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Bayern und Freiburg überraschen, Dortmund fällt ab – das Fazit zur bisherigen Bundesliga-Saison

15. November 2021 | Trending | BY Victor Catalina

Spotlight | Elf Spieltage – und damit gut ein Drittel der Saison 2021/22 – ist in den Geschichtsbüchern. Zeit für ein Zwischenfazit der bisherigen Bundesligasaison.

Wer sind die bisherigen Gewinner der Bundesliga?

Bei der aktuellen Bilanz kommt man nicht umhin, den FC Bayern zu nennen. Die Verpflichtung von Julian Nagelsmann (34) erwies sich als absoluter Glücksgriff. Unter ihm verlor der Rekordmeister wettbewerbsübergreifend genauso viele Spiele, wie sie mit nur einem Tor Differenz gewannen (zwei). Unter Nagelsmann spielen die Münchener noch schneller und dynamischer und können sowohl über die Flügel, als auch durch die Mitte Gefahr erzeugen. Die bisher 40 erzielten Tore sind eindeutiger Beweis dafür.

Sinnbildlich dafür stehen in dieser Mannschaft voller Hochbegabten – neben Robert Lewandowski (33), der auch schon 13 Saisontore auf dem Konto hat – Leroy Sané (25) und Kingsley Coman (25). Letzterer zeigte zur gleichen Zeit vor Jahresfrist bereits aufsteigende Tendenzen, wusste diese allerdings nicht über die gesamte Saison zu bestätigen. Sané hingegen konnte sich mit der Position auf dem rechten Flügel nie wirklich anfreunden. Miraculix Nagelsmann stellte die beiden daher seitenverkehrt auf. Aus Sané wurde ein Hybrid zwischen Spielmacher und Flügelspieler, sodass Alphonso Davies (21) die linke Spur weiterhin komplett für sich allein hat. Coman ist in dieser Saison auf der rechten Seite vor allem in seinen finalen Aktionen wesentlich klarer und direkter, verheddert sich seltener in unnötigen Dribblings.

Leroy Sané FC Bayern Bundesliga

Photo by Stuart Franklin/Getty Images

Am vergangenen Spieltag zeigte auch der SC Freiburg, warum er zu den bisherigen Gewinnern dieser Spielzeit gehört. Über fast 95 Minuten unterhielten sich die Breisgauer mit dem FC Bayern auf Augenhöhe, verteidigten äußerst kompakt und leidenschaftlich. Es waren letztlich Kleinigkeiten, die den Ausschlag zu ihren Ungunsten gaben. Das Geheimnis des Freiburger Höhenflugs ist vielschichtig: Erstmals seit sehr langer Zeit musste man keine Leistungsträger abgeben, hat mit Spielern wie Kapitän Christian Günter (28), U21-Europameister Nico Schlotterbeck (21), Nicolas Höfler (31), Vincenzo Grifo (28), Lucas Höler (27) oder Top-Joker Nils Petersen (32) ein wetterfestes Fundament, auf dem sich auch wunderbar junge Spieler entwickeln lassen. Noah Atubolu (19), Yannik Keitel (21) und Kevin Schade (19) spielen bei der deutschen U21. Kiliann Sildilla (19) durfte zuletzt immer wieder Minuten sammeln und mit Nishan Burkart (21), der im jüngsten Testspiel gegen Karlsruhe (2:1) traf, steht schon der nächste in den Startlöchern. Die Tatsache, dass die Freiburger Zweitvertretung in die 3. Liga aufgestiegen ist, ist sicherlich auch kein Nachteil. Ein Einzug in die Champions League wäre fürs Erste wohl etwas zu viel des Guten. Sollte der SC Freiburg aber das Niveau halten, dann ist es durchaus nicht unwahrscheinlich, dass das Europa-Park-Stadion in der kommenden Saison auch in Europa vertreten ist.

Dort, um genau zu sein, in der Champions League, befindet sich im Moment RB Leipzig. Wenngleich man sich am Cottaweg für die aktuelle Saison mehr erhofft hat, so dürfte die aktuelle Form von Christopher Nkunku (24) trotzdem Anlass für Zufriedenheit geben. Fünf Tore und drei Assists stehen für den Franzosen im Moment zu Buche. Beim 2:1 gegen Borussia Dortmund war er an beiden Toren direkt beteiligt, hatte zudem Pech, dass sein doppelter Zidane-Trick am Pfosten endete. Seitdem er von Jesse Marsch (48) zentral statt auf den Flügeln aufgeboten wird, ist er die dominante Figur im Leipziger Offensivspiel.

Generell kann man auch die Trainer zu den bisherigen Gewinnern zählen. Mit dem FC Bayern, Borussia Dortmund, RB Leipzig, dem VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach, Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt sowie dem 1. FC Köln wechselten gleich acht Vereine ihren Übungsleiter zur neuen Saison. Einzig die Personalie Mark van Bommel (44) ging bisher nicht wie erhofft auf. Gerardo Seoane (43) spielt mit Leverkusen eine stabile Saison, Steffen Baumgart (49) hält den Effzeh im gesicherten Tabellenmittelfeld und Adi Hütter (51) feierte mit Borussia Mönchengladbach jüngst eine Pokalnacht für die Geschichtsbücher. Dass soviele Pläne gleichzeitig aufgehen, war von vornherein nicht zwingend zu erwarten.

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Und wer gehört zu den Verlierern in der Bundesliga?

Bislang am ehesten die Spielvereinigung Greuther Fürth. Am 2. Spieltag holte das Kleeblatt ein 1:1 gegen Arminia Bielefeld. Dabei ließen sie es bis heute auch bewenden. Acht Punkte beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz, neun aufs rettende Ufer. Nach den Abgängen von David Raum (23/TSG Hoffenheim), Anton Stach (22/Mainz 05) und Paul Jaeckel (23/Union Berlin) scheint die Bundesliga für Fürth – wie schon 2012/13 – ein paar Nummern zu groß zu sein. Der Einsatz und Wille ist dem Aufsteiger selten abzusprechen. Das 1:2 gegen Frankfurt bewies in seiner Entstehung allerdings deutlich, dass in letzter Instanz die individuelle Qualität fehlt.

Bei Borussia Dortmund fehlt zwar nicht die individuelle Qualität, dafür aber eine ganz bestimmte, was in den letzten Partien überdeutlich wurde. In der bisherigen Saison lebt der BVB stark von seiner Effizienz, die durch Erling Haaland (21) verkörpert wird. Neun Saisontore erzielte der Norweger, bevor er sich eine Verletzung im Hüftbeuger zuzog und damit noch bis Ende des Jahres ausfallen könnte. Bitter für ihn selbst, da er sich in einem engen Rennen um die Torjägerkanone befand. Wenn er zurückkommt, wird Robert Lewandowski mutmaßlich über alle Berge sein. In Haalands Abwesenheit dürfen sich abwechselnd Steffen Tigges (23), Thorgan Hazard (28) oder Donyell Malen (22) in der Spitze versuchen. Die Königslösung war allerdings noch nicht dabei. Besonders von Malen dürfte man sich in Dortmund mehr erhofft haben. Das Vakuum, das Jadon Sancho (21) hinterließ, konnte der Niederländer bislang noch nicht füllen.

VfB Stuttgart Bundesliga

Photo by Alex Grimm/Getty Images

Die nächste Chance dazu dürfte Malen gegen den VfB Stuttgart bekommen. Auch der VfB zählt bislang eher zu den Verlieren dieser Spielzeit – vor allem aus Gründen, die sie selbst nur schwer beeinflussen können. Beim 0:1 gegen Bielefeld fehlten den Stuttgartern gleich 13 Spieler. Am stärksten ist die Offensive betroffen. Mit Sasa Kalajdzic (24), Omar Marmoush (22) und Hamadi Al Ghaddioui (31) fallen gleich drei Mittelstürmer aus. Auch Silas Katompa Mvumpa (23) ist nach seinem in München erlittenen Kreuzbandriss noch nicht zurück. Auch deshalb steht der VfB nach elf Spieltagen mit zehn Punkten da und nur einen Zähler vor dem Relegationsplatz. Nach dem Spiel gegen Bielefeld meinte Sportdirektor Sven Mislintat (49) man sei „da angekommen, wo wir uns vor der Saison gesehen haben“. Für diesen fraglos talentierten Kader ist es ein Tief, das es nun zu überstehen gilt.

Nur zwei Punkte vor den Stuttgartern steht Eintracht Frankfurt. In Fürth holte die SGE den erst zweiten Bundesligasieg dieser Saison. Man merkt, dass sich der Verein nach den Abgängen von Fredi Bobic (50), Bruno Hübner (60), Adi Hütter und Toptorjäger André Silva (26) neu finden muss. In der Offensive hängt bislang zu viel an Filip Kostić (29). Zuletzt allerdings zeigten die Frankfurter Aufwärtstendenzen in Form von Last-Minute-Punktgewinnen gegen RB Leipzig (1:1) bei Olympiakos (2:1) oder in Fürth. Jetzt müssen sie nur noch die Konsequenz aus der Nachspielzeit über die kompletten 90 Minuten hinbekommen.

Was war das bisherige Spiel der Bundesliga-Saison?

Es gab auch 2021/22 viele sehenswerte Partien, wenngleich sich die aktuelle Spielzeit nicht mehr so spektakulär zeigt, wie die vorhergehende. Am 4. Spieltag gab es beispielsweise ein wildes 4:3 zwischen Leverkusen und Borussia Dortmund.

 

 

Das Spiel, das die Saison 2021/22 aber am treffendsten beschreibt, fand aber am 8. Spieltag statt. Borussia Dortmund ist mit einem 3:1 gegen Mainz 05 am FC Bayern vorbeigezogen, der einen Tag später zum Spitzenspiel in Leverkusen antrat. Das Etikett war nach nicht einmal vier Minuten allerdings schon wieder hinfällig. Besonders zwischen der 30. und 37. Minute glänzte der Rekordmeister und sicherte sich eine 5:0-Pausenführung. Am Ende gab es ein 5:1. Bayern on top, alle anderen laufen hinterher. Das ist auch in der Saison 2021/22 der Status quo.

Was ist die Absurdität dieser Saison?

Der VfL Bochum. Viermal ohne Tor, fünfmal zu Null (Ligabestwert), ein 0:7 in München sowie Siege gegen Frankfurt (2:0) oder Hoffenheim (2:0), dazu ein Torhüter, der Elfmeter schießt und ein Tor aus 60 Metern. Das alles noch als Aufsteiger mit guten Aussichten auf den Klassenerhalt. Bochum ist nach elf Jahren Abstinenz zurück – und mit dem Stadion anne Castroper sofort wieder eine Bereicherung für die Bundesliga.

Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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