Spotlight

Der BVB und die 3G-Regel: Die falsche Entscheidung

6. Oktober 2021 | Trending | BY Julius Eid

Spotlight | Der BVB bekannte sich vor nicht allzu langer Zeit zur 2G-Regelung für das eigene Stadion, nun folgt die Kehrtwende. Eine Entscheidung, die es wieder einmal schwer macht an die „Echte Liebe“ zu glauben. Ein Kommentar von Julius Eid.

BVB zwischen 2G und 3G

„2G wird bei uns deutlich favorisiert. Wenn du im Stadion weißt, dass 90 oder 95 Prozent der Zuschauer geimpft sind, hast du ein höheres Sicherheitsgefühl.“ So deutlich äußerte sich Hans-Joachim Watzke als Geschäftsführer von Borussia Dortmund noch im August zu den möglichen Konzepten, mit denen man wieder mehr und mehr Fans in das eigene Stadion bringen könnte. Nun erlaubt das Bundesland NRW die Rückkehr immer größerer Mengen von Zuschauern auf die Ränge des größten Fußballstadions Deutschlands.

Doch gegen Augsburg konnte der BVB nicht alle verfügbaren Tickets verkaufen, ein sicherlich ungewohntes Gefühl für einen Verein, für den „Wir sind ausverkauft“ als Stadiondurchsage eigentlich schon zur Tradition gehört. Wohl auch ausgelöst durch diese Erfahrung schwenkt der Klub nun um, was die Einlass-Regelungen angeht.

„In den öffentlichen Bereichen des Signal Iduna Parks und damit für alle Tribünenbesucher gilt künftig die 3G-Regelung.“, heißt es da auf einmal in einer Mitteilung des Champions-League-Klubs vor dem kommenden Heimspiel gegen Mainz. Eine Rolle rückwärts also, und eine Entscheidung die nur kurz nach dem Streit um das Champions-League-Trikot des Ruhrpott-Klubs erneut für viele Diskussionen unter den eigenen Fans sorgt.

Denn nicht wenige Anhänger teilen die Meinung, die Watzke vor Kurzem noch selber vertrat: In einem Stadion in dem zu ganz großen Teilen alle Menschen geimpft sind, fühlt man sich sicherer. Nur sieht der Verein das Ganze nach einem nicht ausverkauften Spieltag auf einmal anders. Ausnahmen für Kinder und Menschen, die tatsächlich gesundheitlich keine Impfung erhalten können, sind übrigens auch innerhalb von 2G-Regelungen möglich.

Fans auf der Tribüne des BVB-Stadions

Photo by Lars Baron/Getty Images

Mehr Nachrichten rund um die Bundesliga

BVB-Entscheidung: Falsches Publikum, falsche Motivation

Schmerzlich bewusst wird einem als Betrachter der Geschehnisse zu erst einmal eines: Der Verein agiert erneut als Unternehmen und die Hauptmotivation, die Tore nun auch für Impfverweigerer zu öffnen ist der Profit. Das ist nicht nur ernüchternd, sondern eine Entscheidung gegen Solidarität in der Gesellschaft, etwas was der BVB als vermeintlicher Arbeiterverein mit dem Claim „Echte Liebe“ zumindest noch zu Marketing-Zwecken eigentlich vor sich herträgt. Denn um das noch einmal zu verdeutlichen: Für einen Erwachsenen ohne gesundheitliche Einschränkungen gibt es ein ausreichendes Impfangebot in Deutschland und das seit Monaten.

Es ist nicht unsolidarisch, Menschen, die einfach aus Trotz oder aufgrund von Verschwörungstheorien nicht bereit sind, Verantwortung für alle Teile unserer Gesellschaft zu übernehmen, nicht ins Stadion zu lassen. Es ist unsolidarisch, sich nicht impfen zu lassen. Da es sich hier um ein gesellschaftlich sehr heikles Thema handelt sei noch einmal der Hinweis erlaubt, dass sich diese Kritik nicht an Menschen richtet, die wirkliche Gründe dafür haben, (noch) nicht vollständig geimpft zu sein. Wenn nun ein Verein mit solch großer Strahlkraft und solch leidenschaftlicher Basis den Unsolidarischen ein Entgegenkommen bietet, so lange sie die Ticketpreise zahlen, nimmt man natürlich Einfluss auf den gesellschaftlichen Diskurs. Für das falsche Publikum.

Vereinfacht gesagt stehen sich hier zwei Personengruppen und, damit verbunden, zwei Ansichten gegenüber. Eine dieser Personengruppen fühlt sich wohler, wenn sie sich in der Gegenwart von Menschen befinden, die durch eine gut erhältliche Impfung ein Mindestmaß an Verantwortungsgefühl und Interesse an der eigenen sowie der kollektiven Gesundheit gezeigt haben. Die andere verweigert eine Impfung nach über 18 Monaten Pandemie. Diese beiden Gruppen werden sich nicht einig werden, ihr Dissens ist fundamental.

Weder der BVB und kein anderer Fußballverein werden hier Gemeinsamkeiten schaffen oder Verbindungen herstellen. Es bleibt nur die Möglichkeit, sich für eine der beiden Seiten zu entscheiden. Und wider besserem Wissen, man erinnere sich noch einmal an Watzkes Zitat, hat man sich bei Borussia Dortmund für die falsche Seite entschieden. Das tut weh.

Photo by Lars Baron/Getty Images

Julius Eid

Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.


Ähnliche Artikel