Nach Walter-Entlassung: Sechs Trainer-Kandidaten für den HSV

12. Februar 2024 | News | BY Antonio Riether

Der Hamburger SV hat sich von Tim Walter getrennt. Welcher freie Trainer übernimmt nun den Zweitligisten bei dessen Aufstiegsmission? Sechs Kandidaten.

Hamburger SV: Welcher Trainer folgt auf Tim Walter?

Seit mehr als fünf Jahren läuft das Projekt Wiederaufstieg beim Hamburger SV. Der ehemalige Bundesliga-Dino scheiterte in den ersten drei Jahren nach dem erstmaligen Bundesliga-Abstieg 2018 jeweils als Tabellenvierter am Aufstieg, die letzten beiden Spielzeiten endete die Saison mit einer verpatzten Relegation. Nun entließ der HSV als Tabellendritter Trainer Tim Walter, der seit Sommer 2021 sein Amt innehielt. Nun beschäftigt die Fans vor allem eine Frage: Wer folgt auf den impulsiven Übungsleiter?

Die Hamburger sind auf der Suche nach einem Coach, der die lückenhafte Defensive in Griff bekommt und die Mannschaft stabilisiert. Gleichzeitig sind die Norddeutschen aber auf einen Trainer aus, der das Publikum mit inspiriertem Offensivspiel begeistert. Immerhin spielt der HSV stets oben mit, auch wenn es bislang nicht zum großen Sprung, sprich der Rückkehr ins Oberhaus, gereicht hat. Da sich der Traditionsklub als Tabellendritter mit zwei Punkten Rückstand auf den zweiten direkten Aufstiegsplatz noch in einer aussichtsreichen Position befindet, wird nun nach einem passenden Nachfolger für Walter gesucht, der den Aufstieg realisieren soll.

Steffen Baumgart

Der langjährige Trainer des 1. FC Köln wurde erst zum Jahresende nach anhaltender Erfolgslosigkeit entlassen, obwohl er den Verein in den letzten Jahren nach Europa führte. Der 52-Jährige wäre ein Coach der harten Sorte, bei ihm stehen vor allem Laufarbeit und Kampf oben auf der Liste. Dass er in die Bundesliga aufsteigen kann, stellte er bereits in der Saison 2018/19 unter Beweis, als er den SC Paderborn von der 3. Liga direkt ins Oberhaus führte. Der Pressing-Experte soll einem Bericht der Bild zufolge vor der Verpflichtung von Tim Walter bereits in Kontakt mit HSV-Sportdirektor Jonas Boldt gestanden haben.

Urs Fischer

Der Schweizer stand jahrelang für kontinuierlichen Erfolg beim 1. FC Union Berlin, den er nach nur einem Jahr in der 2. Bundesliga direkt in die Beletage des deutschen Fußballs führte. Fischer setzte bei Union auf taktische Disziplin und machte die Köpenicker mit einem ausgeklügelten Spielsystem zur Umschalt-Maschine, die sich bis zum letzten Sommer sukzessive steigerte und für die Champions League qualifizierte. Mit Blick auf die jüngsten Erfolge des 57-Jährigen stellt sich jedoch die Frage, ob er sich den anstrengenden Job beim Zweitligisten überhaupt vorstellen könnte. Außerdem wäre Fischer, der erst seit November keinen Verein mehr hat, wohl etwas zu teuer für Hamburg.

Urs Fischer (l.) und Steffen Baumgart (r.). (Photo by KAY NIETFELD/POOL/AFP via Getty Images)

Urs Fischer (l.) und Steffen Baumgart (r.). (Photo by KAY NIETFELD/POOL/AFP via Getty Images)

André Breitenreiter

Bei seiner letzten Station bei der TSG Hoffenheim lief es überhaupt nicht für André Breitenreiter, so verlor der Niedersachse die Hälfte seiner Pflichtspiele bei den Kraichgauern und ist seit Februar 2023 ohne Job. Zuvor bewies der 50-Jährige bei seinem Engagement in der Schweiz jedoch, dass er eine Mannschaft zum Titel führen kann. Mit dem FC Zürich holte Breitenreiter die lang ersehnte Meisterschaft. Von 1994 bis 1998 spielte er als Profi für den HSV in der Bundesliga und lief dabei 89-mal für die Rothosen auf. Für die derzeitige Situation des Vereins wäre er aufgrund seiner Aufstiegs-Erfahrung wohl keine schlechte Besetzung. Mit dem SC Paderborn schaffte er 2014 den Aufstieg in die Bundesliga, 2017 gelang ihm dies auch mit Hannover 96.

Stefan Kuntz

Der sympathische Saarländer war lange Jahre als U21-Trainer des DFB bekannt und führte sein Nachwuchsteam dreimal in Folge ins Finale der Europameisterschaft, die er insgesamt zweimal gewann. Bei seinem letzten Job als türkischer Nationaltrainer wurde er nach zwei Jahren und der verpassten WM-Qualifikation vor die Tür gesetzt. In Deutschland erfreut sich Kuntz jedoch hoher Beliebtheit, der ehemalige Stürmer gilt als Menschenfänger und könnte wohl für Euphorie in Hamburg sorgen. Für den anstrengenden Job beim HSV wäre aber wohl ein Trainer mit mehr Erfahrung im Vereinsfußball gefragt. Als Cheftrainer war Kuntz zuletzt bis Ende 2003 bei LR Ahlen als Klubtrainer tätig.

Friedhelm Funkel

Der inzwischen 70-jährige Friedhelm Funkel ist nicht nur ein typischer „Feuerwehrmann“, sondern auch ein echter Aufstiegsexperte. Funkel hält mit sechs Bundesliga-Aufstiegen als Cheftrainer den Rekord, nachdem er 2018 mit Düsseldorf die Zweitliga-Meisterschaft holte. Vorher gelang ihm das Kunststück Aufstieg schon mit Eintracht Frankfurt, dem 1. FC Köln, dem MSV Duisburg sowie zweimal mit Bayer Uerdingen. Funkels Fußball steht jedoch weniger für Spektakel als für Spielkontrolle und Sicherheit. Ob ausgerechnet ein Coach, der bereits in der Vergangenheit seinen Rücktritt vom Trainergeschäft verkündet hatte, dem HSV in der aktuellen Situation hilft, ist fraglich. Alleridngs deutete Funkel kürzlich an, fit zu sein und für eine Herausforderung bereitzustehen.

Aufstiegs-Experte Friedhelm Funkel trainierte bis Juni 2021 den 1. FC Köln. Es blieb seine letzte Station. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Aufstiegs-Experte Friedhelm Funkel trainierte bis Juni 2021 den 1. FC Köln. Es blieb seine letzte Station. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Felix Magath

Einer, der immer genannt werden muss, wenn es um den Hamburger SV geht, ist Trainerlegende Felix Magath. Der 70-Jährige spielte zehn Jahre lang für den HSV und wurde mit dem Klub zweimal Europapokalsieger und dreimal Meister. Zwischen 1995 und 1997 war er bereits Cheftrainer bei seinem Ex-Klub, seitdem war er in mehreren Funktionen in Deutschland, China oder England tätig. Im Mai 2022 stand er zuletzt an der Seitenlinie, als er Hertha BSC kurz vor Saisonende übernahm und vor dem Abstieg bewahrte. Im Rahmen der Vorstellung seiner Biografie „Gegensätzliches“ wurde er kürzlich vom Hamburger Abendblatt im Bezug auf seine Zukunft zitiert. „Ich traue mir den Trainerjob beim HSV zu“, sagte der Aschaffenburger. „Ich war der Meinung, der deutschen Nationalmannschaft helfen zu können, und darum glaube ich, auch dem HSV helfen zu können“, fügte Magath hinzu. Ob Sportdirektor Jonas Boldt auch an den Vertreter der Alten Schule denkt, ist angesichts der vielen Kandidaten jedoch weniger wahrscheinlich.

 (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)


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