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Bundesliga | Angstgegner, schlechte Chancenverwertung und ein Mittel zum Einschlafen

29. Oktober 2018 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Der 9. Spieltag der Bundesliga ist vorüber und so langsam können die Vereine ein erstes relevantes Zwischenfazit ziehen. An der Tabellenspitze ist es nach dem Remis des BVB gegen die Hertha noch enger geworden, dafür wird es für den ein oder anderen Klub (und vielleicht auch Trainer) langsam eng. Wir blicken auf den 9. Spieltag zurück – wie gewohnt mit unseren 7 Awards zum Spieltag. 

 

Angstgegner-Award: SC Freiburg

Am Freitagabend empfing der SC Freiburg die Borussia aus Mönchengladbach. Der Gastgeber aus dem Breisgau sammelte zuletzt fleißig Punkte gegen den Abstieg, während die „Fohlen“ mit großartigen Leistungen auf sich aufmerksam machten. So sollte auch die Serie der sieglosen Spiele beim SC Freiburg endlich reißen! Denn: Den letzten Auswärtssieg gegen den SCF gab es 2007, damals noch in der 2. Liga. Weitere fünf Jahre muss man zurückschauen, bis man den letzten Bundesligasieg der Gladbacher an der Dreisam findet. Und auch an diesem Freitag war von Beginn an spürbar, wie fokussiert der Sportclub ist. Mit einem hohen Laufaufwand, viel Einsatz und einer effizienten Chancenverwertung konnte der Gastgeber den 3:1-Sieg einfahren, inklusive dem Highlight in der Schlussminute, als Höler aus über 40 Metern die Entscheidung herbeiführte. 

 

„Wenn du sie vorne nicht machst“-Award: BVB

(Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Borussia Dortmund hat momentan einen Lauf. Und wenn man einen Lauf hat, dann funktionieren in der Regel auch die Dinge, die sonst nicht unbedingt funktionieren. Gegen Atletico überstand man beispielsweise die große Drangphase der Gäste schadlos. Doch gegen die Hertha sollte eher das Gegenteil der Fall sein, denn Dortmund kassierte gegen den Hauptstadtklub in der Schlussphase den 2:2-Ausgleich, nachdem das Spiel vorher mehrfach hätte entschieden werden müssen. Dortmund vergab viele Torgelegenheiten, teilweise sogar recht kläglich, wie Bruun Larsen, aus aussichtsreicher Position links am Tor vorbeischoss. Der viel zitierte Spruch „Wenn du sie vorne nicht machst, bekommst du sie hinten“ traf in diesem Fall wieder zu. Denn der sonst extrem starke Zagadou beging in der Nachspielzeit ein Foul und Kalou ließ sich vom Punkt nicht zweimal bitten. 

 

Schlafmittel-Award: #RBLS04

RB Leipzig gegen den FC Schalke 04 war auch das Duell zweier Europapokalteilnehmer. Doch davon war in den 90 Minuten in Leipzig nur wenig zu sehen. Der FC Schalke 04 hatte in der Bundesliga bisher größere Probleme, bei RBL waren die Leistungen zumindest etwas schwankend, zuletzt gab es ein teilweise fürchterlich anzusehendes 0:0 gegen den FC Augsburg. Einen spielerischen Schritt nach vorne machte die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick auch gegen Schalke nicht. Die Gäste spielten viele lange Bälle, wollten auf den 2. Ball gehen und Leipzig konnte durch die kompakte Ausrichtung der Schalker nicht in den eigenen Umschaltfußball finden. Die Folge: Leipzig hatte wenig Lösungen parat, Schalke wurde aber auch nur selten gefährlich. 3-4 ordentliche Chancen gab es im Spielverlauf zwar, vieles war aber Stückwerk und uninspiriert, ein Spiel zum Vergessen. Die Punkteteilung war am Ende definitiv gerecht. 

 

Totalausfall-Award: VfB Stuttgart

Zugegeben, der Start des VfB in das Spiel bei der TSG Hoffenheim verlief nicht gerade ideal, als Insua nach VAR-Eingriff mit einer roten Karte, die zumindest diskutiert werden kann, vom Platz geschickt wurde. Die TSG versuchte in der Folge viel, konnte bis zur Halbzeit aber nicht treffen, auch weil die Gäste sich nach Kräften wehrten. Was dann zu Beginn der 2. Halbzeit passierte, verschlug den Fans aber die Sprache. Brenet, Joelinton und zweimal Belfodil schraubten das Ergebnis binnen einer knappen Viertelstunde in die Höhe, erzielten vier Tore gegen eine Defensive des VfB Stuttgart, die den Gegner zum Toreschießen einlud. Indiskutabel war vor allem das Verhalten beim 4:0, als Gentner völlig desorientiert wirkte und Belfodil den Ball mundgerecht servierte. Der Trainerwechsel beim VfB kann bis dato also keinesfalls als Erfolg bezeichnet werden, 0 Punkte und 0:8 Tore nach zwei Spielen sorgen auch innerhalb der Mannschaft sicher nicht für das ganz große Vertrauen. 

 

Traumdebüt-Award: Adam Zrelak

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Der 24-jährige Adam Zrelak spielte in dieser Saison beim 1. FC Nürnberg noch keine große Rolle. Durch den Ausfall von Stürmer Ishak spielte Törles Knöll von Beginn an im Sturmzentrum, Zrelak saß zunächst auf der Bank, witterte aber seine Chance. Nach gut 75 Minuten wurde der Slowake dann erstmals in der Bundesliga eingewechselt – und nutzte diese Gelegenheit um sich zu zeigen! Zrelak traf mit seinem ersten Ballkontakt und köpfte die 1:0-Führung für die Franken. Der 1. FC Nürnberg hatte durch diesen Treffer gute Chancen mit einem Heimsieg einen wichtigen Schritt nach vorne zu machen, aber kurz vor dem Ende glich Haller noch aus. Trotzdem: Für Adam Zrelak wird dieser Tag unvergesslich bleiben. 

 

„Aus wenig mach viel“: FC Augsburg

Der FC Augsburg hat beim Auswärtsspiel in Hannover sicher nicht mit spielerischen Glanzmomenten auf sich aufmerksam machen können. Nicht einmal 60 % der Pässe der Gäste kamen an, viele Angriffe wurden zu hektisch zuende gespielt, die Genauigkeit im Aufbau fehlte über weite Strecken komplett. Doch der FC Augsburg gewann das Gastspiel und setzte sich von den Abstiegsrängen ab! Das gelang, weil die Fuggerstädter aus wenigen Möglichkeiten den maximalen Ertrag herausholten. Das 1:0 fiel nach einem Eckball, als die 96-Verteidigung vollkommen desorientiert war und Khedira am schnellsten schaltete. Es kam allerdings noch besser, als der treffsichere Isländer Finnbogason einen Elfmeter verwandelte. Beide Treffer waren also nicht herausgespielt, auch in der Schlussphase konnten keine entscheidenden Konter gespielt werden. Aber: Manuel Baum war dies vollkommen egal. Ein wichtiger Sieg wurde eingefahren. 

 

Befreiungsschlag-Award: Bayer Leverkusen

(Photo by Patrik STOLLARZ / AFP)

Das Spiel bei Werder Bremen sollte für Bayer-Trainer Heiko Herrlich ein wegweisendes sein. Bei einer Niederlage, so spekulierten verschiedene Medien, wäre eine Entlassung wahrscheinlich gewesen. Doch es sollte anders kommen! Bayer 04 nutzte die Fehler, die Werder anbot, in der ersten Halbzeit sehr gut und ließ sogar noch einige Chancen liegen, führte aber dennoch schon mit 3:0. Nach der Pause gab es allerdings eine Phase, in der Bayer wieder hektisch spielte, die Ordnung verlor und zwei Treffer kassierte. Als Werder wieder im Spiel war schlug Havertz aber eiskalt zu und sorgte für einen Dämpfer in der Euphorie des Gastgebers. Am Ende konnte Bayer sogar noch das 2:5 und 2:6 erzielen und einen Befreiungsschlag erwirken. Mit 11 Punkten befindet sich die Werkself in der Tabelle nun auf Platz 12, hat aber noch einen weiten Weg vor sich um sich endgültig zu stabilisieren. 

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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