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Bundesliga-Brennpunkte: Kölner Wochen der Wahrheit und eine erneute Eskalation

27. November 2023 | Spotlight | BY Jannek Ringen

Nachdem die Länderspielpause beendet war, fand am Wochenende der 12. Spieltag der Bundesliga statt. Während Bayer Leverkusen weiterhin vom Platz an der Sonne grüßt, steht der 1. FC Köln am Ende der Tabelle. Die Brennpunkte des 12. Spieltags in der Bundesliga.

Bundesliga: Köln übernimmt die Rote Laterne

Zwei Wochen mussten sich die Fußballfans in Deutschland mit Länderspielen vertrösten, ehe die Bundesliga wieder startete. Am Freitagabend eröffnete der FC Bayern den 12. Spieltag beim 1. FC Köln und konnte durch einen 1:0-Erfolg die Tabellenführung übernehmen, bis Bayer Leverkusen durch einen 3:0-Auswärtssieg bei Werder Bremen diese wieder zurückeroberte. Die Kölner hingegen stürzten auf den letzten Platz ab, da Union Berlin die Niederlagenserie mit dem 1:1 gegen den FC Augsburg beenden konnte. Doch in dieser Woche beschäftigen wir uns in den Brennpunkten zur Bundesliga auch mit Dingen, die außerhalb des Platzes geschehen sind.



Der 1. FC Köln steht vor den Wochen der Wahrheit

Viel zu feiern gibt es für den 1. FC Köln in dieser Saison nicht. Nach zwölf Spieltagen durften die zahlreichen Anhänger des Effzehs erst neun Saisontore bejubeln, womit die Mannschaft von Steffen Baumgart den schwächsten Angriff der Bundesliga stellt. Außerdem gelang es ihnen nur eins von zwölf Spielen zu gewinnen. Dem traditionsreichen Club, der sich in den vergangenen zwei Spielzeiten weitestgehend aus dem Tabellenkeller heraus halten konnte, droht ein langer und extrem harter Abstiegskampf. Vor dem Jahresende wird es noch einmal richtig ernst für den 1. FC Köln, denn es warten direkte Duelle.

Bis Weihnachten haben die Kölner noch vier Spiele auf dem Plan. Davon geht es mit dem SV Darmstadt 98, dem FSV Mainz 05 und Union Berlin dreimal gegen die direkte Konkurrenz. Außerdem muss der Effzeh in der englischen Woche zum SC Freiburg reisen. In diesen Partien braucht die Baumgart-Elf unbedingt Siege, damit man den Anschluss an das rettende Ufer nicht verliert. Das große Problem: drei der vier Partien sind Auswärtsspiele und lediglich gegen Mainz spielt man zuhause. Dabei präsentierten sich Davie Selke und Co. zuletzt besonders auswärts nicht gerade in guter Verfassung.

Die Situation für den 1. FC Köln ist aktuell alles andere als leicht. Die Abgänge von Leistungsträgern wie Ellyes Skhiri und Jonas Hector konnten aufgrund fehlender finanzieller Mittel nicht aufgefangen werden. Zudem greifen die Automatismen, die in den ersten beiden Jahren in Baumgarts gut geölter Flanken- und Pressingmaschine zum Erfolg geführt haben, nicht mehr. Der Kader musste im Sommer einiges an Qualität einbüßen und es konnten Problemstellen wie der Angriff, wo seit dem Abgang von Anthony Modeste eine Lücke klafft, nicht geschlossen werden.

Bis Weihnachten haben die Domstädter die Chance, ihre Ausgangslage für das kommende Jahr in den direkten Duellen deutlich aussichtsreicher zu gestalten. Diese Partien bieten allerdings auch die Gefahr, dass sich die Lage verschlechtert. In Köln wird man über diese Situation bestens Bescheid wissen.

Bundesliga: Der 1. FC Köln steht mit dem Rücken zur Wand.

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Polizei vs. Fans – die drohende Eskalation

Vor zwei Wochen eskalierte die Situation bei der Zweitligapartie zwischen dem FC St. Pauli und Hannover 96, als behelmte Polizisten den Auswärtsblock betraten und mit Pfefferspray und Schlagstöcken gegen zahlreiche Hannover-Fans, die ihrerseits zurückschlugen, vorgingen. Die wirklichen Gründe für das Vorgehen der Beamten sind bis heute nicht geklärt und die offiziellen Angaben der Polizei decken sich nicht mit den Berichten der Augenzeugen. Aufklärung? Fehlanzeige. Am gleichen Spieltag bemerkten Fans des VfB Stuttgart, dass beim Spiel gegen Borussia Dortmund vor dem Heimblock ein erhöhtes Polizeiaufkommen herrschte. Nach Angaben der Polizei handelt es sich hierbei um eine präventive Maßnahme, die jedoch nicht wirklich zur Deeskalation der Situation beitragen konnte.

Auch an diesem Spieltag knallte es in der Bundesliga erneut. Der Heimblock von Eintracht Frankfurt leerte sich vor der Partie, da es im Innenraum zu einer Auseinandersetzung zwischen den Ultras von Eintracht Frankfurt und der Polizei kam. Die Polizei wehrte sich mit Pfefferspray, während ihnen zahlreiche Gegenstände entgegenflogen. Eine neue Eskalation in dem immer stärker werdenden Konflikt zwischen der aktiven Fanszene und den Ordnungshütern. Der Grund für das Vorgehen in Frankfurt? Weiterhin unbekannt, jedoch decken sich auch hier die Aussagen der Polizei nicht mit Augenzeugenberichten.

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Erst gab die Polizei Frankfurt das Aufeinandertreffen rivalisierender Fangruppen als Grund für den Einsatz an. Da sich die Szenen vor dem Heimblock abspielten, wo Auswärtsfans keinen Zutritt haben, ist dies jedoch mehr als unwahrscheinlich. Relativ schnell ruderte die Polizei zurück und gab an, dass ein Ordner den Polizeieinsatz mit einer Meldung ausgelöst hätte. Auch hier sucht man weiterhin nach dem wahren Grund für den erneut massiven Polizeieinsatz gegen die Fans.

Die Bilder, welche in den vergangenen Wochen über die diversen sozialen Medien geteilt wurden, sorgen bei vielen Fußballfans für ein mulmiges Gefühl beim Besuchen der Spiele in der Bundesliga. Die erhöhte Polizeipräsenz wirkt alles andere als deeskalierend bei der aktiven Fanszene. Zudem ist es ein großes Problem, dass Vorfälle wie der in Hamburg vor zwei Wochen oder der in Frankfurt am Wochenende selten bis nie transparent und vernünftig aufgearbeitet werden. Dies muss sich dringend verändern, damit es mehr Akzeptanz für beide Seiten geben kann.

Bundesliga: Erneute Eskalation im Fanblock.

(Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

RB Leipzig: zu jung und zu unerfahren für den Titelkampf

Im Sommer musste sich RB Leipzig einem enormen Umbruch stellen. Mit Josko Gvardiol, Christopher Nkunku, Dominik Szoboszlai und Konrad Laimer verließen vier Spieler den Verein, welche auf dem Weg zu den beiden Pokaltriumphen eine wichtige Rolle gespielt haben. Im Gegenzug verpflichteten die Sachsen mit Castello Lukeba oder Xavi Simons junge Spieler mit enorm viel Talent, welche den Club nach vorne bringen sollten. Nach einem guten Saisonstart trauten viele der Mannschaft von Marco Rose zu, ein Wörtchen im Kampf um die Meisterschaft mitzusprechen. Nach der erneuten Niederlage gegen den VfL Wolfsburg rutschte der Pokalsieger auf den fünften Platz ab und hat mittlerweile elf Punkte Rückstand auf Tabellenführer Leverkusen.

Dass die Mannschaft trotz des Umbruchs in der Lage ist, mit den Top-Teams mitzuhalten, haben die Leipziger im Supercup und im direkten Duell in der Liga mit dem FC Bayern unter Beweis gestellt. Dennoch ist der Rückstand zu den Meisterschaftsfavoriten aus München und Leverkusen bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison enorm hoch, sodass die Leipziger sich auf die Qualifikation zur Champions League fokussieren müssen. Es ist die Konstanz, die der hochveranlagten Mannschaft wichtige Punkte gekostet und aus dem Meisterschaftskampf befördert hat.

Nur ein Remis gegen den VfL Bochum und eine Niederlage gegen zuvor sieglose Mainzer haben RB Leipzig wichtige Punkte gekostet, die der Club sicherlich fest eingeplant hatte. Obwohl die Mannschaft qualitativ enorm gut bestückt ist, fehlt es ihr an der Konstanz für ganz vorne. Dies liegt höchstwahrscheinlich auch daran, dass sie aufgrund von fehlender Erfahrung noch etwas zu unreif für die Spitze der Bundesliga sind. Dass erfahrene Spieler wie Kapitän Willi Orban lange ausfallen, trägt dazu bei. Der Umbruch ist bei RB Leipzig zwar gelungen, allerdings wird es in dieser Saison nicht für ganz oben reichen.

Bundesliga: RB Leipzig verliert erneute gegen Wolfsburg.

(Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Jannek Ringen

Sozialisiert durch die Raute von Thomas Schaaf, gebrochen durch den Abstieg unter Florian Kohfeldt. Fußball in Deutschland ist sein Fachgebiet, aber immer mit einem Blick in England und Italien.


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