Mino Raiola und der BVB: Ein lukrativer Stressfaktor

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Spotlight | Berater Mino Raiola ist in der Branche gefürchtet. Dennoch hat der BVB eine lukrative Geschäftsbeziehung mit dem Berater etabliert. 

  • Mino Raiola: Gefürchteter Berater
  • Borussia Dortmund holt einen weiteren Raiola-Klienten
  • Beide wissen, was sie bekommen

Die Lautstärke gehört bei Raiola dazu

Spielerberater und ihre Rolle im modernen Fußball sind immer wieder Anlass für Diskussionen. Außerhalb und auch innerhalb der Branche des Profifußballs wird der große Einfluss der Agenten auf das Transfergeschäft moniert. Einer der umtriebigsten und bekanntesten dieser Berater ist Mino Raiola. Einerseits, weil der Italiener einige der bekanntesten Profis unserer Zeit vertritt. Von Zlatan Ibrahimovic über Paul Pogba bis hin zu Erling Haaland. Raiolas Portfolio ist gut bestückt. Andererseits, weil es zu seiner Verhandlungstaktik gehört, laut zu sein. Raiola scheut sich nicht vor der Öffentlichkeit, hat kein Problem damit, aus dem Hintergrund zu treten und auch öffentlich zu agieren. Am Ende bekommen seine Klienten meist den gewünschten Wechsel und er selber teils horrende Provisionen. Alleine für den Wechsel von Paul Pogba zu Manchester United sollen angeblich zwischen 20 und 30 Millionen auf das Konto des Beraters geflossen sein.

Die Stressfaktoren, die Raiola in eine Geschäftsbeziehung mitbringt, musste auch der BVB schon am eigenen Leib erfahren. Fast schon legendär ist die Geschichte von fliegenden Stühlen in der Geschäftsstelle der Borussia aus Dortmund. Der Berater soll mit seinem Ausraster im Sommer 2016 noch einmal deutlich unterstrichen haben, dass sein Klient Henrikh Mkhytarian den Verein doch ganz gerne in Richtung Manchester United verlassen wolle. Am Ende des Sommers wechselte der Armenier für über 40 Millionen Euro in die Premier League. Entgegen dem öffentlichen Versprechen von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, dass der Klub nicht im selben Sommer Mars Hummels (nach München), Ilkay Gündogan (zu Manchester City) und eben Mkhytarian abgeben werde. Ein Eklat, der dennoch nicht zum Abbruch der Beziehungen mit dem temperamentvollen Spielerberater führte. Mit dem bevorstehenden Wechsel von Donyell Malen wird der BVB nun sogar zwei Schützlinge Raiolas im Kader haben.

Photo by Imago

Berater und der BVB – Eine gegenseitige Goldgrube

Im letzten Jahrzehnt hat sich der Verein aus Dortmund zu einer wahren Brutstätte von Weltklassespielern entwickelt. Das Geschäft mit den Toptalenten boomt im Ruhrpott. Die hohe Ablösesumme für Jadon Sancho in diesem Sommer ist da nur ein weiterer Eintrag in der Bilanz. Im nächsten Sommer wird wohl Haaland den Klub verlassen und eine ähnliche Summe in die Kassen spülen. Mit Jude Bellingham steht zudem schon der nächste, heißgehandelte Shootingstar in den Startlöchern. Um den lukrativen Geschäftszweig weiterführen zu können, ist der Klub bereit, große Summen an Spielerberater auszuzahlen. Ligaweit zahlen die Schwarzgelben am meisten, in der letzten Spielzeit insgesamt 38,4 Millionen euro. im Jahr zuvor knackte man sogar die 40-Millionen-Marke. Für den Weg von Borussia Dortmund sind gute Kontakte zu Beratern unerlässlich. Immerhin sind junge Talente begehrt wie nie, viele Klubs wollen die Nase vorne haben. In Dortmund hat man begriffen, wo man ansetzen muss um sich einen Vorteil zu schaffen.

ANP / MAURICE VAN STEEN

Der Fußballwelt ist dies nicht verborgen geblieben. Vor dem Champions League Duell gegen die Borussen merkte selbst der scheichfinanzierte Pep Guardiola an, dass man beim BVB „gute Löhne an Berater“ zahle. Auch die Beziehungen zum schwierigen Raiola sind für den BVB am Ende Mittel zum Zweck. Um sich die Dienste von Spielern wie Erling Haaland zu sichern, sind sie sogar unerlässlich. Störgeräusche wie die öffentlichkeitswirksame Reise des Agenten gemeinsam mit dem Vater des Stürmers nach Barcelona vor einem wichtigen Pflichtspiel sind mit einkalkuliert. „Man muss seine Eigenheiten annehmen. Er kennt aber auch die Eigenheiten von Borussia Dortmund“, so Geschäftsführer Watzke über den umtriebigen Vertreter seines Topstürmers. Diese Eigenheiten bestehen zuletzt meist aus dem öffentlichen Dementieren von Wechselgerüchten, die von Beraterseite aus gestreut werden. Ein Katz- und Mausspiel, welches eher pflichtbewusst als enthusiastisch umgesetzt wird.

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Raiola und der BVB – Alle zufrieden?

Am Ende dürften wohl zumindest Verein und Agent ganz zufrieden sein mit dem jetzigen Stand der Zusammenarbeit. Raiola weiß um das große Schaufenster, das der regelmäßige Champions-League-Teilnehmer für seine Schützlinge ist, und er weiß auch, dass der Klub am Ende einem lukrativen Verkauf nicht im Weg stehen wird. Ganz im Gegensatz zu anderen Vereinen, wie Manchester United. Dort versucht der Agent seit Jahren seinen Schützling Pogba loszueisen, bis jetzt ohne Erfolg. Der BVB hingegen hat seine Rolle im Markt als Zwischenstation begriffen. Manchmal wird ein bisschen gepoltert, um den eigenen Fans ein besseres Gefühl zu geben. Doch es bedarf wenig Insider-Kenntnisse, um zu wissen dass ein Haaland nicht für immer bleiben wird. Das steht schon am Tag seiner Ankunft fest. Am Ende haben dann alle Beteiligten Geld verdient. Der nächste Deal mit einem Schützling Raiolas ist dabei nur folgerichtig. Am Ende ist es eben eine lukrative Partnerschaft. Egal wie viele Stühle fliegen.

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Julius Eid

Seit 2018 bei 90PLUS, seit Riquelme Fußballfan. Gerade die emotionale Seite des Sports und Fan-Themen sind Julius‘ Steckenpferd. Alleine deshalb gilt: Klopp vor Guardiola.

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