DFB-Pokal: Das Finale – RB Leipzig mit zweitem Streich in Folge oder Glasners Abschiedgeschenk für die SGE?

3. Juni 2023 | Vorschau | BY Manuel Behlert

Am Samstagabend wird um 20 Uhr im Berliner Olympiastadion das Endspiel im DFB-Pokal angepfiffen. Eintracht Frankfurt und RB Leipzig stehen sich gegenüber, Geschichten rund um dieses Spiel gibt es einige. Es ist das letzte Spiel von Oliver Glasner als Cheftrainer der SGE, RB Leipzig könnte den Titel verteidigen. Als erste Mannschaft – abgesehen vom FC Bayern – seit Schalke 04 2002 und 2003. 

RB Leipzig: Gelingt die Titelverteidigung im DFB-Pokal?

Im vergangenen Jahr gewann RB Leipzig zum ersten Mal den DFB-Pokal. Für den Klub aus Sachsen war dies der bisherige Höhepunkt seit dem Aufstieg in die Bundesliga. Ein Jahr später könnte sich das schon wiederholen, die Favoritenrolle im Endspiel hat das Team von Trainer Marco Rose auf jeden Fall inne. Neun der letzten zehn Pflichtspiele haben die Leipziger für sich entscheiden können, unter anderem gegen den BVB und den FC Bayern. Auch der Weg durch den Pokal war bisher einem Triumphzug gleichzusetzen. 8:0 gegen Teutonia, 4:0 gegen den HSV, 3:1 gegen Hoffenheim, 2:0 gegen den BVB und 5:1 gegen Freiburg: Große Schwierigkeiten bis zum Ende eines Spiels hatte RB bisher nicht. Ein Endspiel ist aber immer etwas komplett anderes, hier hat ein Team umso mehr zu verlieren. 



Die Leistungskurve unter Marco Rose ist ohnehin eine positive. Bis auf wenige Phasen und vereinzelte Spiele hat RB Leipzig zur Konstanz gefunden. Es wird das herausgeholt, was im Kader steckt. Es gibt nur wenige Positionen, auf denen die Homogenität fehlt. Ein pfeilschneller Dribbler auf den Flügeln, der noch einmal einen Akzent in der Schlussphase setzen kann, als Zusatz zu Dominik Szoboszlai, Christopher Nkunku, Dani Olmo oder Emil Forsberg, die allesamt auch über Außen kommend kreative Akzente setzen, wäre sinnvoll. Doch das ist Zukunftsmusik, hier und jetzt zählt nur das Endspiel.

Dabei wird Stammtorhüter Peter Gulacsi weiterhin fehlen. Janis Blaswich hat ihn aber in den letzten Wochen und Monaten gut ersetzt, ist ein zuverlässiger Rückhalt. Und möglicherweise wird es auf ihn besonders ankommen, denn auch Josko Gvardiol, Leipzigs stabilster Verteidiger in dieser Saison, fehlt nach seiner unnötigen roten Karte im Halbfinale gegen den SC Freiburg. Mohamed Simakan und Willi Orban, die gemeinsam im Abwehrzentrum spielen werden, sind aber ebenfalls hochkarätige Innenverteidiger. Und ansonsten kann RB aus dem Vollen schöpfen. Konrad Laimer wird in seinem wohl letzten Spiel starten, davon kann ausgegangen werden. Und Timo Werner soll die SGE-Defensive mit seinem Tempo bearbeiten.

Ohnehin darf niemand von RB Leipzig erwarten, dass das Team eine taktische Revolution an den Tag legt, nur für dieses Endspiel. Zu gefestigt ist das System Rose, zu klar sind die Abläufe. Selbst ohne besagten Tempodribbler ist genügend Qualität vorhanden, um für Überraschungsmomente zu sorgen. Noch dazu sind die Standards eine Waffe, weil Szoboszlai ein sehr guter Schütze ist und Orban und Simakan über gute Qualitäten im Kopfballspiel verfügen. Der mögliche Erfolg des Tabellendritten der Bundesliga hängt maßgeblich von der Balance auf dem Feld ab, denn Konterchancen leichtfertig herzugeben, wäre keine gute Idee. Aber auch das wird Rose in der Vorbereitung angesprochen haben.

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Eintracht Frankfurt: Abschiedsgeschenk von und für Glasner?

Die Vorzeichen bei Eintracht Frankfurt sind vor dem Endspiel im DFB-Pokal ganz andere. Die Saison der Hessen veränderte sich im zweiten Abschnitt nicht zum Positiven, sondern es kehrte Unruhe ein. Diese Unruhe sorgte dafür, dass sich die Wege von Trainer Oliver Glasner und der SGE im Sommer trennen. Auch der ein oder andere Spieler wird den Klub verlassen. Dieses Endspiel ist auch eine Art Abschied von einigen Figuren auf und neben dem Platz, die die Eintracht entscheidend prägten. Und es könnte den dritten Titel binnen weniger Jahre zu feiern geben – nach dem DFB-Pokal 2018 und der Europa League 2022. 

Unterstützt von zahlreichen Fans will die SGE auch diesen Abend wieder zu einem ganz besonderen und magischen machen. Diese Unterstützung hat die Mannschaft in den letzten Jahren schon zu manch einem Erfolg getrieben. Und Spiele wie ein solches Endspiel liegen der Mannschaft. Genau wie Spiele gegen RB Leipzig, denn nur eines der letzten sieben Duelle mit den Hessen konnte RB für sich entscheiden. Fairerweise: Das war das letzte Aufeinandertreffen, zudem gab es in dieser Phase vier Remis. Aber trotzdem sind die Erinnerungen an die Duelle mit RB für die Hessen keine schlechten. 

Leipzig Frankfurt DFB-Pokal

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Die Generalprobe gegen Freiburg konnte die Glasner-Elf für sich entscheiden, ansonsten verliefen die letzten Wochen weitgehend frustrierend. Drei Pflichtspielsiege konnten die Hessen in neun Partien einfahren, in der Liga rutschte das Team im Laufe der Saison von einem Platz, der Hoffnungen auf die UEFA Champions League machte, zwischenzeitlich bis auf Rang neun ab. Die Veränderungen im Sommer könnten sich also als glückliche Fügung erweisen – oder aber den Weg nach vorne noch komplizierter machen. Wie auch für Gegner Leipzig gilt aber, dass dies erst einmal zweitrangig ist. 

Auch für Trainer Glasner. „Bis zum Schlusspfiff wird es keine Rolle spielen, dass es morgen meine letzte Partie ist. Ich bin absolut auf das Spiel fokussiert. Ich werde den morgigen Abend mit dieser tollen Atmosphäre genießen“, so der Österreicher. Und wenn es dem Team gemeinsam mit den Fans gelingt, eine solch besondere Atmosphäre nicht nur zu kreieren, sondern sich gegenseitig zu pushen, haben die Hessen zumindest realistische Chancen auf den dritten Titel in wenigen Jahren. Und das wäre mehr als nur besonders.

Prognose

Gemessen an der individuellen Qualität und der Form der letzten Wochen hat RB Leipzig in diesem DFB-Pokalendspiel einen Vorteil. Allerdings ist Eintracht Frankfurt genau der Gegner, der es schaffen kann, in einem Spiel über sich hinauszuwachsen. Die Chance auf eine Überraschung der SGE steht und fällt mit zwei Elementen: Einerseits muss Frankfurt es schaffen, dem Gegner das eigene Spiel mit vielen Zweikämpfen, schnellem Umschalten und einigen hohen Bällen aufzuzwingen, andererseits muss das Risikomanagement besonders im Fokus stehen. Zu viel Raum darf RB nämlich nicht offenbart werden. Glasner dürfte im Vergleich zu Rose auch eher derjenige sein, der speziell für dieses Spiel etwas anpasst. Ein packendes Spiel über 90 (und vielleicht mehr) Minuten darf erwartet werden. Wer mehr Fehler erzwingt respektive die Angebote des Gegners annimmt, wird gewinnen. 

Mögliche Aufstellungen

RB Leipzig: Blaswich, Henrichs (Klostermann), Simakan, Orban, Raum, Laimer, Haidara, Szoboszlai, Olmo, Nkunku, Werner 

Eintracht Frankfurt: Trapp, Tuta, Hasebe, Ndicka, Ebimbe, Sow, Rode, Max (Knauff), Götze, Lindström, Kolo Muani 

(Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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