Bundesliga | „Mannschaft hat Größe gezeigt, in so einer unruhigen Phase ruhig zu bleiben“ – Die Stimmen zu Stuttgarts Sieg in Wolfsburg

11. Dezember 2021 | News | BY Victor Catalina

News | 2:0 gewann der VfB Stuttgart des 15. Bundesliga-Spieltags in Wolfsburg. Nach der Partie stellten sich die Protagonisten den Fragen von Sky.

Arnold frustriert, Kohfeldt mit Erklärungsansätzen – fünfte VfL-Niederlage am Stück

Es war eine gebrauchte Woche für den VfL Wolfsburg. Erst ein 0:3 in Mainz, dann die 1:3-Niederlage gegen Lille, das Aus in der Champions League und nun ein 0:2 gegen den VfB Stuttgart. Schon zuvor setzte es ein 1:3 gegen Borussia Dortmund und ein 0:2 im Ramón Sánchez Pizjuán.

Vom guten Start unter Florian Kohfeldt mit drei Pflichtspielsiegen in Folge spricht nun niemand mehr. Stattdessen: Frust. „Wir kriegen das scheiß Ding nicht in das Tor rein. Und so stehen wir wieder mit leeren Händen da“, versuchte Maximilian Arnold nach dem Spiel gar nicht erst, seine Stimmung zu verbergen.

 



 

Gerade einmal zwei Tore erzielte der VfL während der aktuellen Niederlagenserie, einen frühen Führungstreffer gegen Dortmund und den späten Ehrentreffer gegen Lille. Auf der anderen Seite setzte es 13 Gegentore. So ist man in der Champions League Gruppenletzter geworden. National steht der VfL nur noch vier Zähler vor dem Relegationsplatz. Oder drei hinter dem ersten Europapokalplatz.

Eine Bilanz, die hervorragend zur aktuellen Saison passt. Dass die Mannschaft Qualität hat, wurde mehrfach ersichtlich. Am 3. Spieltag besiegte man Leipzig 1:0, ließ unglücklich gegen Sevilla zwei Punkte liegen, holte dafür den Auswärtssieg in Leverkusen und lieferte auch gegen Dortmund über weite Strecken eine ordentliche Partie ab.

Die kleinen Situationen machen den Unterschied – Wolfsburg vor schwerem Jahresabschluss

Demgegenüber stehen Leistungen wie die in den letzten sechs Tagen. „Wir haben momentan eine Phase, die ist blöd. Da müssen wir nicht drumrumreden. Wir haben keine Zeit zu trainieren, wir kriegen mehrere Nackenschläge. Wir haben das in Sevilla gesehen. Da fing das alles so ein bisschen an, wenn man ehrlich ist. Jetzt sind einzelne Spieler natürlich auch ein bisschen weg von dem Niveau, das sie sonst spielen können. Da greifen ein paar Dinge nicht. Man kann das schon ein Stück weit erklären. Aber das darf trotzdem eigentlich nicht sein“, resümierte Florian Kohfeldt. Gleichzeitig nahm er seine Mannschaft aber auch in Schutz und rief zu mehr Geschlossenheit auf.

„Erklären kann man es natürlich damit, dass die Mannschaft letzte Saison die Champions League erreicht hat, eine hohe Erwartung an sich selbst hat. Dann funktionieren ein paar Dinge nicht, auch schon bevor ich hier war. Und dann geht so eine schleichende Verunsicherung damit einher. Aber trotzdem ist es extrem wichtig, dass wir jetzt geschlossen bleiben. Und das habe ich der Mannschaft gerade drinnen nochmal gesagt. Weil solche Momente erlebst du im Fußball und da musst du durchgehen.“

Es seien die kleinen Situationen, die der VfL im Moment nicht gut löse, so Kohfeldt. Vor dem 0:1 war Stuttgart in Unterzahl, weil sich Roberto Massimo behandeln ließ. Beim 0:2 durfte Orel Mangala Meter durch das Mittelfeld machen. Weder er, noch Vorlagengeber Tanguy Coulibaly wurden ernsthaft angegriffen. In der Mitte durfte Philipp Förster einschieben. „Wir haben die Chance, den Ball mit mehreren Spielern zu attackieren, lassen ihn aber im Zwischenraum liegen. Und das ist etwas, was wir bis Dienstag rauskriegen müssen“.

Dann steht für Wolfsburg das nächste Heimspiel an. Es geht gegen den 1. FC Köln, danach in die Allianz Arena. Die Marschroute hat Kohfeldt klar vorgegeben: „Ich glaube, dass man im Fußball durchgehend, in jedem Spiel, diesen absoluten Fokus und diese Gier haben muss. Wenn ich sage, dass wir das in Mainz hatten, dann würde ich lügen. Und dann kommt das wieder, weil, dann gerätst du in solche Dinge rein und das muss die Mannschaft lernen. Aber trotzdem glaube ich an die Gruppe und an die Qualität. Deshalb werden wir versuchen, gegen Köln und Bayern jeden Punkt zu sammeln.“

Das Wolfsburger Gefährt steht weiterhin auf der Stelle. Verzweifelt gesucht wird ein Starthilfekabel.

Mehr News und Stories rund um die Bundesliga

Personell und ergebnistechnisch: Stuttgarts doppelter Aufwärtstrend

Eine alte Fußballerweisheit besagt, dass für Aufsteiger die zweite Saison immer die schwerste ist. Die Aufstiegseuphorie ist nicht mehr da, Leistungsträger verlassen den Verein, die Beziehung zwischen Trainer und Mannschaft nutzt sich ab. Beim VfB Stuttgart ist keines davon der Fall. Trotzdem hängen sie unten drin.

Die Hauptursache dafür: Verletzungen. Besonders viele und besonders im Angriff. Ende März zog sich Silas einen Kreuzbandriss zu. Am 1. Spieltag verletzte sich Mohamed Sankoh schwer, kurz darauf erwischte es Sasa Kalajdzic. In dieser Spielzeit fehlten auch Omar Marmoush und Hamadi Al Ghaddioui bereits verletzt. Chris Führich kam erst kürzlich aus der Quarantäne

Bundesliga Wolfsburg Stuttgart

Photo by Alex Grimm/Getty Images

In ihrer Abwesenheit tat sich besonders einer als Torjäger hervor: Konstantinos Mavropanos. Nach 25 Minuten jagte er einen Ball mit 99 km/h akkurat in den rechten Winkel und beschenkte sich selbst zum 24. Geburtstag. „Leider haben wir beide (Silas und Kalajdzic) nicht. Natürlich brauchen wir sie, weil sie gute Spieler sind und uns letzte Saison sehr weitergeholfen haben“, so Stuttgarts Toptorschütze nach dem ersten Bundesligasieg in Wolfsburg seit 16 Jahren und einem Tag.

Immerhin lichtet sich das Lazarett. Silas konnte beim 2:1-Sieg gegen Mainz sein Comeback geben, auch Kalajdzic trainiert bereits wieder individuell. Auch ergebnistechnisch scheint Stuttgart die schwerste Phase der Saison mit vier Pflichtspielniederlagen am Stück vorerst überstanden zu haben. Schon beim 1:2 in Dortmund lieferten die Schwaben trotz aller Personalsorgen einen couragierten Auftritt ab, war kurz davor einen Punkt zu holen, bevor sie nach eigener Ecke in einen BVB-Konter liefen.

Matarazzo lobt das Team: „Taktisch sehr diszipliniert“

Dieses Auswärtspiel gingen sie wesentlich cleverer an, auch zur Freude ihres Trainers: “ Ich denke, dass wir taktisch sehr diszipliniert agiert haben, besonders defensiv, in höherem Pressing oder tiefer stehend. Wir sind auch aktiv geblieben, außer vielleicht in den letzten zehn Minuten, wo wir doch weniger Zugriff hatten, fande ich war es eine gute Defensivleistung insgesamt. Wir haben ein paar schöne Tore geschossen und ich glaube, dass die Mannschaft heute wieder Größe gezeigt hat, in so einer unruhigen Phase ruhig zu bleiben, sich auf die eigene Leistung zu fokussieren. Ich denke, die drei Punkte sind verdient“, so Pellegrino Matarazzo nach dem Spiel.

In Tateinheit mit dem Sieg gegen Mainz und dem Remis gegen Hertha BSC ist Stuttgart mittlerweile seit drei Bundesligaspielen ungeschlagen. Zudem ist das Tabellenmittelfeld in dieser Bundesligasaison extrem eng gestaffelt. RB Leipzig auf Platz 7 hat lediglich vier Zähler mehr aufzuweisen, als der VfB.

„Ja, ich glaube schon, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir haben uns heute einiges vorgenommen. Ich glaube, das haben wir auch gut umgesetzt, sind mit breiter Brust hier aufgetreten, haben versucht, unser Spiel durchzuziehen und haben am Ende – glaube ich – auch verdient gewonnen.“, so Philipp Förster.

Am Dienstag empfängt Stuttgart den FC Bayern. Zum Jahresabschluss geht es nach Köln. Mit dem Erfolgserlebnis aus Wolfsburg im Rücken, ist dem VfB auch in diesen Partien einiges zuzutrauen.

Photo by Matthias Hangst/Getty Images

Victor Catalina

Victor Catalina

Mit Hitzfelds Bayern aufgewachsen, in Dortmund studiert und Sheffield das eigene Handwerk perfektioniert. Für 90PLUS immer bestens über die Vergangenheit und Gegenwart des europäischen Fußballs sowie seine Statistiken informiert.


Ähnliche Artikel