Bundesliga-Brennpunkte: Eiserner Abstiegskampf und ungefährliche Wölfe

13. November 2023 | News | BY Jannek Ringen

Der 11. Spieltag in der Bundesliga wurde gespielt und jetzt steht die Länderspielpause an. Dieses Mal geht es in unseren Brennpunkten unter anderem um das neue Schlusslicht der Liga, Union Berlin.

Bundesliga: Leverkusen bleibt Spitzenreiter

Nach dem 11. Spieltag verabschiedet sich die Bundesliga in die letzte Länderspielpause des Jahres 2023. Auch an diesem Spieltag ging es in den Bundesliga-Stadien wieder heiß her. Unter anderem festigte Leverkusen mit einem deutlichen 4:0 gegen Union Berlin die Tabellenführung. Bereits am Tag zuvor hatten die Bayern in einer kuriosen Partie gegen Aufsteiger Heidenheim vorgelegt. An diesem Spieltag geht es in den Brennpunkten allerdings um Sorgenkind Union Berlin, den VfL Wolfsburg und einen starken VfB Stuttgart.



Union übernimmt die Rote Laterne – es folgt ein eiserner Abstiegskampf

Oftmals wird gesagt, dass Zahlen nicht lügen würden. Um die Krise von Union Berlin, das seit diesem Wochenende die Rote Laterne in der Bundesliga vom 1. FC Köln übernommen hat, zu beschreiben, eignen sich ebenfalls Zahlen am besten. Vom letzten Punktgewinn der Köpenicker in der Bundesliga bis zur Niederlage gegen Bayer Leverkusen, der neunten Liga-Niederlage in Folge, sind 78 Tage vergangen. In diesen neun Spielen kommt die Mannschaft von Urs Fischer, die in den vergangenen Jahren für eine starke Defensive stand, auf ein Torverhältnis von 3:24 Toren. Seit vier Spielen wartet die Offensive um Sheraldo Becker auf einen eigenen Treffer.

Diese Zahlen werden davon untermauert, dass der Club in 13 der vergangenen 14 Spielen als Verlierer vom Platz ging und nur gegen die SSC Napoli in der letzten Woche ein Unentschieden holen konnte. Besserung in Sicht? Die Niederlage bei Tabellenführer Leverkusen hat die Hoffnungen auf eine schnelle Kehrtwende nicht gesteigert, da es insbesondere in der Offensive ein magerer Auftritt war. Sicherlich kann man gegen die Werkself, die zusammen mit dem FC Bayern die wohl beste Mannschaft der Bundesliga ist, verlieren, allerdings zeigt ein xG-Wert von 0,07 wie einfallslos der Angriff von Union aktuell ist.

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Und damit dürfte auch Urs Fischer an der alten Försterei angezählt sein. Zwar führte der Schweizer den Club in die erfolgreichste Periode der traditionsreichen Vereinsgeschichte, jedoch dürfte die anhaltende Negativserie die schlussendlich mit der Roten Laterne endete, selbst diesen Kredit aufgebraucht haben. Die Fans der Eisernen stärkten ihrem Trainer noch den Rücken und forderten auf einem Plakat den Verbleib ihres Trainers. Dass dieser auch nach der Länderspielpause noch auf der Bank bei Union sitzen wird, ist unsicherer denn je.

In den nächsten drei Spielen in der Bundesliga geht es gegen den FC Augsburg, den FC Bayern und die formstarke Borussia aus Mönchengladbach. Danach folgen mit Bochum und Köln zwei direkte Gegner aus dem Tabellenkeller. Um nicht auf einem Abstiegsplatz zu überwintern, was angesichts der erhöhten Ambitionen und hohen Ausgaben eine Katastrophe für den Club wäre, braucht es einen neuen Impuls.

Bundesliga: Die Verzweiflung bei Union Berlin ist groß.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Fünf Spiele ohne Sieg – der VfL Wolfsburg in der Negativspirale

Nicht wenige dachten nach vier Spieltagen, dass der VfL Wolfsburg es in die Spitzengruppe der Bundesliga schaffen und im kommenden Jahr wieder international spielen könnte. Mit drei Siegen aus vier Spielen stand der Club aus der Autostadt gut da und legte den Grundstein für eine gute Saison. In den sieben Spielen seitdem kamen nur noch vier magere Punkte dazu und zuletzt blieb die Mannschaft von Niko Kovac fünf Partien ohne Sieg. Lediglich im Heimspiel gegen Werder Bremen in der vergangenen Woche konnte man einen Zähler ergattern. Angesichts der hohen Investitionen im vergangenen Sommer ist diese Ausbeute schwach und setzt den Trainer unter Druck.

Der VfL Wolfsburg hat Spieler wie Lovro Majer oder Joakim Maehle für 25 bzw. zwölf Millionen Euro nicht verpflichtet, um im Mittelfeld der Bundesliga zu spielen. Eine klare Spielphilosophie hat sich an den ersten elf Spieltagen mit der neuen Mannschaft jedoch nicht etablieren lassen. Die 0:4-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach war der vorherige Tiefpunkt der Wolfsburger Niederlagenserie, bei der die Mannschaft einiges zu wünschen übrig ließ.

Geschultert wird das Team in dieser Saison in erster Linie von Torjäger Jonas Wind, der an den ersten elf Spieltagen achtmal treffen konnte. Damit erzielte er mehr als die Hälfte der 15 Saisontreffer des VfL Wolfsburg. Kein anderer Spieler im Team von Kovac hat mehr als einmal getroffen.

Es gibt viele Probleme, die Niko Kovac in den kommenden Wochen angehen muss. Die Mannschaft wirkt trotz der hohen Ausgaben nicht wirklich verbessert und die fehlende Weiterentwicklung könnte für den ehemaligen Trainer des FC Bayern noch ein hartes Stück Arbeit werden.

Bundesliga: Der VfL Wolfsburg enttäuscht auf ganzer Linie.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Der VfB Stuttgart ist endgültig im Kreis der Spitzenteams angekommen

Sicherlich tut man beim VfB Stuttgart gut daran, kleinere Brötchen zu backen, nachdem man dem Abstieg in den vergangenen beiden Saisons gerade so von der Schippe gesprungen ist. Auch aus dem Umfeld des Clubs hört man eine gewisse Demut und alle wissen, dass die aktuellen Leistungen des VfB nicht selbstverständlich sind. Dabei hat das Heimspiel gegen Borussia Dortmund einmal mehr unterstrichen, dass die Schwaben mittlerweile zu den Top-Teams der Bundesliga gehören und der Platz in der Spitzengruppe der Liga kein Zufallsprodukt ist. Dafür war der Auftritt gegen den schwachen Vizemeister viel zu eindrucksvoll und souverän.

Die Schwaben spielten die Borussia her und hätten gut und gerne sehr viel deutlicher gewinnen können. Lediglich die Effizienz bei der Verwertung der eigenen Torchancen machte ihnen hierbei einen Strich durch die Rechnung. Insgesamt gab die Offensive um Comebacker Serhou Guirassy, der den 2:1-Siegtreffer per Elfmeter erzielte, 22 Torschüsse ab, erspielte sich sieben Großchancen und kam am Ende der Partie auf einen xG-Wert von 4,39. Dass es nicht deutlicher wurde, lag an BVB-Schlussmann und Ex-Stuttgarter Gregor Kobel. Damit steht die Mannschaft von Sebastian Hoeneß nach elf Spielen mit 24 Punkten auf einem starken dritten Tabellenplatz.

Eine derart starke Leistung gegen eine Mannschaft, welche die Champions-League-Gruppe mit Paris Saint-Germain, der AC Mailand und Newcastle United nach vier Spieltagen anführt, zeigt, dass der VfB endgültig in den Kreis der Topteams aufgestiegen ist. Der spielerische Ansatz von Übungsleiter Hoeneß scheint Früchte zu tragen und es ist alles andere als Zufall, dass man derzeit in derartigen Sphären schwebt. Die drittmeisten erzielten Treffer der Liga, die zweitmeisten herausgespielten Großchancen und der dritthöchste Ballbesitzwert sind Zahlen, welche den Höhenflug des VfB untermauern.

Die einzige Frage, die sich für die Cannstädter noch stellt, ist, ob sie diese Leistung über 34 Spieltage konservieren können. Sebastian Hoeneß ist Trainer des jüngsten Kaders der Bundesliga, welcher in den vergangenen Jahren arge Probleme im Abstiegskampf hatte. Die fehlende Erfahrung könnte in Bezug auf die Konkurrenz ein Nachteil sein. Dennoch bleibt festzuhalten, dass dieser VfB vollkommen zurecht in der Spitzengruppe der Bundesliga angekommen ist.

Bundesliga: Der VfB Stuttgart etabliert sich in der Spitzengruppe der Bundesliga.

(Photo by THOMAS KIENZLE/AFP via Getty Images)

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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