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Das Phänomen der Zweitliga-Torjäger an den Beispielen Terodde und Mitrovic

1. Januar 2022 | Trending | BY Lukas Heigl

Spotlight | Simon Terodde und Aleksandar Mitrovic sind die prominentesten Beispiele für Stürmer, die zu stark für die zweite Liga sind, in der ersten Liga hingegen zumeist überhaupt nicht funktionieren.

In den letzten Jahren findet sich mehr und mehr ein Spielertyp, den es früher so nicht gegeben hat: Der Zweitliga-Torjäger. Spieler, die in der zweiten Liga alles kurz und klein schließen, in der ersten Liga jedoch kaum zur Entfaltung kommen. Dieses Phänomen wird im Folgenden an den Beispielen Simon Terodde (33) und Aleksandar Mitrovic (27) näher beleuchtet.

Zweitliga-Torjäger Nr. 1: Simon Terodde (FC Schalke 04)

Schwere Anfänge, Durchbruch in Bochum

Terodde kam schon viel herum in seiner Karriere. Ausgebildet in Bocholt und beim MSV Duisburg, ging es nach einer Leihe nach Düsseldorf weiter zum 1. FC Köln. Da er sich dort nicht für die erste Mannschaft empfehlen konnte, ging es zunächst per Leihe und später fest weiter zu Union Berlin. Bei den Eisernen konnte sich Terodde endlich in der zweiten Liga festbeißen. In drei Jahren kam er auf 23 Treffer.



2014 wechselte er weiter zum VfL Bochum. Dort blühte der Stürmer endgültig auf. Nach 16 Toren und sieben Vorlagen im ersten Jahr war er in seiner zweiten Saison beim VfL an 34 Treffern direkt beteiligt (25 Tore, neun Vorlagen). Der gerade abgestiegene VfB Stuttgart sicherte sich für drei Millionen Euro seine Dienste. Auch bei den Schwaben zeigte sich Terodde treffsicher und führte sie mit 25 Toren zurück in die Bundesliga.

Fast überall Aufstiegsgarant

Dort angekommen wollte es für ihn persönlich überhaupt nicht mehr klappen. Nach nur zwei Toren in 15 Spielen ging er im Winter zurück nach Köln. Bei den Kölnern, die nach einer miserablen Hinrunde bereits für die zweite Liga planten, konnte Terodde immerhin fünfmal in 15 Spielen treffen. Zurück in Liga zwei legte er nochmal bessere Zahlen auf als in Stuttgart oder Bochum. Mit 29 Toren und sieben Vorlagen war Terodde maßgeblich am Aufstieg der Kölner beteiligt.

In der Bundesliga ging dann wieder sehr wenig, nur drei Tore erzielte der Stürmer. Folgerichtig ging er im Sommer 2020 zurück in Liga zwei, diesmal zum Hamburger SV. Für die Rothosen erzielte er starke 24 Tore, blieb jedoch im Saisonendspurt blass, die Mannschaft verpasste den Aufstieg. Nach nur einem Jahr war schon wieder Schluss in Hamburg, Terodde schloss sich im Sommer 2020 dem FC Schalke 04 an. In Diensten der Knappen steht Terodde in der aktuellen Saison bei zwölf Toren in 14 Spielen.

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Mit insgesamt 154 Toren in 267 Spielen ist Terodde inzwischen auch Rekordtorschütze in der zweiten deutschen Liga, Dieter Schatzschneider steht auf dem zweiten Platz. Terodde hat ihn erst kürzlich überholt. Die nächsten noch aktiven Spieler sind Fabian Klos (34) und Rouwen Hennings (34) mit jeweils 79 Toren.

Zweitliga-Torjäger Nr. 2: Aleksandar Mitrovic (Fulham FC)

Stark in der Heimat, noch stärker in Belgien

Seine fußballerische Ausbildung genoss Mitrovic bei Partizan Belgrad in seiner serbischen Heimat. Mit 18 Jahren gelang ihm der Durchbruch, in seiner ersten Saison bei den Profis 2012/13 erzielte er zehn Tore in 25 Spielen. Zu einer zweiten Saison sollte es nicht mehr kommen. Nach drei Spielen, in denen er drei Tore erzielte und zwei weitere vorbereitete, wechselte Mitrovic für fünf Millionen Euro nach Belgien zum RSC Anderlecht.

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Bei den Belgiern schlug er auch direkt voll ein. In 32 Partien traf er starke 16-mal, dazu wurde die Mannschaft belgischer Meister. Im Zweiten Jahr lief es für ihn persönlich genauso gut (20 Tore in 37 Spielen), er wurde sogar Torschützenkönig. Die Mannschaft erreichte jedoch nur noch den dritten Tabellenplatz. Durch das Ausbleiben der Champions-League-Einnahmen musste der Verein Einnahmen generieren, dazu wollte Mitrovic selbst den nächsten Schritt gehen. Und so wechselte er im Sommer 2015 für 18,5 Millionen Euro zu Newcastle United.

In England nur in Liga zwei stark

In England angekommen verbrachte Mitrovic nur zweieinhalb Jahre in Newcastle. Wirklich an kam er im Norden des Landes nie. Neun Tore in seiner ersten Premier-League-Saison waren solide, mehr jedoch auch nicht. Im Januar 2018 wechselte der Serbe auf Leihbasis zum Fulham FC. Bei den Cottagers schlug er direkt voll ein. Mit zwölf Toren in 17 Spielen schoss er die Mannschaft zum Aufstieg. Aufgrund dieser Leistung verpflichtete Fulham den Stürmer im Sommer 2018 für 24,7 Millionen Euro fest.

Zweitliga-Torjäger Mitrovic

(Photo by Naomi Baker/Getty Images)

Im folgenden Jahr sah es so aus, als könnte er zumindest seine Torjägerqualitäten auch in der Premier League gewinnbringend für die Mannschaft einsetzen. Elf Tore sind durchaus ordentlich, die Mannschaft stieg dennoch direkt wieder ab. 2019/20 zeigte Mitrovic wieder seine Qualität, 26 Treffer gelangen ihm in 40 Spielen. Erneut stand der Aufstieg am Ende der Saison. Unter Trainer Scott Parker (41) kam der Stürmer in der folgenden Premier League Saison überhaupt nicht zurecht, saß oft auf der Bank und traf nur dreimal. Da die Mannschaft erneut abstieg und Parker den Verein Richtung Bournemouth verließ, ist Mitrovic nun wieder gesetzt. Und er liefert: Nach 22 Spielen steht er bei ebenso vielen Toren, dazu kommen fünf Vorlagen.

Mit 64 Toren in 104 Spielen in der Championship ist Mitrovic zwar noch etwas von den besten Torjägern der Zweitligageschichte in England entfernt. Die Liste führt David Nugent (36) mit 121 Treffern an. Worin Mitrovic allerdings Spitze ist sind die 125 Minuten, die er im Schnitt für einen Treffer benötigt. Kein Spieler, der mindestens 30 Tore erzielt hat, kann hier mit dem Serben mithalten. Dazu trifft Mitrovic in der Nationalmannschaft wie er will. In 69 Spielen steht er bei 44 Toren.

Gründe für das Phänomen

Der offensichtlichste Grund, warum die Karrieren der beiden Stürmer so verlaufen sind, sind ihre physischen Voraussetzungen. Terodde ist 1,92 Meter, Mitrovic 1,89 Meter groß. Beide bringen selbst für ihre Größe viel Gewicht auf die Waage, vor allem Mitrovic wirkt nicht immer voll austrainiert. Dadurch ist es schwer, die beiden in ein konterlastiges System einzubauen, was Mannschaften, die gegen den Abstieg spielen, oft bevorzugen. Zwar gibt es noch Aspekte, die für einen solchen Stürmer in einer solchen Situation sprechen, zum Beispiel das Festmachen von langen Bällen, die Aufgaben verlagern sich aber zu sehr.

Dazu kommt ihr nicht gerade ausgeprägter Wille, gegen den Ball viel mitzuarbeiten. Dadurch fallen pressingintentive Systeme ebenfalls aus. Beide Spieler sind auch nicht gerade für ihr feines Füßchen bekannt, technisch gibt es nur wenige schwächere Spieler. Ihre ganz große Stärke ist das Spiel in der Box, der Instinkt, an der richtigen Stelle zu stehen, mit Wucht in die gegnerische Abwehrreihe zu preschen und den Ball zu verwandeln.

Früher konnten solche Spielertypen auch in der ersten Liga überleben, da das Spiel technisch weniger anspruchsvoll und viel langsamer war. Das geht heute nicht mehr. Daher wirken Spieler wie Terodde oder Mitrovic aus der Zeit gefallen und das Phänomen ist verhältnismäßig neu.

Lukas Heigl

Liebhaber des britischen Fußballs: Von Brighton über Reading und Wimbledon bis nach Inverness. Ist mehr für Spiele der dritten englischen Liga als für den Classico zu begeistern. Durch das Kommentatoren-Duo Galler/Menuge auch am französischen Fußball interessiert


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