Bundesliga-Brennpunkte: Heidenheimer Mentalität – Bochum der große Verlierer

8. April 2024 | Spotlight | BY Jannek Ringen

Am Wochenende wurde der 28. Spieltag in der Bundesliga bei herrlichem Wetter in den Stadien ausgetragen. Die Stimmung ist jedoch alles andere als herrlich bei manchen Clubs, denn es stehen die ersten Entscheidungen bevor. Unser Rückblick auf den Spieltag in den Brennpunkten.

Bundesliga: Leverkusen vor der Meisterschaft

Wenn es langsam wieder wärmer wird in Deutschland, dann ist dies oftmals gleichbedeutend damit, dass die Entscheidungen in der Bundesliga immer näher rücken. Bereits am kommenden Wochenende könnten wir erstmals seit 2012 wieder einen anderen deutschen Meister als den FC Bayern bestaunen, denn die Münchner Niederlage und der Sieg von Bayer Leverkusen haben dafür gesorgt, dass die Werkself nur noch einen Sieg vom Titel entfernt ist. Und auch im Tabellenkeller der Bundesliga ging es an diesem Wochenende mit zwei Duellen heiß her.



Heidenheimer Comebacker und Bayerns Demütigung

Im am höchsten gelegenen Stadion im deutschen Profifußball wurde am Samstagnachmittag Geschichte geschrieben. Der Aufsteiger 1. FC Heidenheim konnte den Dauermeister FC Bayern mit 3:2 schlagen, obwohl es erst gar nicht nach einem Erfolg der Heidenheimer ausgesehen hatte. Zur Pause führten die Münchner mit 2:0 durch Tore von Serge Gnabry und Harry Kane und alles schien seinen gewohnten Gang zu nehmen. Doch ähnlich wie im Hinspiel, als Heidenheim ebenfalls mit 0:2 zurückgelegen hatte und binnen drei Minuten auf 2:2 stellte, kam der Aufsteiger zurück. Dieses Mal benötigten sie knappe zwei Minuten, um einen Zwei-Tore-Rückstand zu egalisieren. Die Krönung sollte in der Schlussphase folgen, als Tim Kleindienst den umjubelten Siegtreffer erzielte.

Sechs Spieltage vor Schluss beträgt der Vorsprung des Bundesliga-Neulings zehn Punkte und damit darf langsam aber sicher für das kommende Jahr im Oberhaus geplant werden. Dabei hat die Mannschaft eine besondere Qualität, die auch gegen den FC Bayern zum Tragen kam: Sie gibt nie auf. Bereits in der Vorwoche lag die Mannschaft von Frank Schmidt mit 0:2 beim VfB Stuttgart zurück. Beinahe hätte sie den Rückstand in einen Sieg verwandelt, mussten in der Nachspielzeit jedoch das 3:3 schlucken. Schon zu Saisonbeginn holte die Schmidt-Elf ein 2:2 in Dortmund nach einem 0:2-Rückstand. In Summe sammelte der FCH 15 Punkte nach Rückstand. In der Bundesliga ist nur der FC Augsburg besser.

Auf der anderen Seite machte sich abermals Ratlosigkeit breit. Thomas Tuchel und Max Eberl konnten die erneut fragwürdige Leistung der Mannschaft nicht erklären. Mittlerweile steht nicht mehr nur der scheidende Trainer in der Kritik, sondern auch die Mannschaft. In der Rückrundentabelle steht der Rekordmeister auf dem sechsten Platz und verlor fünf seiner elf Spiele. Zudem kassierten die Münchner mit 21 Gegentoren fast zwei pro Spiel. Anstatt mit Bayer Leverkusen, die am kommenden Wochenende die Meisterschaft klarmachen können, zu konkurrieren, ist der Meister nun punktgleich mit der Überraschungsmannschaft aus Stuttgart. Und all das vor den wichtigen Spielen gegen den FC Arsenal in der Champions League. Viel Arbeit für die Verantwortlichen im kommenden Sommer.

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Bundesliga: Heidenheim schlägt Bayern.

(Photo by THOMAS KIENZLE/AFP via Getty Images)

Bochum der große Verlierer im Keller

Obwohl die Topteams aus Leverkusen, München und Leipzig am Samstagnachmittag in der Konferenz spielten, lag der Fokus auf dem Abstiegskampf, denn es kam zu zwei direkten Duellen im Keller. Der FSV Mainz 05 empfing Schlusslicht Darmstadt und der 1. FC Köln musste zuhause gegen den kriselnden VfL Bochum ran. Die Mainzer deklassierten die Lilien mit 4:0, weshalb der Aufsteiger immer sicherer der Rückkehr in die zweite Liga entgegen taumelt. Neben den Rheinhessen sah es lange Zeit danach aus, als wäre der VfL Bochum der zweite große Gewinner im Abstiegskampf, denn bis zur 90. Minute führte die Mannschaft von Thomas Letsch mit 1:0 beim Effzeh. Doch dann wendete sich das Blatt und die Bochumer trauerten abermals einem Sieg hinterher.

Erst glich Steffen Tigges per Kopf nach einem Eckball aus. Nur eine Minute später stand Köln-Müngersdorf dann komplett Kopf. Luca Waldschmidt traf ebenfalls per Kopf zum umjubelten Kölner Siegtreffer. Damit entwickelt sich der VfL binnen weniger als 120 Sekunden vom Gewinner des Spieltags zum Verlierer. Denn die schon fast sicher geglaubten Bochumer stecken tief drin im Abstiegskampf. Das Polster auf Mainz auf dem Relegationsplatz beträgt nur noch drei Punkte. Zudem hat das Team aus dem Ruhrpott die schlechtere Tordifferenz. Der direkte Abstiegsplatz ist unterdessen nur noch vier Punkte entfernt. Während man in Bochum dem vergebenen Matchball hinterher trauert, schöpft man in Mainz und Köln wieder Hoffnung.

Dabei ist die Entwicklung der Letsch-Elf in den vergangenen Wochen eine bedenkliche. Auf den Sieg gegen den FC Bayern folgten sechs Spiele ohne Dreier, die den Club auf Platz 15 der Bundesliga durchreichten. Dabei kam die Formschwäche zur Unzeit, denn genau in diesen Spielen gab es die direkten Duelle mit Mainz, Darmstadt und Köln. Am vergangenen Wochenende verspielte man gegen Darmstadt eine 2:0-Führung. Statt des vorzeitigen Klassenerhalts wird es noch einmal eng an der Castropper. Das kommende Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim könnte so etwas wie ein Schicksalsspiel für Trainer Thomas Letsch werden.

Bundesliga: Der VfL Bochum verliert in Köln.

(Photo by Lars Baron/Getty Images)

Das Schneckenrennen um Europa geht weiter

Das Mittelfeld der Bundesliga ist in dieser Saison schwierig zu greifen. So gut wie jeder Club, der sich in diesem befindet, hat sich in dieser Saison schon einmal in Richtung Europa umgeschaut. Werder Bremen war es zu Jahresbeginn, ehe die Negativserie einsetze. Aktuell steht auf dieser Position der FC Augsburg, die im Herbst noch der erste Club mit einer Trainerentlassung waren. Sogar der 1. FC Heidenheim durfte schon auf Platz sieben schielen, der bei einem Leverkusener Pokalsieg die Qualifikation für die Conference League bedeutet. Derzeit duellieren sich mit der TSG Hoffenheim, dem SC Freiburg und dem FC Augsburg drei Teams um den siebten Platz.

Zwei dieser drei Teams haben ihre Spiele am Wochenende verloren. Der FC Augsburg musste sich mit 1:3 bei der Konkurrenz aus Hoffenheim geschlagen geben und die Freiburger wurden mit 1:4 von RB Leipzig deklassiert. Dies hat zur Folge, dass alle drei Teams 36 Punkte haben und sich sogar noch der 1. FC Heidenheim mit 33 Punkten auf Platz zehn ernsthafte Chancen auf eine Qualifikation für Europa ausrechnen darf. Selbst wenn eine Mannschaft wie Werder Bremen oder Borussia Mönchengladbach aus dem grauen Mittelfeld der Bundesliga noch eine Siegesserie zum Saisonende startet, könnte man sich für Europa qualifizieren. Aktuell performen die Teams so inkonstant wie lange nicht mehr.

In der letzten Saison erreichte Eintracht Frankfurt mit 50 Punkten Platz sieben. Davor waren es Wolfsburg (49), der 1. FC Köln (52), Union Berlin (50) und wieder Eintracht Frankfurt (54). Wer um Platz sieben in der Bundesliga kämpft, der sollte schon 50 Punkte oder mehr holen, wenn er die Teilnahme an Europa garantieren möchte. Rechnet man den Punkteschnitt von Augsburg, Hoffenheim und Freiburg in dieser Saison hoch, landen sie bei 44 Zählern, was in diesem Jahrtausend noch nie für den siebten Platz gereicht hat. War es je leichter, sich in den Europapokal zu spielen?

Bundesliga: Schneckenrennen um Europa.

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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