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Mainz 05: Dank Doppelbelastung der Konkurrenz zur Überraschung? Das Streitgespräch

9. September 2022 | Spotlight | BY 90PLUS Redaktion

Der FSV Mainz 05 startete gut in die neue Saison. Das Team von Trainer Bo Svensson liegt völlig im Plan und während Teams wie der SC Freiburg, der FC Union oder Eintracht Frankfurt im Europapokal antreten, kann sich Mainz auf die nächsten Spiele in der Bundesliga vorbereiten. Das könnte ein großer Vorteil sein. 

Mainz 05: Die Basiselemente funktionieren früh

Zehn Punkte aus fünf Spielen hat Mainz 05 in der neuen Saison in der Bundesliga eingefahren. Dabei wurden schon Gegner wie Union Berlin, Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach abgehakt. Waren die Mainzer in der Rückrunde aufgrund fehlender Konstanz noch schwer einzuschätzen, bringen sie nun die wesentlichen Elemente aus dem Spiel von Bo Svensson (43) auf das Feld. Mainz wirkt sehr kompakt, spielt geradlinig nach vorne und auch das Pressing funktioniert annehmbar.

Am Wochenende geht es in den Kraichgau, Mainz spielt gegen ein ebenfalls sehr ordentlich gestartetes Team von der TSG Hoffenheim. Verlieren die 05er nicht, dann kann sich das Team sehr frühzeitig oben festsetzen. Und während Svensson Woche für Woche Strategien für die jeweiligen Gegner ausarbeiten kann, spielen Teams wie Union, Freiburg, Köln oder Frankfurt im Europapokal. Die Zusatzbelastung in dieser Saison ist heftig, alle Gruppenspiele werden bis zur WM in Katar ausgetragen. Hilft das den Mainzern?

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Mainz 05: Svensson-Elf kann von der Belastung der Gegner profitieren

Ging den Mainzern in der Vorsaison zuweilen noch die Konstanz ab, sieht das in der frisch angebrochenen Spielzeit etwas anders aus. Abgesehen vom Spiel zuhause gegen Leverkusen, in dem die 05er einige Probleme hatten und zu viel offenbarten, ließ sich nicht viel meckern. Ein Sieg in Gladbach, ein Punktgewinn gegen Union und zwei Spiele gegen Teams aus der unteren Hälfte der Tabelle, die als Pflichtsiege angesehen wurden und auch gewonnen wurden. Der Start ist geglückt, Mainz hat eine breite Brust und die nächsten Gegner heißen nun Hoffenheim und Hertha, danach geht es in die Länderspielphase.

Übermächtig sind die beiden Gegner sicher nicht, darüber hinaus ist mit Patzern der Konkurrenz um einen der begehrten Plätze im oberen Bereich der Tabelle zu rechnen, denn es gibt gleich zwei englische Wochen nacheinander. Es muss nicht der Anspruch der Svensson-Elf sein, einen der ersten sechs Plätze erreichen zu müssen – und genau das könnte sich zum Vorteil entwickeln. Die Konkurrenz hat wenige klare und strukturierte, komplette Trainingswochen und muss viel auf die Belastungssteuerung achten. Letzteres gilt für die 05er bis zu einem gewissen Punkt auch, aber es gibt immer wieder Phasen, in denen Inhalte eingeübt werden können.

Es ist noch früh in der Saison, aber der enge Spielplan und die Probleme, die Mannschaften wie Leverkusen jetzt schon haben in Verbindung mit den Schwierigkeiten, die auf die Europapokalteilnehmer zukommen könnten, werden dafür sorgen, dass die Chance für Mainz 05, das Überraschungsteam zu werden, so groß sind wie selten zuvor. Es liegt nun am Trainerteam und der Mannschaft, das auszunutzen.

Manuel Behlert 

Mainz: Gut ja, aber der Kader ist zu dünn

Ja, der FSV startete hervorragend in die neue Spielzeit und legte, auch die Auswärtsschwäche, die in der vorangegangenen Spielzeit eine bessere Platzierung als Rang neun verhinderte, mit drei Siegen am Stück ab. Bei der einzigen Niederlage, dem 0:3 gegen das ansonsten sieglose Leverkusen, offenbarte er jedoch offensichtliche Schwächen, insbesondere im Abwehrverbund. Mit Problemen in der Defensive war bereits vor Saisonbeginn zu rechnen, denn mit dem sogar als Kapitän fungierenden Moussa Niakhaté und Jeremiah St. Juste verließen zwei arrivierte Kräfte die Rheinhessen in Richtung Ausland.

Die fast 20 Millionen Euro Transfereinnahmen wurden nur in Bruchteilen in einen Innenverteidiger investiert. Maxim Leitsch wechselte nach einem starken Bundesliga-Debütjahr für 3,5 Millionen Euro Ablöse nach Mainz. Der Neuzugang fügte sich zwar ordentlich ein, doch seine Tempodefizite sind genauso wie bei seinen Nebenmännern Alexander Hack und Stefan Bell unübersehbar. Geschwindigkeit in der letzten Linie ist jedoch von Nöten, da Trainer Bo Svensson eigentlich gegnerunabhängig auf ein hohes Anlaufen setzt, sodass sich die Dreierkette oftmals in Höhe der Mittellinie aufhält und nach Überspielen des Pressings weite Distanzen im Höchsttempo zurücklegen muss. Im Vorjahr war dieser Ansatz nahezu maßgeschneidert für Niakhaté und St. Juste, der zu den schnellsten Akteuren der Bundesliga, zählte. Das Duo lief zahlreiche gegnerische Angreifer ab, bevor es brenzlig im Mainzer Strafraum wurde.

Die Kaderbreite lässt allerdings nicht nur in der Abwehr, sondern auch im Sturm zu wünschen übrig. Karim Onisiwo und der sich aktuell außer Form befindende Jonathan Burkardt haben ihren Stammplatz nahezu sicher. Marcus Ingvartsen stellte sich bislang nicht als ernsthafte Alternative heraus, während Delano Burgzorg nach seiner Herzmuskelentzündung wohl noch etwas Anlaufzeit benötigen wird, um vollständiges Bundesliga-Niveau zu erreichen. Klubs wie Bayer Leverkusen oder RB Leipzig werden angesichts ihrer hochkarätigen Mannschaft trotz derzeitiger Krisen und den anstehenden zahlreichen englischen Wochen langfristig vor dem FSV Mainz 05.

Aber auch Eintracht Frankfurt, der SC Freiburg und Union Berlin können dank kluger Kaderplanung der Europapokal-Belastung entgegenwirken und die Europapokalränge ebenso ins Visier nehmen wie die verbesserten Vertretungen aus Hoffenheim und Mönchengladbach. Für den FSV Mainz 05 scheint daher erneut ein Platz in der oberen Tabellenhälfte das höchste der Gefühle zu sein.

Yannick Lassmann

 

(Photo by Alex Grimm/Getty Images)


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