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Bundesliga – Saison 2017/18 | Traumtore, Spektakel und viele aufregende Geschichten

14. Mai 2018 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Die Bundesligasaison 2017/18 ist vorüber, der FC Bayern München konnte die Meisterschaft feiern, der Hamburger SV und der 1. FC Köln sind direkt abgestiegen. Gerade im Kampf um Europa war es bis zum letzten Spieltag sehr spannend, auch die letzten Entscheidungen im Abstiegskampf fielen erst kurz vor dem Ende der Spielzeit. Wir verleihen nach dem Saisonende die Awards für die abgelaufene Saison – und blicken auf die spannendsten Themen zurück. 

Dabei werden wir aber nicht wie gewohnt mit 7 Awards auskommen, sondern müssen aufgrund der ereignisreichen Saison mehr verleihen. 

Das Comeback der Saison: Freiburg dreht das Spiel in Köln

Es war der 16. Spieltag der laufenden Saison, im Abstiegskampf standen sich in Köln der Effzeh und der SC Freiburg gegenüber – und dieses Spiel sollte absolut denkwürdig werden. Nicht aufgrund des starken Schneefalls, der alleine schon für Geschichten ohne Ende sorgte. Denn: Bei einem Elfmeter für die Hausherren musste der Elfmeterpunkt abgemessen werden, euphorischer Jubel brandete auf, als der Referee den Strafstoß erst ausführen ließ, nachdem er 11 Schritte aus dem Tor ging und den ermittelten Punkt markierte. Der 1. FC Köln legte furios los, führte nach 8 Minuten bereits durch einen Treffer von Lukas Klünter. Besagte Elfmeterszene nach einer Viertelstunde brachte dem Effzeh das 2:0 ein, ein Eigentor von Stanko sorgte für das 3:0 nach einer knappen halben Stunde. Die Kölner standen mit dem Rücken zur Wand, ein Befreiungsschlag lag in der Luft. Doch noch vor der Pause kehrte die Hoffnung zum SC Freiburg zurück, als Nils Petersen durch eine sehenswerte Direktabnahme zum 3:1 traf. In der 65. Minute erzielte Haberer das 3:2, die Nerven der Kölner flatterten in der Folge immer mehr. In der 90. Minute wurde es dann richtig turbulent! Die Gäste bekamen einen Elfmeter zugesprochen, Nils Petersen verwandelte zum umjubelten 3:3. Doch damit noch nicht genug! In der 5. Minute der Nachspielzeit erzielte eben jener Petersen erneut per Elfmeter das 3:4. Für den 1. FC Köln war dies ein herber Nackenschlag, Freiburg jubelte über diese Glanzleistung.

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Bongarts/Getty Images)

Der Neuzugang der Saison: James Rodriguez

Als James Rodriguez auf Leihbasis von Real Madrid zum FC Bayern wechselte war Carlo Ancelotti noch im Amt. James galt als extrem talentierter Spieler, der zuletzt bei Real Madrid nicht mehr zum Stammpersonal gehörte und mehr Spielpraxis benötigte, gerade vor der Weltmeisterschaft 2018. Eine Saison später ist klar: Der Wechsel von James zum FC Bayern war für alle Beteiligten ein voller Erfolg. 38 Pflichtspiele, 8 Tore, 14 Vorlagen – das ist die Bilanz des 26-jährigen Kolumbianers. Die Meisterschaft wurde eingetütet, in der Königsklasse wäre das Endspiel durchaus möglich gewesen und im DFB-Pokal kann der Titel noch gefeiert werden. James wird beim FC Bayern bleiben und könnte dort langfristig eine herausragende Rolle spielen. Dabei muss man den Kolumbianer nicht einmal komplett auf die – durchaus sehr guten – Statistiken reduzieren. Seine spielerischen Qualitäten, seine Eleganz, aber auch die Arbeit gegen den Ball sind absolut beeindruckend. Der Kolumbianer hat sich nach einer kleinen Eingewöhnungszeit sehr gut in München eingelebt, ist ein wichtiger Mosaikstein dieser Mannschaft und wird dies aller Voraussicht nach auch in den kommenden Jahren bleiben.

Kontinuität zahlt sich aus: Freiburg, Mainz und Augsburg

Dass es im Abstiegskampf häufiger zu Trainerentlassungen kommt und dass diese mitunter auch verfrüht sind, ist kein Geheimnis. Häufig werden Trainer nach einigen schwachen Spielen von ihren Aufgaben entbunden und der Trainereffekt hält danach nur kurzzeitig an. Im Abstiegskampf der diesjährigen Bundesligasaison haben unter anderem der Hamburger SV, der 1. FC Köln, Werder Bremen und der VfB Stuttgart, der sich zu diesem Zeitpunkt noch im Kampf um den Klassenerhalt befand, den Trainer entlassen. Drei Mannschaften, die sich gerettet haben, hielten in der Saison an ihrem Trainer fest. Der FC Augsburg spielt eine sehr gute Saison für die eigenen Verhältnisse, wurde vor der Saison als Abstiegskandidat Nummer 1 gehandelt. Manuel Baum holte erneut einiges aus der Mannschaft heraus, der FCA geriet nie in das allergrößte Schlamassel. Dass der SC Freiburg an Christian Streich festhielt, ist keine große Überraschung, aber es lohnte sich definitiv. Eine schwierige Saison ohne einige Leistungsträger und mit vielen Verletzungen wurde im Endeffekt sehr ordentlich zuende gebracht und die Klasse gehalten. Sandro Schwarz stand beim FSV Mainz 05 ebenfalls zeitweise in der Kritik, aber Rouven Schröder sprach ihm jederzeit die Rückendeckung der Verantwortlichen aus und die 05er retteten sich mit Siegen gegen Leipzig (3:0) und Dortmund (2:1) an den Spieltagen 32 und 33. Es zahlt sich eben häufig doch aus, wenn man am Trainer festhält.

Trainerwechsel der Saison: Nouri <-> Kohfeldt

. (Photo by Lukas Schulze/Bongarts/Getty Images)

Doch das heißt nicht, dass man das immer tun muss. Beim SV Werder Bremen kann man am Saisonende durchaus behaupten, dass es sinnvoll war, den Trainer auszutauschen. Alexander Nouri wurde an der Weser im Saisonverlauf von Florian Kohfeldt ersetzt, der nicht nur fußballerisch einiges verbesserte, sondern im Endeffekt auch die nötigen Resultate einfuhr. Werder wurde besonders zuhause wieder zu einem extrem unangenehmen Gegner, das Weserstadion eine Festung. Der positive Effekt der Veränderung zeigte sich recht zeitnah, hielt aber über die gesamte Saison an und eine Entwicklung war sichtbar. Kohfeldt ist nicht nur ein sympathischer Trainer, sondern auch ein Fachmann, der einige Spieler weiterbringen konnte und bereits jetzt klare Pläne für die kommende Saison in der Hinterhand hat. Ein Gewinn für Werder!

Theater der Saison: Max Meyer

Lange Zeit war Pierre-Emerick Aubameyang ein heißer Kandidat auf diesen „Titel“, doch die Geschichte rund um die geplatzte Vertragsverlängerung von Schalke-Mittelfeldspieler Max Meyer, die im gesamten Verlauf der Rückrunde für Furore sorgte, setzte dem Wechseltheater um Aubameyang doch noch die Krone auf. Meyer vs. Heidel vs. Wittmann vs. Medien vs. E-Mail-Postfach… die Geschichten wurden im Laufe der Zeit nicht weniger, nahezu alle Verantwortlichen äußerten sich mehrfach zu diesem Thema. Und Meyer? Der war am letzten Spieltag, als beispielsweise Leon Goretzka verabschiedet wurde, bereits im Urlaub. Einen neuen Verein? Hat er noch nicht. Aber wer weiß, wohin es den Mittelfeldspieler nach der Saison zieht, vielleicht nimmt seine Karriere im Sommer doch so richtig Fahrt auf.

Abstieg der Saison: Hamburger SV

Der Hamburger SV ist abgestiegen – und der Nordklub hat tatsächlich lange daran gearbeitet. Gerade in den letzten Wochen der Saison aber sah es so aus als könnte sich doch noch alles zum (einigermaßen) Guten wenden. Mit Christian Titz sind nun zumindest die Weichen für eine ruhigere Zukunft und womöglich auch eine sofortige Bundesliga-Rückkehr gestellt. Doch was vorher passierte, war wieder einmal typisch HSV. Trainerverschleiß, Unruhe, Wechsel auf den Führungspositionen, Disput mit Investor Kühne – in Hamburg gab es auch in dieser Saison wieder das volle Programm. Und wenn jahrelang die Kontinuität fehlt, falsche Entscheidungen getroffen werden und man die wohl beste Personalentscheidung der Saison erst dann fällt, als fast alles vorbei war, dann steigt man auch zurecht in die 2. Bundesliga ab.

Das Tor der Saison: Naldo im Derby

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Es waren vielleicht nicht die beiden schönsten Treffer der Saison, aber doch hatten sie eine besondere Wirkung. Naldo, der ohnehin einer der Topspieler der abgelaufenen Saison war, hatte sowohl in der Hin- als auch in der Rückrunde einen besonderen Auftritt im Derby. Im Hinspiel krönte er eine herausragende Aufholjagd der „Königsblauen“ mit seinem Kopfballtreffer, im Rückspiel auf Schalke schoss Naldo einen Freistoß zum 2:0-Sieg in die Maschen. Gerade der Sieg in der Rückrunde war einer DER Momente der Schalker in dieser Saison und mit Naldo hätte wohl kaum ein geeigneterer Kandidat für einen solchen Moment gefunden werden können. Schalke stand am Ende der Saison auch wegen des Erfolgs im Derby vor der Borussia – und nicht zuletzt wegen der Tore von Naldo.

Entdecke den Messi in dir: Jonas Hector

Ja, der 1. FC Köln ist aus der Bundesliga abgestiegen, die Punktausbeute ist fatal und auch am letzten Spieltag beim 1:4 in Wolfsburg lief nur wenig zusammen. Doch eine Szene am letzten Spieltag ließ die Fans des Effzeh hoffen, dass es in der kommenden Saison einiges zu bejubeln gibt. Beim Stand von 1:0 für den VfL Wolfsburg entdeckte Jonas Hector den Lionel Messi in sich und hatte diesen besonderen „Once in a lifetime“-Moment. Nach einem Anspiel drehte sich Hector elegant um die eigene Achse, nahm den Ball dabei ideal mit, spielte zwei Wolfsburger Verteidiger aus, nahm kurz Tempo auf und lupfte den Ball über den herausstürmenden Torhüter Koen Casteels perfekt ins Tor der „Wölfe“. Die Pleite konnte er damit nicht verhindern, eines der Tore der Saison erzielte Hector aber trotzdem!

Spiel der Saison: Revierderby in Dortmund

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Mehr gibt’s nicht zu sagen!

Überraschung der Saison: Tayfun Korkut

Als Tayfun Korkut als neuer Trainer beim VfB Stuttgart vorgestellt wurde, waren nicht wenige Fußballfans sehr skeptisch. Die eigenen Fans beleidigten die Vereinsführung in den sozialen Medien mitunter, viele hämische Tweets wurden abgesetzt und auch wir möchten uns keinesfalls davon freimachen auch ein wenig skeptisch gewesen zu sein, vielleicht sogar mehr. Doch Korkut spielte mit den Schwaben eine famose Rückrunde, wurde 2. in der Tabelle des Kalenderjahres 2018 und schaffte es aus dem VfB einen Anwärter für den Europapokal zu machen. Sollte der FC Bayern den DFB-Pokal gewinnen, dann geht es für die Schwaben in die Qualifikation zur Europa League! Chapeau!

Ehrungen zum Saisonende:

Roman Weidenfeller

Zuverlässiger Ersatztorwart, davor lange Jahre Stammkeeper, ging mit dem BVB durch dick und dünn, feierte Titel, Erfolge, Rückschläge und war eine Identifikationsfigur! Großer Abschied am 33. Spieltag, Kurzeinsatz in Hoffenheim. Alles Gute nach 16 Jahren BVB, Roman Weidenfeller!

Stefan Kießling

2006 kam er nach Leverkusen, spielte seitdem für die „Werkself“, erzielte in seiner Karriere 192 Pflichtspieltreffer und absolvierte insgesamt 403 Bundesligaspiele. Mit 34 Jahren geht seine Karriere nun zuende, sein geschundener Körper darf sich ausruhen und den Ruhestand, wenn möglich genießen! Der Abschied war emotional, Kießling soll Bayer aber erhalten bleiben.

Jupp Heynckes

Niemand hätte für möglich gehalten, dass Jupp Heynckes noch einmal auf die große Bühne zurückkehren wird. Für „seinen“ FC Bayern München ließ er sich aber noch einmal überzeugen – und überzeugte selbst. Durch seine lockere Art, durch deine professionelle Arbeit und durch die Resultate, die er am Ende einfahren konnte. Sein letztes Spiel wird das Pokalfinale in Berlin sein und der gesamte Verein wird alles daran setzen, dass man den nun endgültigen Heynckes-Abschied so positiv wie möglich gestaltet. Wir verneigen uns, Jupp!

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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