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RB Leipzig verteidigt den DFB-Pokal: Rode-Wechsel und isolierter Kolo Muani als Schlüsselfaktoren

4. Juni 2023 | Spotlight | BY Lea Selin Thomas

RB Leipzig setzte sich im Finale des DFB-Pokals mit 2:0 gegen Eintracht Frankfurt durch und ist damit zum zweiten Mal in Folge deutscher Pokalsieger. Ein später Doppelschlag führte zum Sieg der Bullen, denen es zuvor lange an offensiver Durchschlagskraft mangelte – ebenso wie den Frankfurtern.

Duell der Defensivreihen: Stark angefangen, stark nachgelassen

Das Finale zwischen Titelverteidiger RB Leipzig und Eintracht Frankfurt startete lebhaft und ohne Abtastphase. Gerade zu Beginn kam es auf beiden Seiten zu guten Chancen, etwa durch Timo Werner (4.) oder Evan N’Dicka (7.). In der 16. Minute traf Kolo Muani das Außennetz. Von der anfänglichen Energie und Spielfreude war jedoch nach und nach immer weniger zu spüren, woraufhin das Match folgerichtig abflachte.

Den Leipzigern fehlten die kreativen Lösungen, um ins gegnerische Drittel einzudringen, weshalb sie trotz munteren (und verzweifelten) Anlaufens immer wieder an Frankfurts sicher stehender Defensive hängenblieben. Derweil erarbeiteten sich die Adler mit giftigem Pressing regelmäßige Ballgewinne, die dann aber wiederum von der Leipziger Abwehrreihe sauber verteidigt wurden.

Kein Wunder also, dass die anwesenden 74.000 Zuschauer im Berliner Olympiastadion kaum nennenswerte Torchancen zu sehen bekamen – abgesehen von der ersten Viertelstunde des Spiels. Beide Teams ließen im ersten Durchgang die Kreativität vermissen, ebenso fehlte sowohl Leipzig als auch Frankfurt das nötige Durchsetzungsvermögen in der Offensive. Es war kein offen geführtes Endspiel, die Risikobereitschaft fehlte, weil der jeweilige Gegner dafür bekannt war, schnell umschalten zu können. Das Remis zur Pause war dementsprechend leistungsgerecht.

 



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Später Befreiungsschlag: Nkunku erlöst Leipzig

Nach der mageren ersten Hälfte kamen die Hessen zunächst in besserer Verfassung aus der Kabine, taten sich aber weiterhin äußerst schwer damit, zwingende Chancen zu kreieren – genau wie die Gegner aus Leipzig. Die Partie blieb festgefahren, beide Mannschaften zeigten starke Defensivleistungen, präsentierten sich dafür jedoch nach vorne umso ideenloser. Das fehlende Tempo trug auch nicht gerade dazu bei, dass mehr Bewegung ins Spiel kam.

Randal Kolo Muani, Frankfurts Schlüsselspieler, wich wie gewohnt häufig auf die Außenbahn aus, dort fehlte es ihm aber an Unterstützung. Schnelle Doppelpässe mit Philipp Max, der auf der linken Seite spielte oder mit Mario Götze, der im Kreativzentrum agierte, gab es nur selten. Einmal gelang es, die RB-Abwehr auszuhebeln, nach Pass von Götze – doch Kolo Muani wollte den mitgelaufenen Kamada bedienen, der Querpass blieb in der vielbeinigen Abwehr hängen und die Chance verpuffte. Das war sinnbildlich für den Offensivauftritt der Hessen.

DFB-Pokal Leipzig Frankfurt

(Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Einen ausgeklügelten Matchplan ließen beide Teams nicht erkennen, das Geschehen wirkte mehr wie ein gegenseitiges Taktieren und Abwarten, inklusive verbissener Zweikämpfe im Zentrum. Offensiv war weiterhin tote Hose angesagt, bei den wenigen angebotenen Versuchen mangelte es eindeutig an Präzision. Wenn es mal ein Durchkommen für eine der beiden Mannschaften gab, agierten die Akteure zu hektisch und verspielten damit jegliche Torgefahr.

Der erste Treffer für Leipzig fiel nach siebzig Minuten aus dem buchstäblichen Nichts. Tatsächlich hatten die Sachsen mehr Glück als Verstand in dieser Szene, denn das Tor durch Christopher Nkunku aus 15 Metern war ein ganz krummes Ding, das zudem auch noch mehrfach abgefälscht wurde.

Einen Grund für den Treffer gab es aber auch: Nur wenige Augenblicke zuvor wurde Sebastian Rode ausgewechselt. Gezwungenermaßen. Er war der Stabilisator bei den Hessen vor der Abwehr und dirigierte mit Djibril Sow das Mittelfeldzentrum. Jesper Lindström wurde eingewechselt, die Hessen suchten ihre neue Grundordnung mit Daichi Kamada eine Position tiefer als vorher und offenbarten just in diesem Angriff, der zum Tor für RB führte, größere Abstände und Lücken im Maschinenraum vor der Dreierkette. Erst dadurch erspielte sich Leipzig die Gelegenheit, erst dadurch kam Nkunku am Ende zum Abschluss. Die überraschende Führung verlieh den Leipzigern Auftrieb – die Rose-Elf gab nun den Ton an und spielte fortan praktisch alleine, während der Eintracht das Spiel zu entgleiten drohte.

Den Adlern gelang es in der Folge kaum, noch einmal in eine druckvolle Phase zu kommen, da die Gegner geduldig das Spiel kontrollierten. Zur Schlussphase hatte sich das Geschehen beinahe ausschließlich in die Frankfurter Hälfte verlagert und Leipzig nutzte den Platz im Zentrum, um auf 2:0 zu erhöhen. Diesmal war es kein Glückstreffer – Torschütze Dominik Szoboszlai schweißte den Rechtsschuss mit maximaler Präzision ins linke untere Eck. Die Hessen hatten nach einer langen Saison keine Ideen und keine Kraft mehr, um im Schlussspurt noch etwas entgegenzusetzen.

Schlussendlich war es Nkunkus Billard-Tor, das für die Vorentscheidung sorgte – die unerwartete Führung der Leipziger schockte die Adler, deren Defensive nun zunehmend löchriger wurde. Die Bullen hingegen nutzen den Aufwind und die sich bietenden Gelegenheiten, um den Sack zuzumachen. Der 2:0-Sieg für die Leipziger und der damit verbundene Gewinn des DFB-Pokals war demnach glücklich, aber nicht völlig unverdient.

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)

Lea Selin Thomas

Lebt die Rivalität zwischen den Mailänder Klubs und trägt die rot-schwarzen Farben. Bedauert sehr, dass sie die sportliche Blütezeit der Rossoneri um ein paar Jahre verpasst hat.


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