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Rettet Vereinsikone Pal Dardai das Bundesliga-Schlusslicht Hertha BSC vor dem Abstieg? Das Streitgespräch

21. April 2023 | Trending | BY 90PLUS Redaktion

Mit der Hypothek als Tabellenschlusslicht der Fußball-Bundesliga geht Hertha BSC in die entscheidende Saisonphase. Nach der 2:5-Schmach am vergangenen Wochenende beim FC Schalke 04 zogen die Verantwortlichen des Klubs die Reißleine und beurlaubten Trainer Sandro Schwarz. Die Mission „Klassenerhalt“ wurde erneut der Vereinslegende Pal Dardai anvertraut. Schafft der ungarische Coach die Rettung der „alten Dame“?

The same procedure as every year, Hertha BSC!

Nachdem der Bundesliga-Klassenerhalt in der Saison 2021/22 für Hertha BSC erst nach zwei denkbar knappen Relegationspartien gegen den Hamburger SV (0:1/ 2:0) zu verzeichnen war, sollte unter dem neuen Trainer Sandro Schwarz in der Spielzeit 2022/23 alles besser werden. Die Zeichen standen auf Aufbruchstimmung rund ums Olympiastadion. Sechs Begegnungen sind mittlerweile noch zu absolvieren und es heißt bei der „alten Dame“: „The same procedure as every year, Hertha BSC!“

 



Infolge einer indiskutablen Darbietung beim 2:5 auf Schalke sind die Hauptstädter auf den letzten Tabellenrang abgerutscht und haben zugleich den branchenüblichen personellen Reflex getätigt, indem man Chefcoach Schwarz beurlaubte. Wie so häufig in den vergangenen Jahren heißt der letzte Strohhalm der Berliner Hoffnungen im Abstiegskampf: Pal Dardai! Die ungarische Vereinsikone an der Seitenlinie soll die komplett verunsicherte Mannschaft zur Mission „Klassenerhalt“ führen – mit Erfolg?

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Auch Pal Dardai kann den Gang in Liga 2 für Hertha BSC zwei nicht verhindern!

„Aller guten Dinge sind drei“, besagt ein Sprichwort. Wenn diese Redewendung ihre Botschaft erfüllt, dann müsste Hertha BSC den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga erfolgreich bewältigen. Dardai wurde nun zum bereits dritten Mal als Trainer des Hauptstadtklubs installiert. Doch in diesem Fall wird der vermeintlich letzte Rettungsanker nicht greifen. Das liegt jedoch weniger an den (Motivations-)Fähigkeiten des 47-jährigen Übungsleiters als vielmehr an den latenten sportlichen Unzulänglichkeiten des kickenden Personals.

Lediglich acht Zähler stehen in der Rückrunde bislang für die Hertha zu Buche – Schlusslicht, gemeinsam mit dem VfB Stuttgart. Mit 33 erzielten Treffern befindet sich das Team zudem auf dem 16. Rang im Liga-Vergleich. Noch ernüchternder wird die Bilanz, da der teaminterne Top-Torjäger Dodi Lukebakio (10 Saisontore) in der Rückserie erst dreimal genetzt hat sowie seit fünf Partien gänzlich auf ein Erfolgserlebnis wartet. Überdies beschäftigt sich der belgische Nationalspieler aktuell mehr mit seiner persönlichen Zukunft – ein Wechsel steht im Raum – als mit der Genauigkeit seiner Abschlüsse.

Interessanter Fakt zur Defensivabteilung der „alten Dame“: Laut „Expected goals against“ (kurz xGA) müssten die Berliner 8,52 Gegentreffer weniger kassiert haben: Pech oder fehlende individuelle Klasse? Aufgrund der erwähnten Melange aus fehlender Effizienz, Kreativität (mit 7,3 wenigste Key-Passes pro 90 Minuten aller Erstligisten) und defensiver Anfälligkeit (55 Gegentore, zweitschlechtester Wert nach dem VfL Bochum) kann auch die hoffnungsvolle Personalie Dardai die Probleme nicht übertünchen und in der Konsequenz geht Hertha BSC am Ende der Saison 2022/23 den schweren Gang in die Zweitklassigkeit.

Steven Busch

Pal Dardai ist unabsteigbar!

Das Spiel von Pal Dardai lebt nicht von Statistiken und schon gar nicht von xGoals. Dardai setzt auf traditionelle Fußballtugenden und wird den Abstieg damit auch diese Saison verhindern. Er ist genau der richtige Coach, der die Mannschaft auf den Boden der Tatsachen zurückholt, bevor es zu spät ist. Hertha wirkte unter Schwarz nicht bereit für den Abstiegskampf und überfordert mit intensiven kampfbetonten Spielen. So verloren sie die letzten drei Duelle gegen Teams auf Abstiegsplätzen, ohne den nötigen „Fight“ anzunehmen. Unter Dardai ist so etwas nicht vorstellbar. Wenn Spieler seinen „ehrlichen Fußball“ nicht annehmen, scheut er sich nicht davor durchzugreifen und die ein oder andere Diva aus dem Hertha-Kader auszusortieren. Denn was Spielermaterial bei der Alten Dame angeht, kennt sich niemand so gut aus wie er!



Mit Dardai konnten die Berliner einen Trainer zurückgewinnen, der den Verein mit all seinen Facetten genauestens kennt. Er hat den stressigen Alltag bei der Hertha schon lange hautnah miterlebt und wird unabhängig von jeglichem Chaos auf der Führungsetage seiner Mission nachgehen. Außerdem weiß er durch seine vergangene Rolle als Jugendtrainer und Koordinator bestens, welche Potenziale der Hertha-Nachwuchs noch zu bieten hat. Seine pure Leidenschaft und Hertha-Erfahrung sind die perfekten Mittel gegen den Abstieg. Auch weil es für Dardai nicht mehr darum geht, sich taktisch selbst zu verwirklichen, wie es sein Vorgänger so vehement wie erfolglos versuchte, sondern einfach nur darum, seinen Herzensverein in mindestens sechs Spielen zu retten.

Bei seiner letzten letzte Rettungsaktion vor zwei Jahren stellte Dardai zudem eine Stärke in Spielen gegen direkte Konkurrenten unter Beweis, die Hertha auch in dieser Saison retten wird. Im Frühjahr 2021 verlor Dardai nur eins der letzten sechs Saisonspiele und punktete gegen vier direkte Konkurrenten im Abstiegskampf. Passend zu diesem Talent von Dardai trifft Hertha in den verbleibenden sechs Spielen noch auf vier Teams, die aktuell in der unteren Tabellenhälfte stehen. Hier wird er die nötigen Punkte holen, um den Abstieg wieder einmal abzuwenden.

Jannis Sünnemann

(Photo by Boris Streubel/Getty Images)


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