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Bundesliga | Reus brilliert, Gladbach filetiert – Die Einzelkritik zu Dortmunds 6:0-Gala

20. Februar 2022 | Spotlight | BY Victor Catalina

Spotlight | Im zweiten Sonntagsspiel des 23. Bundesliga-Spieltags verpasste Borussia Dortmund der Borussia aus Mönchengladbach eine 6:0-Abreibung. Dabei konnte besonders ein Dortmunder herausragen. Die Akteure in der Einzelkritik.

Gladbach fällt erneut auseinander – BVB rehabilitiert sich für Rangers-Debakel

Noch vor wenigen Tagen erlebte der BVB im Hinspiel der Europa-League-Playoffs selbst eine mittelschwere Peinlichkeit, nun rehabilitierten sie sich in großem Stil dafür. Besonders Marco Reus wusste mit Doppelpack und drei Assists zu überzeugen. Gladbach hingegen kämpft weiterhin mit alten Problemen dieser Spielzeit – und fiel wie schon in Leipzig oder gegen den 1. FC Köln spät auseinander. Die Einzelkritik zum Spiel.

 



 

Borussia Dortmund: Reus vom anderen Stern – Kobel ebnet den Weg zum Sieg

Gregor Kobel: In der Anfangsphase ohne jegliche Prüfung, dann im Blickpunkt. Hielt in der 22. Minute noch etwas glücklich gegen Koné, stellte dann aber mit zwei herausragenden Paraden gegen Hofmann (29.) und Neuhaus (36.) seine gesamte Klasse unter Beweis, womit er den zwischenzeitlichen Rückstand respektive Ausgleich verhinderte. Im zweiten Abschnitt verlebte der Schlussmann, einen Aluminiumtreffer von Hofmann ausgeklammert, einen ruhigen Frühabend. Note: 1,5

Emre Can: Kehrte durchaus überraschend als rechter Teil der Dreierkette in die Startelf zurück. Spielte ohne großes Risiko, bevorzugte die sicheren Pässe und gewann seine Zweikämpfe. Kurz vor Schluss stellte der deutsche Nationalspieler per Strafstoß den 6:0-Endstand her. Note: 2,5

Mats Hummels: Als zentrale Figur der Dreierkette leistete er sich einen haarsträubenden Fehlpass, der zur Großchance von Koné führte. Ansonsten verteidigte er stets vorwärts gewandt, aufmerksam und war oftmals siegreich in den Luftduellen. Zudem mit einem brillanten Zuspiel mit dem Außenrist vor dem 5:0 durch Reus (82.). Note: 2,0

Dan-Axel Zagadou (bis 42′): Sah früh die Gelbe Karte, nachdem er einen eigenen Stellungsfehler mit einem Foulspiel an Lainer ausbügelte (12.), wirkte zudem bei den Gladbacher Möglichkeiten teils zu langsam auf den Beinen. Herausragende Rettungsaktion in Minute 39, als der Innenverteidiger gegen Hofmann klärte. Kurz darauf folgte der Griff an den Oberschenkel und die daraus resultierende Auswechselung. Note: 4,0

Thorgan Hazard (bis 67′): Fehlte in der letzten Woche noch komplett im Kader und kam auch in der Europa League nicht zum Zug. Für die unerwartete Startelfnominierung konnte der gelernte Offensivakteur nicht unbedingt eine Begründung liefern. Zwar präsentierte er sich sehr engagiert, doch die überhasteten Aktionen überwogen. Musste nach 67 Minuten für Wolf weichen. Note: 4,0

Mahmoud Dahoud: Bildete mit Bellingham die Schaltzentrale. Sehr präsent und zweikampfstark. In der 35. Minute übertrieb er es gegen Embolo und handelte sich Gelb ein. Ansonsten jedoch mit sehr vielen positiven Akzenten. Exemplarisch dafür steht der Ballgewinn vor dem 4:0 oder die aufgelegte Einschussgelegenheit von Brandt. Note: 2,0

Jude Bellingham: Trat zunächst durch kluge öffnende Bälle auf, verrichte darüber hinaus enorme Laufarbeit. Allerdings agierte der schon so reife Youngster nicht so auffällig wie sonst, nach der Pause offensiver und am 4:0 beteiligt. Note: 2,5

Raphaël Guerreiro (bis 67′): Fand zu Beginn keine Bindung zum Spiel, daher trieb es ihn häufiger nach innen. Daraus entsprang das Führungstor, was der Linksfuß durch einen Doppelpass mit Malen einleitete. Defensiv mit altbekannten Schwächen, fast alle nennenswerten Gladbacher Szenen nahmen auf seiner Seite ihren Lauf. Daher wurde er nach 67 Minuten durch Schulz ersetzt. Note: 3,5

Giovanni Reyna (bis 30′): Stand erstmals seit seinem Sehneneinriss wieder in der Startformationen, prüfte Sommer mit einem sehenswerten Aufsetzer schon frühzeitig (6.). Zeigte sich insgesamt sehr engagiert, rieb sich in den Zweikämpfen auf, ehe er nach dem 1:0 liegen blieb und unter Tränen das Spielfeld verließ. Note: 3,0

Bundesliga Dortmund Gladbach

Photo by SASCHA SCHUERMANN/AFP via Getty Images

Marco Reus: Erwischte einen außergewöhnlichen Tag. Stellte die Weichen auf Sieg, indem er das 1:0 per Abstauber erzielte und dann Malen vor dem 2:0 per Steckpass in Szene setzte. Verkraftete kurz vor der Pause den Fausttreffer von Kobel, nachdem für den Kapitän die Fortsetzung der Partie kurzzeitig auf der Kippe stand. Nach dem Seitenwechsel schien er erst abzutauchen, ehe er das dritte und vierte Tor jeweils mit guter Übersicht vorbereitete und dann auf 5:0 erhöhte. Mit zwei Toren und drei Vorlagen verdiente sich Reus die Bestbewertung redlich. Note: 1,0

Donyell Malen (bis 67′): Von Beginn an viel unterwegs als erster Anläufer im Pressing, aber auch im eigenen Ballbesitz. Am 1:0 entscheidend beteiligt, indem er sich im Zweikampf durchtankte und nach anschließendem Doppelpass mit einem wuchtigen Abschluss Sommer zur Abwehr in die Mitte zwang. Für das 2:0 zeigte sich der Angreifer selbst verantwortlich, hatte dabei etwas Glück, dass Sommer der Ball durch die Arme glitschte. Im zweiten Durchgang weiter umtriebig, bis ihn Moukoko ersetzte. Note: 2,0

Dortmunder Einwechslungen:

Julian Brandt (ab 30′): Übernahm die Position von Reyna, fügte sich direkt ordentlich ein, da er sich robust in den Eins-gegen-eins-Duellen zeigte. Ließ sein fußballerisches Können phasenweise aufblitzen, wie beim Seitenwechsel auf Guerreiro (54.) oder einem tollen Distanzschuss, den Sommer in der 79. Minute sehenswert parierte. Verpasste danach nur knapp seinen eigenen Treffer. Note: 3,0

Marin Pongračić (ab 42′): Wählte im Zweifel den Befreiungsschlag, Gab insgesamt aber ein gutes Bild, das er häufiger benötigt, um weiterbeschäftigt zu werden. Einzige Ausnahme: Sein übereiltes Herauslaufen aus der Dreierkette, bevor Hofmann das Lattenkreuz traf. Note: 2,5

Nico Schulz (ab 67′): Fiel nicht mehr groß auf, ließ defensiv jedoch nichts mehr anbrennen, Note: 3,5 

Marius Wolf (ab 67′):Kam exzellent in die Partie hinein, denn er vollendete wuchtig unter die Latte zum vorentscheidenden 3:0. Hatte auch beim nächsten Treffer seine Füße im Spiel, indem er Vorlagengeber Reus bediente. Abschließend holte er den Elfmeter zum 6:0-Endstand heraus, sodass sich die Einwechslung vollends auszahlte. Note: 2,0

Youssoufa Moukoko (ab 67′): Hielt nach Zuspiel von Reus nur noch den Fuß und war damit für das 4:0 verantwortlich – seinem ersten Treffer für die BVB-Profis seit dem 13.03.2021. Von daher auch für das Talent persönlich ein sehr zufriedenstellender Arbeitstag. Note: 3,0.

Yannick Lassmann

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Yann Sommer: Bei weitem nicht der gewohnt sichere Rückhalt. Stürmte einmal übermotiviert aus seinem Tor, was Dortmund noch nicht zur Führung nutzen konnte. Ließ kurz darauf den Ball zu Marco Reus prallen, der das 1:0 erzielte. Sah auch beim Treffer von Donyell Malen unglücklich aus. Note: 5,0.

Matthias Ginter: Ließ Marco Reus vor dem 1:0 passieren. Konnte über weite Strecken der Mannschaft allerdings keine Stabilität geben und ging letztendlich mit unter. Note: 4,5.

Marvin Friedrich (bis 46′): In der ersten Halbzeit konnte er die Dortmunder Lawine noch einigermaßen ausbremsen und dafür sorgen, dass es „nur“ mit einem 0:2 in die Pause ging. Das allerdings verschuldete er durch Passivität mit, als er Donyell Malen in seinem Rücken ziehen ließ. Musste zur zweiten Hälfte für Marcus Thuram weichen. Note: 4,0.

Nico Elvedi: Seit sieben Jahren bereits im Verein, einen Sieg in Dortmund konnte er in dieser Zeit jedoch noch nicht feiern. Tat an diesem Sonntagnachmittag nur bedingt viel, um das zu ändern. Note: 5,0.

Stefan Lainer (bis 67′): War sichtlich um Aktivität bemüht, durchaus mit einigen guten Ideen. Wenn allerdings ein Mann alleine den Luxuskreuzer ziehen muss, kann das nicht nur undankbar, sondern auch ziemlich schwer werden. Note: 4,5.

Manu Koné (ab 78′): Vergab frei im Strafraum die Großchance zur Führung. Kurz darauf erzielte Marco Reus das 1:0. Auch im Anschluss konnte der 20-Jährige kaum Wiederstand im Mittelfeld liefern. Note: 4,0.

Florian Neuhaus: Hatte eine gute Chance aufs 1:2 aus Gladbacher Sicht, blockte zudem einen Querpass von Marco Reus auf Julian Brandt. Ansonsten aber auch nicht wirklich stabilitätsbringend. Note: 4,0.

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Ramy Bensebaini: Über seine linke Seite fiel das 3:0, das 4:0, das 5:0 – und zu allem Übel verursachte er mit dem Schlusspfiff noch einen Elfmeter. Eine Performance, über die man lieber nicht zuviele Worte verlieren sollte. Note: 5,5.

Jonas Hofmann: Der beste bei den Gladbachern – oder vielmehr, der am wenigsten schlechte. Bekam kurz nach dem Rückstand die Großchance zum Ausgleich, traf zudem einmal das Aluminium. Das Debakel vermochte jedoch auch er nicht zu verhindern. Note: 3,5.

Alassane Pléa: Offensiv mit einigen Ideen sowie Abschlüssen. Das allerdings durchgehend vor der Pause. In der zweiten Halbzeit war vom Franzosen – wie von ganz Gladbach – nicht mehr viel zu sehen. Note: 4,5.

Breel Embolo: Holte gegen Mahmoud Dahoud eine gelbe Karte heraus und musste kurz behandelt werden. Damit ist der Arbeitsnachweis des Stürmers allerdings schon beendet. Torschüsse konnte er keine verzeichnen. Note: 5,0.

Gladbacher Einwechslungen:

Marcus Thuram (ab 46′): Adi Hütter brachte ihn für Marvin Friedrich, um nach dem 0:2 zur Pause nochmal ins Spiel zurückzufinden. Das ging schwer nach hinten los. Von Thuram war – bis auf eine Chance, als er abseits stand – nicht viel zu sehen. Und von der Gladbacher Defensive ebenfalls nicht. Note: 5,0.

Joe Scally (ab 67′): Kam für Stefan Lainer in die Partie. Den Zug des Österreichers vermochte er jedoch nicht mitzubringen. Note: 5,0.

Christoph Kramer (ab 78′): Hütters finaler Wechsel. Ersetzte Manu Koné für die letzten zehn Minuten im Mittelfeld. Wenn die eigene Mannschaft dann noch zwei Gegentore kassiert, spricht nicht zwingend für einen defensiven Mittelfeldspieler. Note: 5,0.

Adi Hütter: Vor der Pause hielt seine Mannschaft noch ordentlich mit. In der zweiten Halbzeit nahm das Debakel seinen Lauf. Die Idee, mit Thuram einen Stürmer für Innenverteidiger Friedrich zu bringen, zahlte sich überhaupt nicht aus. Mit Ausnahme der Spiele gegen den FC Bayern endete alles, womit sich Gladbach einigermaßen auf Augenhöhe sieht, sehen will, in einem mittelschweren Desaster. 1:4 in Köln, 1:4 in Leipzig, 0:6 gegen Freiburg, 0:6 in Dortmund. Besonders bedenklich ist, dass Gladbach in der Schlussphase wieder einmal auseinanderfiel. Max Eberl hatte sich einen Ruf als äußerst geduldiger Verantwortlicher im Umgang mit Trainern gemacht. Es wird spannend zu sehen sein, inwiefern das jetzt auch auf Roland Virkus zutrifft. Note: 6,0.

Victor Catalina

Marco Fritz: Souveräne Spielleitung, wenngleich es ihm die Teams nicht wirklich schwer machten. Vertretbares Strafmaß in Zweikämpfen. Auch der Strafstoß in der Nachspielzeit war korrekt. Note: 2,5.

Spielnote: Wenn das Duell zwischen dem Ersten und dem Letzten weniger einseitig verläuft, als das zwischen dem Zweiten und einer Mannschaft, die vergangene Saison noch im Achtelfinale der Champions League spielte, dann weiß man, das bei einem der Teams etwas nicht stimmt – und zwar gewaltig. Dortmund in der Form, wie man sie erwartet und sehen will. Das trifft in besonderem Maße auf Marco Reus zu. Es muss ihnen nur noch gelingen, diese Leistungen konstanter abzurufen. Über den Gladbacher Auftritt sollte man lieber den Mantel des Schweigens legen sollte. Note: 2,5.

Photo by SASCHA SCHUERMANN/AFP via Getty Images

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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