Der Karriereweg von Alvero ist relativ schnell erzählt. Ausgebildet wurde der 21-Jährige in der Jugendakademie des FC Sochaux, aus der auch Spieler wie Ibrahima Konaté (24), Marcus Thuram (26) oder Maxence Lacroix (23) entstammen. Über die zweite Mannschaft empfahl er sich für das erste Team, wo er in der vergangenen Saison auf Anhieb zum Stammspieler in der französischen Ligue 2 wurde. Nach 31 Spielen und zwei Toren für Sochaux, wechselte er im Sommer für vier Millionen Euro zu Olympique Lyon, nachdem der Club aufgrund von finanziellen Problemen in die dritte Liga abgestiegen war.
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Der Zweikampf ist sein Freund – Alvero ist eine „echte Nummer sechs“
Da Alvero international noch ein unbeschriebenes Blatt ist, haben wir uns mit dem französischen Journalisten Joris Crolbois unterhalten, der unter anderem als Moderator und Kommentator für RMC Sport und Amazon Prime arbeitet. Er ist bestens im französischen Raum vernetzt und kennt sich hervorragend in den höchsten französischen Spielklassen, aber auch international, aus. Crolbois lieferte uns einige spannende Einblicke in die Stärken und Schwächen von Alvero.
Der 21-Jährige ist laut Crolbois „eine echte Nummer sechs“ und verfügt neben seinen herausragenden Qualitäten im Defensivzweikampf über ein sehr gutes Kopfballspiel. Ein Blick auf die Statistiken untermauert diesen Eindruck. Durch seine langen Beine gelingt es ihm immer wieder, Tacklings am Boden zu gewinnen. Auch in Sachen geblockte Bälle ragen seine Werte heraus. Mit fast vier gewonnen Kopfballduellen pro Partie gehört er zu den besten Mittelfeldspielern Europas. Damit verfügt er über Fähigkeiten gegen den Ball, die so kaum ein anderer Mittelfeldspieler von Werder Bremen hat.
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Auch stellt Crolbois seine Positionierung im eigenen Ballbesitz heraus. Alvero hält oftmals in eigenen Angriffen die Position und schaltet sich trotz seiner Kopfballstärke nicht mit in den Strafraum ein. Dadurch gibt er seinen Kollegen im Mittelfeld die nötige Absicherung, sodass diese die Angreifer unterstützen können. Sollte es dennoch zu Gegenangriffen kommen, kann der Franzose seine Stärken in der Ball-Rückgewinnung ausspielen und diese schnell unterbinden.
„Für seine Größe technisch sehr versiert“ – Alveros Mehrwert im Ballbesitz
Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass ein Mittelfeldspieler dieser Größe technische Fertigkeiten besitzt und eine Eleganz ausstrahlen kann. „Für seine Größe ist er technisch sehr versiert“, sicherte uns Crolbois im Gespräch über Alvero zu. Zwar sieht er seine Stärken vor allem im Spiel gegen den Ball und in der Balleroberung als im Spiel mit dem Ball, dennoch kann er auch hier einen Mehrwert liefen.
Besonders in der Ballbehauptung und im Dribbling sind die technischen Fähigkeiten von Alvero verankert. Kommt er an das Spielgerät, ist er von diesem, auch aufgrund seiner physischen Voraussetzungen, kaum noch zu trennen. Wie die Statistiken über ihn verraten, kommt er auf weit über zwei gewonnene Dribblings pro Partie und ist in diesem Bereich ebenfalls einer der besten zentralen Mittelfeldspieler der Ligue 1. „Er ist eher ein Spieler, der den Ball trägt“, sagte auch Crolbois. Eine Fähigkeit, die im Mittelfeld der Grün-Weißen bisher noch nicht vorhanden ist.
Darunter leiden seine Qualitäten im Passspiel jedoch. Taucht Alvero am gegnerischen Sechzehner auf, ist er zwar in der Lage, Schnittstellenpässe zu spielen, jedoch fehlt ihm dieser Mut im Spielaufbau. Sein Passspiel ist laut Crolbois ausbaufähig, allerdings geht es hierbei eher um seine zurückhaltende Entscheidungsfindung. Hat er die Wahl zwischen zwei Optionen, entscheidet er sich oftmals für die sicherere und verpasst damit viele Chancen den Ball hinter die nächste Linie zu spielen.
Welchen Mehrwert kann Alvero dem Spiel von Werder Bremen geben?
Er hat ein schwieriges halbes Jahr bei Olympique Lyon hinter sich, was vor allem an den drei Trainerwechseln in kurzer Zeit liegt. Bei dem neuen OL-Trainer Sage kam er kaum noch zum Zug, da dieser Sechser mit einem sauberen Aufbauspiel bevorzugt. Da er ein junger Spieler ist und sich entwickeln möchte, hat er um seine Freigabe gebeten und diese auch bekommen.
Das System von Werder Bremen ist laut Crolbois eines, „in dem er sich entfalten und vor allem weiterentwickeln kann“. Bei Lyon gab es aufgrund der schwachen Defensive kaum Möglichkeiten, sich offensiv einzubringen und sich in diesem Bereich zu entwickeln. Für ihn wäre eine Doppelsechs mit einem kreativen Sechser der Idealfall, denn so könnte er seine Stärken am besten einbringen. Mit seinen Fähigkeiten ist er in der Lage, das Bremer Spiel ausgeglichener zu gestalten und um einige Facetten zu bereichern.
Hinter all diesen Fähigkeiten, die Alvero zweifelsohne aus Frankreich mitbringt, muss jedoch auch ein großes Aber gesetzt werden. Zum einen haben sich Senne Lynen und Jens Stage auf der Doppelsechs in den vergangenen Spielen bewiesen und sind erst einmal fest gesetzt. Zum anderen weiß man an der Weser, dass Neuzugänge brauchen, bis Ole Werner auf sie setzt. Außerdem durchlief Werders Neuzugang eine turbulente Phase beim Chaos-Club Olympique Lyon und spielt nun erstmals im Ausland. Es wird sicherlich Zeit brauchen, bis er sich an die Bundesliga gewöhnt hat. Hat er sich in der neuen Liga akklimatisiert, ist Skelly Alvero ein spannender Neuzugang für Werder Bremen.
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