VAR-Chaos par excellence! BVB verschenkt Zwei-Tore-Führung gegen Heidenheim!

1. September 2023 | Bundesliga | BY Michael Bojkov

Im Freitagabendspiel des 3. Bundesliga-Spieltags sorgte der BVB gegen Heidenheim früh für klare Verhältnisse. Doch der Aufsteiger kam zurück – begleitet von einer VAR-Show, die die Bundesliga in der Form bislang noch nicht kannte. 2:2 hieß das Endergebnis eines Spiels, an das sich noch lange zurückerinnert werden dürfte.

BVB klar verbessert – und früh 2:0 vorne

Nach zwei Niederlagen aus zwei Spielen wartete für Aufsteiger Heidenheim in Dortmund die erste richtig große Aufgabe der Saison. Dass es auch gegen einen formschwachen BVB, der zuletzt nur einen Punkt in Bochum holte, alles andere als leicht werden würde, zeigte sich bereits nach sieben Minuten, als die Hausherren in Führung gingen. Eine Flanke von rechts wurde ins Zentrum geblockt, der Befreiungsschlag misslang und so landete der Ball über Umwege bei Julian Brandt, der volley unter die Latte vollendete. Doppelt bitter für Heidenheim: Wenige Minuten später zeigte Schiedsrichter Tobias Reichel auf den Punkt, nachdem Lennard Maloney eine Brandt-Flanke mit der Hand abfälschte. Emre Can verlud Kevin Müller vom Punkt, 2:0 BVB (15.). Ohne dass der Aufsteiger ein wirklich schlechtes Spiel ablieferte, sorgte Dortmund kurz darauf fast für die Vorentscheidung, doch Müller blieb gegen Marcel Sabitzer Sieger (19.).



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Es war eine deutlich verbesserte Dortmunder Mannschaft, die in der Anfangsphase den Unterschied machte. Viel Bewegung und Tiefe im Spiel, Positionsrochaden und eine gute Strafraumbesetzung machten den Gästen das Leben schwer. Eine Hereingabe von Marius Wolf verfehlte Sabitzer um Zentimeter (26.), keine zwei Minuten später testete Malen Müller (28.). So spritzig der Dortmunder Auftritt daherkam, war Heidenheim aber auch selten nah genug am Mann. Zu häufig durften die Hausherren in Ruhe aufdrehen. So auch in Minute 43, als Malen aus der Distanz knapp drüberzog. Chancen auf Heidenheimer Seite waren Mangelware, bis auf eine gefährliche Ecke war nichts Erwähnenswertes dabei. Der BVB konnte in Ruhe den Ball laufen lassen und die 2:0-Führung in die Halbzeit schaukeln.

Heidenheim kommt stark aus der Pause – VAR-Wirrwarr sorgt für späten Ausgleich

Dass das Spiel noch nicht entschieden war, zeigte sich nur drei Minuten nach Wiederanpfiff, als Tim Kleindienst nach starker Hereingabe von Eren Dinkci plötzlich frei vor Gregor Kobel auftauchte, aber vergab. Heidenheim ging jetzt deutlich zielstrebiger auf den Anschlusstreffer – und durfte wenige Minuten nach der Kleindienst-Chance jubeln. Nachdem Maloney an Kobel und der eingewechselte Marvin Pieringer am Pfosten gescheitert waren, köpfte Dinkci ins leere Tor ein (52.). Nach intensivem VAR-Review kassierte Reichelt den Treffer aber wieder, da der Torschütze mit dem Arm am Ball war. Handspiele und der VAR wollten wohl keine Heidenheimer Freunde an diesem Abend sein.

Im Gegenzug markierte der BVB fast das 3:0, doch Malen scheiterte an Müller, ehe Sabitzer drüberzog (56.). Mittlerweile war es ein offenes und temporeiches Spiel, das nächste Tor schien eine Frage der Zeit. Nur, für wen? Die Antwort: Heidenheim! Nach einem naiven Ballverlust im Aufbau von Marius Wolf verlagerte Norman Theuerkauf auf Dinkci, der die Kugel recht am Strafraumeck optimal traf und Kobel im kurzen Eck erwischte (61.). Dortmund zeigte sich hinten wie vorne nachlässig im zweiten Durchgang. Wiederum wenige Augenblicke nach dem Heidenheimer Anschluss ließ Malen die nächste Großchance liegen, erneut schritt Müller mit einer Glanzparade zur Tat (62.).

BVB gegen Heidenheim

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Der BVB lief Gefahr, die vergebenen Großchancen bitter zu bereuen. Denn: Heidenheim blieb weiter gefährlich, auch weil die Hausherren Angebote machten. Entgegen der ersten Halbzeit hatte der BVB jetzt viele Ballverluste im eigenen Spiel, die den Gegner immer wieder in die Show brachten. So auch in Minute 77: Der heute unglückliche Sébastien Haller verlor die Kugel in eigenen Strafraum an Jan-Niklas Beste und brachte diesen daraufhin zu Fall. Allerdings kam Beste aus dem Abseits. Reichel entschied zunächst, dass keine neue Spielsituation vorliegt und nahm daher den Treffer zurück. Völlig skurril: Minuten nach dem Review und etlichen Diskussion ging der Unparteiische selbst nochmal an den Monitor und gab Heidenheim schließlich den Strafstoß. Kobel entschied sich für rechts, Kleindienst für die Mitte – Ausgleich Heidenheim (82.)! Es hätte noch skurriler kommen können, denn Haller hätte für sein Foulspiel durchaus mit Rot bestraft werden können – und der war inzwischen durch Neuzugang Niclas Füllkrug ersetzt worden. Das ganz große Spektakel ersparte Reichel aber den Achzigtausend, es blieb beim mittelgroßen.

Mit dem Ausgleich im Rücken hatte der Aufsteiger Aufwind und war dem 3:2 näher als der BVB, der sich in der Schlussphase kaum noch Chancen erarbeiten konnte – bis zur elften (!) Minute der Nachspielzeit, als Felix Nmecha einen Ball an die Latte setzte. Letztendlich markierte das skurrile VAR-Hickhack um den Elfmeter zum Ausgleich das Finale furioso. Einerseits muss sich der BVB Fragen gefallen lassen, wie er eine Zwei-Tore-Führung derart leichtsinnig aus der Hand geben konnte, gleichzeitig wird und muss erneut über Schiedsrichter und VAR diskutiert werden.

BVB – Heidenheim 2:2 (2:0)

BVB: Kobel – Wolf, Süle, Schlotterbeck, Bensebaini – Sabitzer (89. Moukoko), Can, Brandt – Malen, Haller (78. Füllkrug), Adeyemi (64. Nmecha)

Heidenheim: Müller – Traore, Mainka, Siersleben, Theuerkauf – Maloney, Thomalla (46. Pieringer) – Dinkci (90. Pick), Beck (62. Dovedan), Beste (90.+11 Sessa) – Kleindienst

Schiedsrichter: Tobias Reichel

Tore: 1:0 Julian Brandt (7.), 2:0 Emre Can (15., Handelfmeter), 2:1 Eren Dinkci (61.), 2:2 Tim Kleindienst (82., Foulelfmeter)

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Michael Bojkov

Lahm & Schweinsteiger haben ihn einst zum Fußball überredet – mit schwerwiegenden Folgen: Von Newcastle über Frankfurt bis Cádiz saugt Micha mittlerweile alles auf, was der europäische Vereinsfußball hergibt. Seit 2021 bei 90PLUS und vorwiegend in Spanien unterwegs.


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