Brennpunkte der Bundesliga: Stuttgarts Aufschwung – hat Fortuna Union verlassen?

25. September 2023 | News | BY Jannek Ringen

Am Wochenende wurde der fünfte Spieltag in der Bundesliga ausgetragen. Wie ihr es gewohnt seid, liefern wir auch an diesem Spieltag die Brennpunkte der höchsten deutschen Spielklasse. In dieser Woche unter anderem mit Union Berlin und dem 1. FC Köln.

Bundesliga: Zwei-Klassen-Gesellschaft?

Spieltag fünf in der Bundesliga steht in den Büchern und es lassen sich immer mehr Tendenzen für die neue Saison ablesen. Während die letzten fünf Teams in der Tabelle keines ihrer ersten fünf Ligaspiele gewinnen konnten, sammeln sich an der Spitze der Bundesliga fünf Teams, welche bereits vier Partien siegreich gestalten konnten. Damit scheint es so, als wenn die Liga zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft verkommen würde. Dieses Mal in den Brennpunkten blicken wir auf zwei Teams, die ihren Erwartungen hinterherlaufen und einem, welches im letzten Jahr bis zum Ende zittern musste und jetzt die Liga aufmischt.

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Union Berlin: Hat das Glück die Köpenicker verlassen?

Am Mittwoch stand für Union Berlin das vielleicht größte Spiel der Vereinsgeschichte auf dem Plan, als die Köpenicker im Santiago Bernabéu in der Champions League debütierten. In der vergangenen Saison qualifizierte sich die Mannschaft von Urs Fischer durch einen starken vierten Platz in der Bundesliga für die Königsklasse und nimmt es jetzt mit den europäischen Schwergewichten auf. Zudem wurde der Kader mit großen Namen wie Robin Gosens, Kevin Volland oder Leonardo Bonucci verstärkt. Damit änderte sich nicht der interne Anspruch bei den Hauptstädtern, sondern auch die externen Erwartungen sind aufgrund der spannenden Transfers enorm in die Höhe geschossen.

Doch aktuell gelingt es den Berlinern nicht wirklich, an die starken Leistungen der Vorsaison anzuknüpfen. Mit zwei Siegen gegen Mainz und Darmstadt war man eigentlich gut in die Saison gestartet, allerdings folgten darauf zwei Niederlagen gegen RB Leipzig und den VfL Wolfsburg. Das 0:2 im Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim war die dritte Niederlage in Folge in der Bundesliga. Damit wurde der Vereins-Negativrekord eingestellt. Mit sechs Punkten aus fünf Spielen hat der Club aus dem Osten Berlins bereits einen ordentlichen Rückstand auf die Spitzengruppe der Bundesliga. Wurde Union von der Glücksgöttin Fortuna verlassen?

In der vergangenen Saison schien es noch so, als seien Urs Fischer und seine Mannen wie vom Glück geküsst. Oftmals gewannen sie Spiele mit weniger Torschüssen und weniger Ballbesitz als der Gegner. Die phasenweise passive Spielweise von Trainer Fischer brachte dem Club maximalen Erfolg und endete in der Champions League. Doch aktuell läuft es nicht mehr und insbesondere die Heimstärke scheint den Berlinern nach zwei Niederlagen in Folge an der alten Försterei abhanden gekommen zu sein.

Liegt dies daran, dass Union Berlin mittlerweile öfter als Favorit in die Partie geht und von ihrem alten Spielsystem abkehren muss? Gegen Hoffenheim hatte man mehr Ballbesitz und verzeichnete doppelt so viele Torschüsse wie der Gegner. Unterm Strich stehen jedoch null Punkte. Als hätte das Spielglück Union verlassen.

Bundesliga: Robin Gosens verzweifelt gegen die TSG Hoffenheim.

(Photo by Luciano Lima/Getty Images)

Krise in Köln – wird es ungemütlich beim Effzeh?

Die drei letzten Teams der Bundesliga haben nach fünf Spieltagen jeweils nur einen Punkt auf dem Konto. Auf den beiden Abstiegsplätzen verweilen Mainz und Darmstadt. Den Relegationsplatz hatte der 1. FC Köln inne. Die Mannschaft von Steffen Baumgart kommt nur schleppend in die Saison und gibt derzeit regelmäßig Führungen aus der Hand, so auch bei der 1:2-Niederlage gegen Werder Bremen. Es war das dritte Mal in Folge, dass ein Vorsprung verspielt wurde. Dies führte dazu, dass der Effzeh den Saisonstart komplett verschlief und von Beginn an mitten im Abstiegskampf steht. In den ersten beiden Saisons war es Baumgart gelungen, seine Mannschaft aus dieser Region fernzuhalten.

Großes Problem ist der Kader und die Transferpolitik im vergangenen Sommer. In den vergangenen beiden Jahren funktionierte die Mannschaft im Kollektiv und sorgte dafür, dass sie besser war, als die Summe ihrer Teile. Vor dieser Saison verloren die Domstädter mit Ellyes Skhiri das Herzstück ihres Spiels ablösefrei an Eintracht Frankfurt. Ein Nachfolger? Aufgrund der schwierigen finanziellen Situation nicht vorhanden. Bereits im Verlauf der vergangenen Saison stellte der Club fest, dass die Tore, welche einst von Anthony Modeste erzielt wurden, der Mannschaft fehlen würden. Auch hier verpasste man es, einen weiteren Neuner zu verpflichten und ging mit Steffen Tigges und Davie Selke in die Saison.

Intern soll es aufgrund der schwachen Transferphase kriseln. Das Szenario eines potenziellen Abstiegs schwebt über Köln und das sensible Umfeld ist bereits gewarnt. In den kommenden Wochen geht es für den Domklub darum, wieder in die Spur zu kommen. Doch das könnte sich schwer gestalten, denn in den nächsten drei Partien warten die formstarken Leverkusener und Stuttgarter, ehe man nach der Länderspielpause Borussia Mönchengladbach zum Derby empfängt. Es könnten ungemütliche Wochen in Müngersdorf werden.

Bundesliga: Der 1. FC Köln steckt im Keller fest.

(Photo by David Hecker/Getty Images)

Der VfB blüht auf – ein Kandidat für Europa?

Anfang Juni waren 17 der 18 Plätze für die Bundesliga-Saison 2023/24 vergeben. Um den letzten buhlten der Zweitligist Hamburger SV und der VfB Stuttgart. Gegen die Hanseaten setzte sich der VfB eindrucksvoll durch, sodass die Klasse auf den letzten Drücker gehalten wurde. In dieser Spielzeit zeigt die Mannschaft trotz der namhaften Abgänge von Wataru Endo, Konstantinos Mavropanos und Borna Sosa, wozu sie in der Lage ist. Zwölf Punkte aus fünf Spielen sprechen eine eindeutige Sprache und auch die Art und Weise, wie der VfB seine Spiele gewinnt, ist überzeugend. Der spielerische Ansatz von Sebastian Hoeneß scheint Wirkung zu zeigen und katapultiert die Schwaben in ungeahnte Höhen.

Dabei war vergangenen Saison trotz des enttäuschenden 16. Platz in der Bundesliga und dem Last-Minute-Klassenerhalt über die Relegation nicht alles schlecht beim VfB Stuttgart. Im Vorjahr holte man nur 33 Punkte, allerdings hätte der Club nach dem xG-Modell 14 Punkte mehr haben und einen Platz im oberen Mittelfeld belegen müssen. Die mangelnde Chancenverwertung und die Anzahl der individuellen Fehler sorgte jedoch dafür, dass die Schwaben am Ende in der Relegation ran mussten. Doch im speziellen Serhou Guirassy, der in der Vorsaison lange verletzt fehlte, steht für eine neugewonnene Effizienz bei den Schwaben, die für eine beschwerdefreie Saison sorgen dürfte.

Doch wie hoch kann es für die Mannschaft von Sebastian Hoeneß nach oben gehen? Sicherlich ist der aktuelle Höhenflug nur eine Momentaufnahme, allerdings spricht vieles dafür, dass die Stuttgarter in dieser Saison einen einstelligen Tabellenplatz belegen könnten. Der Spielansatz des Trainers scheint zu greifen, die Mannschaft hat sich insbesondere in der Defensive gefangen und vorne trifft Guirassy nach Belieben. Jedoch ist es nach fünf Spieltagen zu früh, um von europäischen Nächten in Stuttgart zu träumen. Dafür hat der Verein in der jüngeren Vergangenheit zu viel durchgemacht.

Bundesliga: Der VfB Stuttgart befindet sich im Höhenflug.

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

(Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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