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Bundesliga | Streich überragt, auch Kramer und Matarazzo überzeugen – Die Halbjahreszeugnisse der Bundesliga-Trainer

8. Januar 2022 | Spotlight | BY Victor Catalina

Spotlight | Mit dem 2:1 des FC Bayern gegen Borussia Mönchengladbach begann die Rückrunde der Bundesliga. Zeit also, nochmal einen allerletzten Blick auf die Hinrunde zu werfen. Genauer, auf die Trainer, die im Sommer ihren Vereinen treu geblieben sind.

Streich und Svensson an der Spitze, Kramer und Matarazzo überzeugen

An den ersten 17 Spieltagen dieser Bundesliga-Saison konnte vor allem Christian Streich überzeugen, der den SC Freiburg auf Platz 3 führte. Aber auch weiter unten in der Tabelle gab es einige Trainer, die in der Hinrunde überzeugen konnten. Teil 2 des Halbjahreszeugnisses der Bundesliga-Trainer.

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Christian Streich (SC Freiburg)

Feierte zuletzt sein zehnjähriges Dienstjubiläum. Am 21. Januar 2012 stand Christian Streich (56) erstmals für den Sport-Club an der Seitenlinie und coachte einen 1:0-Erfolg gegen Jos Luhukays Augsburger. Siegtorschütze war der damals 18-jährige Matthias Ginter. Während sich heutzutage Trainer-Mannschaft-Beziehungen nach nicht einmal der Hälfte der Zeit anfangen, sich abzunutzen, erlebt die zwischen Streich und dem SC ein absolutes Hoch. Platz 3 zur Winterpause, mit Siegen gegen Dortmund (2:1) und Leverkusen (2:1) sowie dem irren 6:0 in Mönchengladbach. Die Freiburger zeigen, wozu sie in der Lage sind, wenn nicht gleich mehrere Leistungsträger auf einmal den Verein verlassen. Mit Spielern wie Kapitän Christian Günter (28), Nicolas Höfler (31), Vincenzo Grif0 (28), Lucas Höler (27) und Nils Petersen (33) als stets zuverlässigem Top-Joker hat Christian Streich ein wetterfestes Fundament gebaut, auf dem sich junge Spieler, darunter Nico Schlotterbeck (22), Kevin Schade (20), Woo-Yeong Jeong (22), Kiliann Sildillia (19) oder Neuzugang Hugo Siquet (19) heranziehen lassen.

Bundesliga SC Freiburg Streich

Photo by Maja Hitij/Getty Images

So kam es, dass es das Auswärtsspiel in München brauchte, um den Freiburgern nach zehn Spieltagen die erste Saisonniederlage zuzufügen (1:2). Auch von den darauffolgenden gegen Eintracht Frankfurt (0:2) sowie in Bochum (1:2) ließ sich der Verein nicht aus der Ruhe bringen und antwortete mit dem Sieg im Borussia-Park. Sollte sich die betuchte Gesellschaft im unteren Tabellenmittelfeld nicht in der Rückrunde noch fangen, gibt es nur wenig Gründe, warum dem SC Freiburg der Sprung in die Champions League nicht gelingen sollte. Zudem haben sie in Abwesenheit des FC Bayern und mit schwächelnden Dortmundern auch noch eine gute Titelchance im DFB-Pokal. Viel mehr als Streich und der SC kann man bis hierhin kaum richtig machen.

Note: 1,0

Sebastian Hoeneß (TSG Hoffenheim)

Es war ein schwieriges erstes Jahr für Sebastian Hoeneß (39) im Kraichgau. Viele Verletzungen und COVID-19-Fälle, das absurde Aus in der Europa League gegen Molde (3:3, 0:2) sowie Fürth im DFB-Pokal (8:9 n.E.) gepaart mit Platz 11 in der Bundesliga. Vereinzelt kamen Fragen auf, ob Hoeneß der Bundesliga wirklich schon gewachsen sei. Doch anstatt am Trainerstuhl zu sägen, polierte die Hoffenheimer Vereinsspitze den Kader auf: Chris Richards (21) wurde erneut vom FC Bayern ausgeliehen, Angelo Stiller (20) fest verpflichtet. Beide gehörten beim Gewinn der 3. Liga 2019/20 zum Stammpersonal, sind daher mit Hoeneß‘ Philosophie vertraut. Dazu kamen David Raum (23) sowie Georginio Rutter (19).

Das Ergebnis: Eine gefestigte Mannschaft, die neun Punkte mehr gesammelt hat, als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison. Dazu kommen mehr Siege (8:5), weniger Niederlagen (5:8) sowie mehr erzielte Tore (35:25) und weniger kassierte (26:30). Hoeneß hat die TSG im vergangenen halben Jahr in allen Belangen verbessert. Schlüssel dafür war nicht zuletzt, die Offensive breiter aufzustellen. Stand Andrej Kramarić (30/20 Tore) vergangene Spielzeit als Toptorschütze noch elf Treffer vor Ihlas Bebou (27/9 Tore), so führt der togolesische Nationalspieler nun mit fünf Toren, eins vor Rutter. Kramarić hingegen ist mit sieben Assists bester Vorlagengeber seines Teams und drittbester der Liga, hinter Florian Wirtz (18/8 Assists) sowie Thomas Müller (32/13 Assists).

Mit diesem Ansatz haben die Hoffenheimer RB Leipzig 2:0 besiegt, Eintracht Frankfurt 3:2 und hätten beim 2:3 fast einen Punkt aus Dortmund entführt. Auch Auftritte wie das 0:2 gegen Mainz oder das 1:3 in Stuttgart hat Hoeneß der Mannschaft zunehmend abgewöhnt. Vor der Winterpause holte die TSG trotz 0:2-Rückstands einen Punkt in Leverkusen und hätte gegen Gladbach mehr als ein 1:1 verdient gehabt. Sollte Sebastian Hoeneß seinen Höhenflug fortsetzen, könnte Hoffenheim erstmals seit der Ära Nagelsmann wieder zu einem dauerhaften Europapokalanwärter werden.

Note: 2,0

Urs Fischer (Union Berlin)

Man muss es sich nochmal vergegenwärtigen, dass der 1. FC Union Berlin erst seine dritte Bundesligasaison spielt. Vom Auftreten her könnten sie genauso gut schon seit 30 Jahren dabei sein. Bereits in der Debütsaison 2019/20 agierten sie wie ein gestandener Bundesligaverein, kamen nie in ernsthafte Abstiegsgefahr und sind nun auf bestem Wege zu beweisen, dass Platz 7 2020/21 mitnichten zufällig zustande kam.

Bei einer solch steilen Entwicklung gilt es erstmal, sich zu vergegenwärtigen, welchen Maßstab man anlegt. Sieht man Union noch immer als Neuling der Bundesliga, kommt man nicht umhin, Urs Fischer (55) für seine konstante Arbeit auf höchstem Bundesliganiveau die Bestnote zu geben. Auch den größeren, auf Europapokalwettbewerbe zugeschnittenen Kader managt er ohne Probleme. Dazu ist es ihm gelungen, die defensive Stabilität beizubehalten und dem reinen „Außenseiterfußball“ etwas mehr Spielkultur zu verpassen.

Bundesliga Union Berlin

Photo by Lars Baron/Getty Images

Misst man Union allerdings an den Erwartungen, die sie in den vergangenen Monaten und Jahren selbst geweckt haben, so stellt man schnell fest, dass, wenngleich man wie in der Vorsaison bei 21 Gegentoren steht, die Anzahl der eigenen Treffer von 32 auf 23 gesunken ist. Auch die Tatsachen, dass die Köpenicker die erste Mannschaft waren, die ein Bundesligaspiel in Fürth verliert (0:1) oder den Punkt in Frankfurt (1:2) Sekunden vor Schluss doch noch fallen ließ, schlagen sich genauso negativ in der Bilanz nieder, wie das 2:5 gegen den FC Bayern, als Union erstmals an der alten Försterei in einem Bundesligaspiel fünf Gegentore kassierte.

Wie so oft liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte, weil es eben nicht nur Fürth, Frankfurt und Bayern gab, sondern auch Siege gegen Leipzig (2:1), Gladbach (2:1) oder Wolfsburg (2:0), als Union wesentlich besser an die eigenen Stärken anknüpfen konnte. Auch die Dreifachbelastung – unter anderem mit einer weiten Auswärtsreise nach Haifa – machte sich in der Bundesliga nicht allzu negativ bemerkbar. Dafür gebührt Urs Fischer Anerkennung. Nicht selten kam es vor, dass Mannschaften nach einer überraschenden Europapokalqualifikation in der darauffolgenden Saison gegen den Abstieg gespielt haben. So wie Freiburg 2013/14 und 2014/15 oder der 1. FC Köln 2017/18. Unterm Strich eine gute Hinrunde, die allerdings trotzdem noch Luft nach oben hat.

Note: 2,5

Bo Svensson (1. FSV Mainz 05)

Erst kürzlich veröffentlichte die Social-Media-Abteilung der Mainzer einen Post, der zeigt, wie sehr Bo Svensson (42) den Verein binnen eines Jahres umgekrempelt hat. Der Rückrundenauftakt führt Mainz 05 nach Leipzig. War es am 18. Spieltag der Vorsaison noch das Duell des abgeschlagenen Vorletzten (7 Punkte) gegen den Zweiten (35 Punkte), so reisen die Rheinhessen diesmal als Neunter (24 Punkte) zum Zehnten (22 Punkte). Eine Differenz von 17 Zählern.

Eine Differenz, die sich spielerisch ebenfalls bemerkbar macht. Mainz agiert taktisch extrem diszipliniert und mutig im Pressing – gegnerunabhängig wohlgemerkt. Nach der Führung in München durch Karim Onisiwo (29) hatte Mainz die Oberhand in der Partie und ließ das Pressing des Rekordmeisters ins Leere laufen. RB Leipzig besiegte man am 1. Spieltag trotz zahlreicher COVID-19-Ausfälle dank einer leidenschaftlichen Defensivperformance verdient 1:0. Kurz vor der Winterpause gab es zudem ein fulminantes 3:0 gegen den VfL Wolfsburg.

Auch individuell hat sich Mainz im vergangenen Jahr enorm weiterentwickelt. Onisiwo harmoniert wunderbar mit Jonathan Burkardt (21), der mittlerweile siebenmal getroffen hat und beim 4:1-Sieg gegen Augsburg am 9. Spieltag vor den Augen von Hansi Flick (56) spielen durfte. Eine erstmalige Berufung in die Nationalmannschaft ist für den Kapitän der U21 vor der WM im kommenden Winter somit alles andere als ausgeschlossen. Zudem haben sich auch Neuzugänge wie Anton Stach (23), Jae-Sung Lee (29) oder Silvan Widmer (28) erstklassig integriert.

Mainz als neue Kraft im Mittelfeld kann der Bundesliga langfristig nur guttun. Die Frage ist nur, wie lange der Verein in der Lage ist, Bo Svensson bei dieser Entwicklung zu halten.

Note: 1,5

 

Thomas Reis (VfL Bochum)

Als der VfL Bochum im Winter 2019 in den Abstiegskampf der 2. Bundesliga rutschte, zog der Verein die Reißleine und entließ Robin Dutt (56). Sein Nachfolger wurde Thomas Reis (48).

Schon von Beginn an war eine Aufwärtstendenz zu erkennen. Die Saison 2019/20 schloss Bochum auf Platz 8 ab. Ein Jahr später holte Reis den Titel und führte die Bochumer nach elf Jahren wieder in die Bundesliga. Fürs erste Jahr kann sich die Bilanz durchaus sehen lassen. 20 Punkte sammelte der VfL in den ersten 17 Spielen dieser Saison, hat damit drei Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz. Nichtsdestotrotz besteht noch eine ziemliche Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen. Steht Bochum in der Heimtabelle auf Platz 9, noch vor Gladbach, Leverkusen und Frankfurt, so konnten sie aus neun Auswärtsspielen gerade einmal sechs Punkte einfahren. Weniger haben nur Gladbach (5), RB Leipzig (4) und Greuther Fürth (0) vorzuweisen. Während man in München die höchste Bundesliganiederlage der Vereinsgeschichte kassierte (0:7) und in Leipzig spät auseinanderfiel (0:3), holte Bochum zuhause einen Punkt gegen Borussia Dortmund (1:1) und besiegte Frankfurt sowie Hoffenheim je 2:0.

Dass sie auch auswärts zu mehr in der Lage sind, vor allem gegen die direkte Konkurrenz, demonstrierten die Bochumer in Augsburg, als sie 3:0 zur Pause führten und letztlich 3:2 gewannen. Sollte Thomas Reis diese Leistungen in der Rückrunde öfter aus seiner Mannschaft herauskitzeln können, spricht nur wenig gegen ein weiteres Jahr Bundesliga für den VfL Bochum.

Note: 3,0

Markus Weinzierl (FC Augsburg)

Ersetzte zum Ende der vergangenen Saison den glücklosen Heiko Herrlich (50) und führte den FC Augsburg zum Klassenerhalt. Diese Saison mit einigen Höhen und vielen Tiefen momentan einen Zähler vor dem Relegationsplatz auf Rang 15. Vor allem die Zeit zwischen August und Oktober gestaltete sich äußerst anspruchsvoll. Einen Sieg, das 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach, gab es an den ersten neun Spieltagen. In der zweiten Hälfte der Hinrunde fing sich der FCA und konnte drei weitere Erfolge gegen Stuttgart (4:1), den FC Bayern (2:1) sowie in Köln (2:0) einfahren. Mit zwei Remis gegen Leipzig (1:1) und in Fürth (0:0) gingen die Augsburger seit drei Spielen ungeschlagen in die Winterpause.

Unterm Strich hätte Augsburg vor allem aus den ersten neun Spieltagen mehr herausholen können. Zu oft ließ sich der FCA in der Anfangsviertelstunde überrumpeln und hatte dann nicht mehr die Kapazitäten, um Zählbares mitzunehmen. Außerdem ist die Offensive mit 17 Toren in ebenso vielen Spielen ausbaufähig. Um das zu verbessern, hat Augsburgs neuer Investor David Blitzer (52) 15 Millionen Euro für Top-Talent und US-Nationalspieler Ricardo Pepi (18) nach Dallas überwiesen. Die U21-Europameister-Doppelsechs aus Arne Maier (22) und Niklas Dorsch (23) hat sich gut eingefügt. letzterer erzielte in Köln einen Treffer, den man ziemlich sicher unter den Nominierten zum „Tor des Monats Dezember“ finden wird. Sollte Weinzierl Pepi ebenso gut integrieren können, hätte Augsburg eine durchaus spannende Mannschaft, ähnlich wie Crystal Palace, an denen Blitzer ebenfalls beteiligt ist. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik.

Note: 3,5

Pellegrino Matarazzo (VfB Stuttgart)

Die Saison 2020/21 war für Aufsteiger Stuttgart eine überraschend sorgenfreie. 45 Punkte bedeuteten Platz 9 in der Bundesliga. Diese Spielzeit gestaltet sich wesentlich schwieriger. Verantwortlich dafür ist eine ganze Reihe an Verletzungen, vor allem in der Offensive. Schon im März, beim 0:4 in München, zog sich Silas (23) einen Kreuzbandriss zu. Am 1. Spieltag erwischte es Mohamed Sankoh (18), dessen Saison aufgrund einer schweren Bänderverletzung mutmaßlich gelaufen ist. Auch Omar Marmoush (22), Hamadi Al Ghaddioui (31), Mateo Klimowicz (21) oder Sasa Kalajdzic (24) fehlten diese Saison zwischenzeitlich verletzt. So kam es, dass Pellegrino Matarazzo (44) beim 0:1 gegen Bielefeld Anfang November eine Doppelspitze aus Daniel Didavi (31) und Roberto Massimo (21) bilden musste, angetrieben vom nominellen Sechser Orel Mangala (23) auf der Zehn. Eine Woche später, beim 1:2 in Dortmund durften sich Philipp Förster (26) und Tanguy Coulibaly (20) probieren.

Trotzdem versuchte Stuttgart, defensiv so kompakt wie möglich zu stehen und trotzdem den offensiv mutigen Ansatz beizubehalten. Das fuktionierte in den meisten Fällen recht ordentlich, wenngleich es einige fragwürdige Auftritte, wie das 1:4 in Augsburg oder das 2:3 gegen den SC Freiburg gab, als Stuttgart nach 28 Minuten bereits 0:3 zurücklag.

Bundesliga VfB Stuttgart Matarazzo

Photo by Alex Grimm/Getty Images

Die Wucht im Angriff kompensierte der VfB aus der Defensive heraus. Dinos Mavropanos (24) ist mit vier Toren Toptorschütze und schleudert regelmäßig Schüsse aufs Tor wie Zeus seinen Donnerkeil. Hinter ihm steht Marc-Oliver Kempf (26), der bislang dreimal treffen konnte. Bester Vorlagengeber der Stuttgarter ist übrigens Linksverteidiger Borna Sosa (23/drei Assists). Auch so kann man aus der Not eine Tugend machen.

Oder indem man eine Reihe an jungen Spielern die Chance gibt, sich zu beweisen. Hiroki Ito (22) hat sich in der Defensive mittlerweile festgespielt – und natürlich bereits getroffen. Auch Nikolas Nartey (21), Wahid Faghir (18) oder Alexis Tibidi (18) durften bereits vorspielen.

Die Stuttgarter Probleme sind also keineswegs struktureller Natur, weshalb man verstehen kann, warum Sportdirektor Sven Mislintat (49) seinen Trainer regelmäßig verteidigt, anstatt ihn ob des Relegationsplatzes anzuzählen. Im Vergleich zur Vorsaison sind die Werte – mit Ausnahme von zehn weniger erzielten Toren – weitestgehend vergleichbar. Fünf Punkte weniger, vier Gegentore mehr. Das ist nichts, was sich nicht noch mit einem Neustart in der Rückrunde beheben ließe. Stuttgart ist das perfekte Beispiel, dass Zahlen allein nicht immer die ganze Geschichte erzählen.

Note: 2,0

Frank Kramer (Arminia Bielefeld)

Es war von Beginn an klar, dass es eine extrem schwere Saison für Bielefeld werden würde, jetzt wo mit dem HSV, Schalke und Bremen sämtliche Underachiever der letzten Jahre in der 2. Bundesliga angekommen waren. Trotzdem tat Frank Kramer alles, um die Mannschaft irgendwie im Wettbewerb zu halten. Bielefeld spielte – mit Ausnahme des 0:4 gegen Leverkusen – selten wirklich schlecht. Es war der offensive Punch, der ihnen abging. So dauerte es elf Spieltage bis zum ersten Saisonsieg in Stuttgart (1:0). Das scheint in der Mannschaft etwas freigesetzt zu haben. Denn gleich darauf rang sie dem VfL Wolfsburg einen Zähler ab und verabschiedete sich mit 2:0-Siegen gegen Bochum sowie in Leipzig – dort sogar in Unterzahl – unters Bäumchen. Schon sind die Bielefelder wieder bis auf einen Zähler an Stuttgart dran.

Vor allem defensiv wussten die Bielefelder zu überzeugen. Mit 22 Gegentoren haben sie genauso wenige kassiert wie RB Leipzig und weniger als Eintracht Frankfurt (24) Borussia Dortmund (26), Bayer Leverkusen (28), der VfL Wolfsburg (29) oder Borussia Mönchengladbach (33). Von ihren direkten Konkurrenten im Abstiegskampf ganz zu schweigen. Diese Leidenschaft und Kompaktheit lebt Kramer der Mannschaft jedes Spiel vor. So ging er ins Interview nach der Partie gegen Bochum gänzlich ohne Stimme. Was ihnen im Vergleich zu den anderen Mannschaften an individueller Qualität abgeht, müssen sie durch Einsatz und taktische Disziplin kompensieren. Das tun sie. Und genau das spricht in äußerstem Maße für Kramer.

Note: 2,5.

Stefan Leitl (SpVgg Greuther Fürth)

Es ist schwer, seine Arbeit wirklich adäquat zu bewerten, da Fürth im Sommer mit David Raum (23/TSG Hoffenheim), Anton Stach (23/Mainz 05), Paul Jaeckel (23/Union Berlin) sowie Sebastian Ernst (26/Hannover 96) vier absolute Leistungsträger ziehen lassen musste. Diese Qualität konnten sie bis heute nicht ersetzen, was in der Bundesliga überdeutlich wird. In schöner Regelmäßigkeit verlor Fürth nicht nur, sondern kassierte – anders, als Bielefeld – eine absurde Anzahl an Gegentoren. 0:4 in Gladbach, 1:5 in Stuttgart, 3:6 gegen Hoffenheim und 1:7 in Leverkusen. Das alles binnen einer Hinrunde. Zwar zeigte sich Fürth kurz vor der Winterpause verbessert, holte gegen Union Berlin im 24. Versuch den ersten Heimsieg der Bundesligageschichte (1:0) und rang auch dem FC Augsburg noch einen Zähler ab (0:0).

Allerdings ist das eine reichlich späte Erkenntnis. Fürths Rückstand auf Bielefeld beträgt schon elf Zähler, zwölf sind es auf den Relegationsplatz. Es bräuchte Weihnachten und Ostern in Personalunion, damit Fürth noch irgendwie ins Geschehen zurückfindet.

Es ehrt den Verein um Sportdirektor Rachid Azzouzi (50), dass sie trotzdem an Stefan Leitl (44) festhalten, der das Potential hat, sie nach dem designierten Abstieg auch wieder zurück in die Bundesliga zu führen. Das machte sich auch schon beim SC Paderborn mit Steffen Baumgart (50) bezahlt. Nichtsdestotrotz ist das bisher gezeigte auf diesem Niveau viel zu dünn.

Note: 5,0

Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


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