BVB: Wann kehrt die Magie ins Spiel zurück?

29. September 2023 | News | BY Steven Busch

Beim Blick auf die nackten Zahlen – elf Zähler respektive ohne Niederlage – lässt sich die bisherige Bundesliga-Saison des BVB durchaus positiv bilanzieren. Doch entgegen der Punktausbeute fällt das sportliche Fazit eher durchwachsen aus. Borussia Dortmund befindet sich auf der Suche nach der Magie.

BVB: Fehlen die Unterschiedsspieler?

In der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel bei der TSG 1899 Hoffenheim am Freitagabend (20:30 Uhr/ DAZN) bilanzierte BVB-Trainer Edin Terzic die bisherige Saison der Schwarz-Gelben treffend.

Die Punkteausbeute ist eigentlich okay. Aber es fehlt ein bisschen Leichtigkeit und ein bisschen die Magie.

Damit belegt der gebürtige Mendener die These vieler BVB-Fans, dass die Darbietungen bislang wenig vergnügungssteuerpflichtig – um den sprachlichen Duktus des „Heilands“ Jürgen Klopp zu bemühen – sind. Elf Punkte, ungeschlagen in der Bundesliga und generell nur eine Pleite im Kalenderjahr 2023 (2:4 beim FC Bayern München) im deutschen Oberhaus. Eigentlich offenbart diese Bilanz einen klaren Titelkandidaten. Doch die Spiele der Borussia – vor wenigen Monaten noch „Um-ein-Haar-Meister“ – sind derzeit so weit von Galaauftritten entfernt, wie die Spritpreise von der 1-Euro-Marke.

 



Doch was ist passiert, dass die Nonchalance im Spiel der Westfalen abhandengekommen ist? Beim Blick auf die statistischen Werte nach fünf absolvierten Runden lassen sich weiterhin etwaige Parallelen zur Vorsaison finden. Die Anzahl der Torschüsse pro 90 Minuten (15,8; Saison 2022/23: 16,6), Ballbesitzanteil (61,9 Prozent; Saison 2022/23: 58,3 Prozent) respektive Passquote (84,1 Prozent; Saison 2022/23: 84,4 Prozent) sind nahezu identisch. Lediglich bei den Dribblings ist ein rapider Absturz zu verzeichnen: ein Beleg der fehlenden 1-gegen-1-Unterschiedsspieler?

Es gibt allerdings andere Faktoren, welche die fehlende Leichtigkeit von Borussia Dortmund erklären. Zuvorderst muss das ohnehin fragile Ensemble mit den mentalen Nachwirkungen der letztendlich verspielten Meisterschaft leben. Zudem wirkt die Mannschaft körperlich noch nicht am Leistungslimit angekommen. Eventuell eine Folge der diskutablen USA-PR-Reise im Rahmen der Vorbereitung. Zudem befinden sich etliche Akteure – beispielhaft Sébastien Haller, Marius Wolf sowie Kapitän Emre Can – in einem andauernden Formtief.

(Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Kein BVB-Stürmertor in der Bundesliga-Saison 2023/24

Bislang konnte der BVB noch kein Stürmertor in dieser Bundesliga-Saison verbuchen. Angesichts der Namen Haller, Youssoufa Moukoko sowie Last-Minute-Neuzugang Niclas Füllkrug – und im Vergleich zur Konkurrenz aus München (Harry Kane, sieben Tore) & Leverkusen (Victor Boniface, sechs Tore) – viel zu wenig für die eigenen Ansprüche. Jedoch werden die Herren in vorderster Front auch nicht entsprechend in das Offensivspiel integriert. Überdies sieht Chefcoach Terzic bereits Fortschritte in dieser elementaren Kategorie und spricht von einer Frage der Zeit…

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Des Weiteren hat die wenig kreative Transferpolitik (Bensebaini, Nmecha, Sabitzer, Füllkrug) des BVB im Sommer zu einer latenten Skepsis der treuen Anhängerschaft beigetragen. Im letzten Schritt wurde die vergangene Saison – insbesondere die punktemäßig bärenstarke Rückrunde – über die Maßen glorifiziert. Trotz 40 Zählern ließen sich jedoch diverse (glückliche) Arbeitssiege (Leverkusen, Hoffenheim, Leipzig) konsultieren.

Da in den anstehenden „englischen Wochen“ nur wenige Einheiten am Trainingsgelände in Dortmund-Brackel auf der Agenda stehen, muss sich die Magie in der Spielkultur des BVB über Erfolgserlebnisse intrinsisch eintrichtern. Als Hoffnungsträger einer baldigen Rückkehr der Leichtigkeit auf den Rasen des Westfalenstadions lassen sich exemplarisch Jamie Bynoe-Gittens und Rekonvaleszent Julien Duranville definieren. Die beiden Teenager stehen für eine jugendliche Unbekümmertheit und mitreißende „Wow-Effekte“.

Mittelfeldmotor Julian Brandt, neben den Urgesteinen Mats Hummels und Marco Reus aktuell einer der wenigen Lichtblicke im Kader, macht sich diesbezüglich wenig Gedanken und formulierte es gegenüber den vereinseigenen Medien wie folgt: „Das Spielerische kommt am Ende sowieso!“ Am besten schon am Freitagabend beim Tabellennachbarn aus dem Kraichgau. Sollte dies gelingen, grüßt der achtfache deutsche Meister – allen Unkenrufen zum Trotz – vorübergehend sogar von der Bundesliga-Spitzenposition.

(Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Steven Busch

Die Außenristpässe eines Tomás Rosicky entfachten seinen Enthusiasmus für den Fußball und die Affinität zu den schwarzgelben Borussen aus dem Ruhrgebiet. WM-Held Mario Götze brach ihm mit dem Wechsel in den Süden der Republik einst sein Fanherz und der Glaube an die Fußballromantik schwand.


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