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Geht der „Gladbach-Fluch“ für den FC Bayern weiter? Das Streitgespräch

17. Februar 2023 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Wenn der FC Bayern am Samstagnachmittag bei Borussia Mönchengladbach antritt, dann spielen zwei Mannschaften gegeneinander, die aktuell nur wenig gemeinsam haben. Der Rekordmeister steht an der Spitze, die Fohlen haben Probleme und verloren zuletzt deutlich mit 1:4 bei Hertha BSC. 

Und dennoch gibt es für die Gladbacher einen Hoffnungsschimmer. Denn gegen den FC Bayern sah das Team in den letzten Jahren erstaunlich oft gut aus, entführte auch im Hinspiel einen Zähler aus der Allianz Arena und das fast ohne eigene Torchance. Spiele gegen die Borussia scheinen aus Sicht des deutschen Rekordmeisters zuweilen verflucht zu sein.

 



FC Bayern will den Gladbach-Fluch loswerden

Borussia Mönchengladbach gegen den FC Bayern ist seit jeher ein Traditionsduell in der Bundesliga. In den letzten Jahren ging der Rekordmeister oft als Favorit in dieses Duell, musste aber ebenfalls relativ häufig mit gesenktem Kopf das Stadion verlassen. Das 1:1 im Hinspiel, trotz vieler Chancen des amtierenden Titelträgers, war sinnbildlich. In der Vorsaison gab es in Mönchengladbach zum Saisonauftakt gleichermaßen ein 1:1-Remis, im Pokal ein 5:0 für die Fohlen und zum Rückrundenstart ein 2:1 für Gladbach gegen einen corona-gebeutelten Klub von der Säbener Straße.

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2020/21 drehte die Elf vom Niederrhein einen 0:2-Rückstand noch in einen Heimsieg um, 2019/20 triumphierte die Borussia zuhause ebenfalls, damals mit 2:1. Und 2018/19? Da gab es keinen Heimsieg, dafür ein 3:0 beim FC Bayern. Mitunter hatte es den Anschein, als würden die Gladbacher nur darauf warten, gegen den großen Favoriten zu spielen, um diesem eines auszuwischen – selbst bei schlechten Vorzeichen bei den Fohlen. Nach lediglich einem Punkt aus den Spielen gegen Schalke 04 und Hertha BSC sind diese erneut wenig vielversprechend. Doch da war ja etwas…

Der Rekordmeister als willkommene Abwechslung

Es gab wahrlich schon bessere Voraussetzungen, unter denen Borussia Mönchengladbach den Rekordmeister empfangen hat. Wieso sollte eine Mannschaft, die gegen die beiden Abstiegskandidaten Hertha BSC (1:4) und Schalke 04 (0:0) nur einen Punkt geholt und teilweise erschreckend harmlos geblieben ist nun ausgerechnet gegen den großen FC Bayern gewinnen? Auch wenn das im ersten Moment überraschen mag, gibt es zahlreiche Gründe, die für einen Sieg der Borussia sprechen. Zuerst wären da natürlich die traditionell guten Leistungen zu nennen, die die Fohlen Jahr für Jahr gegen die Bayern auf den Platz bringen. Sie sind die einzige Mannschaft, gegen die der Rekordmeister eine Siegquote von unter 50 Prozent zu beklagen hat und zudem verlor die Borussia keines der letzten vier Heimspiele gegen die Münchner.

Hinzu kommt, dass sich die Mannschaft von Daniel Farke in der aktuellen Spielzeit häufig dann stark präsentiert hat, wenn der Gegner ein Angriffspressing praktizierte. In den beiden Heimsiegen gegen RB Leipzig (3:0) und Borussia Dortmund (4:2) konnte sich die Fohlenelf immer wieder aus Pressingsituationen lösen und den Raum hinter der gegnerischen Abwehrkette bespielen. Ein Grund dafür ist, dass Farke viel Personal im Spielaufbau involviert, wodurch es gegen kompakt verteidigende Gegner, wie eben Hertha oder Schalke, oftmals an personeller Durchschlagskraft im letzten Drittel mangelt. Das aggressive und hohe Anlaufen der Bayern sollte Gladbach also in die Karten spielen. Und was würde besser zur laufenden Saison der Borussia passen, als in einer solchen Situation einen Heimsieg gegen den FC Bayern zu feiern?

Kilian Thullen 

Der Mönchengladbacher Punktegarant der letzten Jahre steht nun zwischen den Bayern-Pfosten

Der Borussia-Park ist für gewöhnlich ein schlechtes Pflaster für den erfolgsverwöhnten FC Bayern München. Doch auch wenn der wettbewerbsübergreifend letzte Sieg des deutschen Rekordmeisters bei der Mönchengladbacher Borussia schon fast vier Jahre zurückliegt – ein 5:1-Erfolg am 02. März 2019 – sind die Männer um Trainer Julian Nagelsmann nun an der Reihe. Zu desolat präsentiert sich die Fohlenelf seit dem Re-Start. In diesem Zeitraum ist nur ein Sieg in fünf Bundesligapartien für den aktuellen Tabellenzehnten notiert. Dass diese Bilanz selbstredend nicht den ambitionierten Ansprüchen des Klubs vom Niederrhein genügt, wird dadurch untermauert, dass diese erschreckende Statistik – drei Niederlagen und insgesamt neun Gegentreffer – gegen Abstiegskandidaten wie den FC Schalke 04, Hertha BSC und den FC Augsburg zustande kommt. Mit ihren bislang erzielten 35 Toren liegt die Mannschaft von Chefcoach Daniel Farke zudem deutlich über ihrem xG-Wert (30.23). Diese Rechnung spricht zum einen für eine gewisse Effizienz, zugleich aber auch für zu wenig Durchschlagskraft im vordersten Drittel.

Konträr zur Entwicklung der Gladbacher hat sich der Branchenprimus des deutschen Fußballs, nach einer kleinen Ergebniskrise zu Beginn des Jahres, durch Siege gegen den VfL Wolfsburg (4:2) und den VfL Bochum (3:0) wieder konsolidiert, respektive stabilisiert. Für die Münchner wird es beim Gastspiel in Nordrhein-Westfalen darum gehen, ihre gefürchtete Angriffswucht über die flinken Außenpositionen progressiv in gefährliche Aktionen umzumünzen. Zudem steht ein, vielleicht sogar DER entscheidende(r) Faktor der vergangenen Bayern-Misserfolge bei den Fohlen – namentlich Yann Sommer – seit Kurzem zwischen den Pfosten des Vereins aus der bayerischen Landeshauptstadt. Diesmal wird der Schweizer Torhüter keine unhaltbaren Bälle für die Borussia von der Linie kratzen. Der Bundesliga-Spitzenreiter wird das Spiel gewinnen.

Steven Busch

(Photo by KERSTIN JOENSSON/AFP via Getty Images)


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