Kimmich-Verlängerung beim FC Bayern: Das spricht dafür und das dagegen
21. Januar 2024 | Spotlight | BY Manuel Behlert
Die Verantwortlichen des FC Bayern haben dieser Tage, vor allem aber in den nächsten Wochen und Monaten viel zu tun. Gleich mehrere Personalien sind zu klären, intern wie extern. Ein Name, der viel diskutiert wird, ist der von Joshua Kimmich. Denn sein Vertrag endet 2025 und bisher deutet sich keine schnelle Verlängerung an.
Viele Aspekte sind dabei zu beachten. Es ist der große Vertrag, den ein Spieler vor dem 30. Lebensjahr unterschreibt, der jetzt beim Mittelfeldspieler ansteht. Das kann automatisch zu Gedanken führen, noch einmal eine neue Herausforderung anzunehmen. Hinzu kommt, dass die letzten Monate für den 28-Jährigen in München nicht ganz einfach waren. Doch was spricht für und was gegen eine Verlängerung?
Kimmich: Ein zentraler Mann beim Bayern-Umbau?
Es ist kein Geheimnis, dass sich beim FC Bayern in den nächsten Transferperioden einiges ändern wird. In den letzten Wochen und Monaten berichteten mehrere Medien, dass unter dem neuen Sportdirektor Christoph Freund quasi jeder Spieler unter Beobachtung steht. Einige Akteure stagnierten zuletzt über einen längeren Zeitraum, der Kader ist nicht vollends homogen zusammengestellt. Bayern ist offen für Angebote für einige Spieler im Kader, was im Endeffekt je nach Analyse-Ergebnis zu maßgeblichen Veränderungen führen kann. Theoretisch könnte auch Joshua Kimmich davon betroffen sein, weil er sich zuletzt in der ein oder anderen Phase anfällig für Fehler zeigte, seinen eigenen Anspruch nicht immer auf den Platz bringen konnte.
Aber: Auch Kimmich ist ein Spieler, der zuweilen unter der aktuellen Kaderstruktur „leitet“. Er ist der Mittelfeldspieler, der für den Aufbau zuständig ist, gleichzeitig aber auch im offensiven Drittel mit seinen Chipbällen Gefahr erzeugen kann. Der ideale Partner existiert nicht. Spielt Kimmich diszipliniert auf der 6, geht der Offensive mitunter ein wichtiges Element verloren. Spielt er offensiver, ist wiederum die Balance ein Thema. Es entsteht nicht selten das Gefühl, Kimmich wolle mehrere Ebenen des Spiels gleichzeitig beleben, weil er das Gefühl hat, dass er das muss. Und ein Funken Wahrheit liegt darin definitiv.
Kimmich hat sicherlich Fehler gemacht, ließ sich mitunter beim Pressing zu sehr viel Risiko hinreißen, kassierte dabei unter anderem gegen Darmstadt eine rote Karte. Aber gemessen an den Fähigkeiten und dem Qualitätsspektrum ist der 28-Jährige der beste Spieler, den Bayern im Mittelfeldzentrum zur Verfügung hat. Wenn sich also die Frage stellt, inwiefern diese Position optimiert werden kann, dann sollte Unterstützung für den Nationalspieler im Mittelpunkt stehen. Es ist sehr gut vorstellbar, dass das „neue“ Mittelfeld um ihn herum aufgebaut wird – und man ihm das in den Gesprächen, die bald folgen, auch so kommuniziert.
Das spricht für eine Kimmich-Verlängerung beim FC Bayern
Der FC Bayern München würde den Vertrag mit dem Mittelfeldspieler gerne verlängern und auch für Kimmich selbst ist der Rekordmeister der Ansprechpartner Nummer eins. Das ist zunächst einmal eine sehr gute Grundvoraussetzung für beide Partien. Und noch ist Zeit, diese Frage bis zum Sommer zu klären, ehe es etwas unruhiger wird. Derzeit hat der Nationalspieler auch keinen Berater, der letzte Vertrag wurde vom Mittelfeldspieler selbst ausgehandelt. Das sorgt generell erst einmal für etwas mehr Ruhe, weil niemand im Hintergrund den Markt für den Spieler sondiert. Heißt: Erst wenn Kimmich selbst den Entschluss fasst, sich andere Angebote anzuhören, wird es interessant. Es gab zwar Ende 2023 Gerüchte, der Spieler suche nach einem Berater, aber etwas Handfestes entstand daraus nicht.
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Ein weiterer Punkt ist der finanzielle Aspekt. Schon jetzt gehört Kimmich zu den Topverdienern im Kader. Und auch wenn Bayern die Gehaltsstruktur im Auge behält und nicht jeden Spieler in die oberste Gehaltsriege aufsteigen lässt, wäre ein Entschluss pro Kimmich auch ein Bekenntnis, ihn entsprechend zu entlohnen. Und Bayern zahlt auch im europäischen Vergleich absolute Topgehälter. Außerdem spielt der 28-Jährige bei einem Klub, der quasi eine eingebaute Titelgarantie mitbringt, immer wieder in der Königsklasse die Möglichkeit hat, zumindest mal das Halbfinale zu erreichen. Noch dazu versprüht die Bundesliga einen Reiz, die Stadien sind voll, die Liga ist weitgehend gesund, wenn auch nicht die beste der Welt.
Zudem könnte auch die langfristige Planung des FCB einen Einfluss abnehmen. Diese wurde in den letzten Wochen und Monaten nicht selten kritisiert. Die Entlassungen von Kahn und Salihamidzic, das verpatzte Transferfenster im Sommer, das im Winter gar nicht zu reparieren ist, alle das spielte eine Rolle. Nach der Installation von Christoph Freund sind aber schon erste Verbesserungen erkennbar. Perspektivspieler werden an Land gezogen, die Leihspielerbetreuung wird revolutioniert, es dringt deutlich weniger nach außen. Wenn sich diese Entwicklung auch mit Max Eberl, der bald als Sportvorstand bestätigt werden soll, fortsetzt, kann das auch ein Signal an die Spieler sein.
Was nicht vergessen werden sollte, ist die familiäre Komponente. Die gesamte Familie fühlt sich in München wohl, wohnt dort seit geraumer Zeit. Heimatbesuche sind schnell und unproblematisch möglich. Gerade kürzlich wurde das vierte Kind geboren. Ein Vereinswechsel und ein Umzug, gerade weil ein Wechsel weg vom FCB für den Spieler automatisch einen Wechsel in das Ausland bedeuten würde, ist immer auch mit dieser Ebene verbunden.
Das spricht gegen eine Kimmich-Verlängerung beim FC Bayern
Man könnte meinen, dass noch viel Zeit vorhanden ist, um den Vertrag zu verlängern, wenn noch rund eineinhalb Jahre Restlaufzeit herrschen. Doch viele Klubs wollen die Zukunft der wichtigen Spieler vor dem letzten Vertragsjahr geklärt haben. Und ein klares Bekenntnis seitens Kimmich gab es noch nicht, zudem laufen derzeit keine intensiven Gespräche. Es muss also erst einmal eine Basis aufgebaut werden, Die Zeit, sich mit einem anderen Thema als dem FC Bayern zu beschäftigen, hatte der 28-Jährige allemal.
Kimmich sprach zwar in der jüngeren Vergangenheit nicht darüber, aber auf viele Spieler übt ein Wechsel in ein anderes Land noch einmal einen großen Reiz aus. Auch der Nationalspieler, der mit Bayern quasi jeden denkbaren Titel eingefahren hat, könnte offen für eine neue Erfahrung sein, wenn die Rahmenbedingungen passen. Gerade das internationale Renommee könnte noch einmal steigen, wenn man bei einem Topklub in der Premier League spielt und von der enormen Strahlkraft auf dem Fußballmarkt profitiert. Sich jede Woche mit den besten der besten Spielern zu messen und sich persönlich noch einmal einer neuen Challenge auszusetzen ist nicht selten der Grund für einen Wechsel im besten Alter, siehe David Alaba vor wenigen Jahren.
Die perspektivische Planung und Ausrichtung des Klubs wurde schon angesprochen, diese kann natürlich sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht Auswirkungen haben. Und nicht zuletzt geht es auch um die Wertschätzung für den Spieler, intern wie nach außen hin. Eine Charme-Offensive der Verantwortlichen schadet sicher nicht, wenn sich Joshua Kimmich langfristig an den Rekordmeister binden soll.
(Photo by KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP via Getty Images)
Manuel Behlert
Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.