derartige Ausrutscher bei Team aus dem Abstiegskampf hatte es bei den Sachsen in der jüngeren Vergangenheit nur wenige gegeben. Dies sind Spiele, in denen sich derzeit der FC Bayern und natürlich vor allem Bayer Leverkusen keine Blöße geben und welche am Ende das Zünglein an der Waage im Kampf um den Titel sein könnten.

Bundesliga: Mainz wollte gegen Leipzig den ersten Sieg.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Frankfurt auf dem Weg zum Top-Team – Marmoush als interne Stürmer-Lösung?

Zugegeben verlief der Saisonstart von Eintracht Frankfurt in der Bundesliga äußert durchwachsen. Nach sechs Spieltagen hatte die Mannschaft von Dino Toppmöller lediglich sieben Punkte auf dem Konto und war seit fünf Spielen ohne Sieg. Während die Defensive um Neuzugang Robin Koch eine sehr starke Leistung zeigte, entwickelt sich der Angriff der SGE zum Sorgenkind. Nur vier Treffer erzielte diese nach dem Abgang von Topscorer Randal Kolo Muani. Doch vier Spieltage später hat sich das Blatt gewendet, denn Toppmöller ist es auch gelungen, den Angriff von Eintracht Frankfurt in Gang zu bringen.

Seitdem holte die Eintracht zehn Punkte aus vier Spielen und konnte elf Treffer erzielen. Zudem gewann man in der Conference League mit 6:0 über den finnischen Vertreter HJK Helsinki. Dabei dachten nach dem schwachen Saisonstart nicht wenige, dass sich die Verantwortlichen mit dem Verkauf von Kolo Muani und dem fehlenden Ersatz verzockt hätten. Doch Omar Marmoush, der vor der Saison aus Wolfsburg kam und eigentlich für die Position als hängende Spitze eingeplant war, blühte in den vergangenen Wochen auf. Viermal traf der Ägypter in den letzten vier Spielen in der Bundesliga und mauserte sich zu einer ernsthaften Alternative im Sturmzentrum – und zwar für einen längeren Zeitraum.

Dadurch, dass die Eintracht die Offensive in den Griff bekommen hat, konnte sie zu den Top-Teams der Bundesliga aufschließen. Mit neun Gegentreffern stellt man nach dem FC Bayern die zweitbeste Abwehr der Liga und befindet sich mit 17 Punkten in Schlagdistanz zu RB Leipzig. Die Bilanz unter Dino Toppmöller kann sich sehen lassen. Mittlerweile ist der ehemalige Co-Trainer von Julian Nagelsmann 18 Pflichtspiele im Amt, von denen er zehn gewinnen konnte und nur zweimal als Verlierer vom Platz ging. Schafft es die Eintracht, defensiv weiterhin so sicher zu stehen und auch den neuen Offensivdrang beizubehalten, ist sie auf dem Weg zu einem Top-Team in der Bundesliga!

Bundesliga: Marmoush schockt Union Berlin früh.

(Photo by Luciano Lima/Getty Images)

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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