Youssoufa Moukoko | BVB-Abschied des Wunderkindes – Das große Für und Wider!

6. Juni 2024 | News | BY Steven Busch

Wie die Zeit vergeht! Über dreieinhalb Jahre – spezifischer am 21. November 2020 beim 5:2-Auswärtserfolg bei Hertha BSC – liegt das Bundesliga-Debüt von Youssoufa Moukoko für Borussia Dortmund bereits zurück. Aus dem jüngsten Spieler in der Geschichte respektive medial titulierten Wunderkind der Beletage des deutschen Fußballs ist mittlerweile ein erwachsener Profi herangewachsen, der mangels regelmäßiger Einsatzzeit jedoch vor einer ungewissen sportlichen Zukunft steht. BVB-Abgang? Ein Für und Wider!

Youssoufa Moukoko – Das Talent benötigt regelmäßige Spielzeit, beim BVB?

Anfang 2023 verlängerte Youssoufa Moukoko zur Freude der BVB-Anhängerschaft seinen auslaufenden Vertrag bis 2026. Zu diesem Zeitpunkt kam das Treuebekenntnis zu Borussia Dortmund symbolträchtig wie überraschend, erlebte der Youngster doch damals die womöglich beste Phase seiner jungen Karriere respektive buhlten etliche internationale Spitzenklubs (gerüchteweise sogar der FC Bayern München), um den in Yaoundé (Hauptstadt Kamerun) geborenen Angreifer.



Moukoko, der in seiner Juniorenzeit nahezu alle Torrekorde pulverisierte und sich zudem als jüngster Bundesligaspieler (16 Jahre und ein Tag) beziehungsweise -Torschütze (16 Jahre und 28 Tage) bezeichnen darf, erlebte infolge dieser Unterschrift unter ein neues, schwarz-gelbes Arbeitspapier jedoch zunehmend die Schattenseiten des Profi-Daseins. Unregelmäßige Einsatzzeiten, Jokerrolle, Degradierung von der A-Nationalmannschaft in die U21 des DFB etc.

Nach einer persönlich über weite Strecken enttäuschenden Saison 2023/24 stellt sich für das einst medial überfrachtend propagierte “Wunderkind” die Frage nach der sportlichen Zukunft. Ein BVB-Abschied ist längst nicht mehr ausgeschlossen. Und doch schwebt immer noch die Wolke Hoffnung über dem Westfalenstadion sowie den mittlerweile 19-jährigen Instinktfußballer.

(Photo by UWE KRAFT/AFP via Getty Images)

Wie lässt sich Moukokos aktuelle Situation im BVB-Kader bewerten?

Unter Chefcoach Edin Terzic war Moukoko in der Saison 2023/24, gemeinsam mit dem häufig verletzten Rekordtransfer Sébastien Haller, maximal in der Rolle des herausfordernden Edeljokers hinter Stammhalter Niclas Füllkrug. Insbesondere auf der “Road to Wembley” in der UEFA Champions League wurde fast komplett – lediglich 17 (!) Einsatzminuten – auf die Dienste des Talents verzichtet. Auch in der Fußball-Bundesliga stand der quirlige Stürmer nur viermal in der Anfangsformation.

In Summe stehen wettbewerbsübergreifend 27 Partien (758 Minuten) in der abgelaufenen Saison für Moukoko zu Buche. Auffällig: Sobald der deutsche U21-Nationalspieler (13 Einsätze/ 12 Tore) den Rasen betritt, offenbart sich dessen angeborener Torjägerinstinkt. Mit 127 Minuten pro eigenem Treffer stellt er sogar DFB-Angreifer respektive Mannschaftskollege Füllkrug (226 Minuten pro Treffer) in den Schatten. Moukoko sorgt als Joker häufig für frischen Wind, allerdings fehlt es dem fleißigen Jungprofi weiterhin an körperlicher Durchsetzungskraft und taktischer Reife. Zumeist will der 1,79 Meter große Protagonist im Alleingang durch die gegnerischen Abwehrreihen dribbeln. Im Gegensatz zu seinen Zeit im Juniorenbereich mit unterdurchschnittlicher Erfolgsquote.

+++ Nichts verpassen: Abonniert hier unseren WhatsApp-Channel! +++

Was will Moukoko?

Vor allem eins: SPIELEN! Und zwar regelmäßig. Moukoko wird keinesfalls die nächsten zwei Jahren auf der BVB-Ersatzbank ein Schattendasein fristen. Viel zu ambitioniert ist der zweifache A-Nationalspieler. Bereits während der Wintertransferperiode wurde über eine Leihe des Angreifers spekuliert. Damals entschied sich “Moukis”, so sein Spitzname, Entourage gegen ein neues Kapitel. Da sich unter Trainer Terzic die Situation erwartungsgemäß nicht komplett verändern wird, könnte neu entschieden werden.

Wo könnte Moukokos Zukunft liegen?

Moukokos Vertrag in Dortmund läuft noch bis 2026 und trotz seiner geringen Einsatzzeit wird ihm fortwährend das Attribut “Supertalent” attestiert. Dementsprechend möchte der BVB im Falle eines Abschieds eine fürstliche Ablösesumme für das Eigengewächs einstreichen. Damit fallen viele potenziell interessierte Klubs (z. B. Heimatverein FC St. Pauli) fast automatisch aus dem Raster. Es sei denn, die Vereine dieser Kategorie könnten sich mit dem Champions-League-Finalisten auf eine Leihe einigen. Möglicherweise würde dem Spieler auch die Erfahrung in einer körperlich weniger herausfordernden Ligen helfen (Eredivisie).

Grundvoraussetzung für Moukokos “Ja” dürfte die Aussicht auf regelmäßige Spielpraxis sein. Folgerichtig wird der Gewinner der Fritz-Walter-Medaille in Gold (2023) keinesfalls eine neue Herausforderung starten, in der ihm parallel zu den Westfalen zumeist ein Platz auf der Bank droht. Die legitime Frage ist, ob Moukoko nur temporär die Borussia verlassen möchte, oder ob die Liaison endgültig beendet werden soll. Prinzipiell fühlt sich der Offensivakteur im schwarz-gelben Trikot wohl und liebt die Fans auf der Südtribüne. Doch womöglich teilt er auf fast philosophische Weise das Schicksal vieler Profis: “Der Prophet gilt nichts im eigenen Land”

Wäre es ein Fehler des BVB, das Eigengewächs Moukoko final abzugeben?

Schwierig zu bewerten. Sicher, der BVB würde mit Moukoko ein besonderes Eigengewächs verlieren. Doch die alles entscheidende Frage lautet: “Wie plant man mit dem Spieler?” In dieser Phase der Karriere müssen junge Profis schlicht regelmäßig auf dem Platz stehen, ansonsten verblassen einstige Vorschusslorbeeren irgendwann. Sollte Borussia Dortmund den eingeschlagenen Weg mit Cheftrainer Terzic fortsetzen, wird Moukoko aller Voraussicht nicht diese Förderung erfahren, die er benötigt. Beim BVB diskutiert man intern sogar über die Verpflichtung eines weiteren Mittelstürmers (Thema: Serhou Guirassy).

Das Kapitel Moukoko hat aktuell den Anstrich einer kriselnden Beziehung: Den letzten Schritt zur Trennung möchte niemand vollziehen, weil doch das Fünkchen Hoffnung über der Gemengelage schwebt. Und so ist es auch beim BVB: Vielleicht wird das Eigengewächs doch noch zu DEM internationalen Mittelstürmer der Zukunft. In Dortmund möchte sich kein Verantwortlicher vorwerfen lassen, das Besondere im Profil des Angreifers verkannt zu haben oder, wie beispielsweise im Fall Marco Reus, später den Trugschluss teuer zu revidieren. Jedoch braucht es vor der Saison 2024/25 definitiv eine Entscheidung im Sinne aller Beteiligten. Keine sportliche Rolle = keine Zukunft! Ansonsten droht irgendwann der Status “Ewiges Talent”!

(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Steven Busch

Die Außenristpässe eines Tomás Rosicky entfachten seinen Enthusiasmus für den Fußball und die Affinität zu den schwarzgelben Borussen aus dem Ruhrgebiet. WM-Held Mario Götze brach ihm mit dem Wechsel in den Süden der Republik einst sein Fanherz und der Glaube an die Fußballromantik schwand.


Ähnliche Artikel