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Bundesliga | Überraschender Auswärtssieg, Reus-Comeback und Mainzer Anti-Karnevalsstimmung

12. Februar 2018 | Spotlight | BY Manuel Behlert

Der 22. Spieltag der Bundesliga ist vorüber und während der FC Bayern weiterhin einsam seine Kreise zieht, ist es im Rest der Liga weiterhin sehr eng. Viele Mannschaften kämpfen um die Champions League, viele Mannschaften befinden sich im Abstiegssumpf. Anspruch und Wirklichkeit liegen beispielsweise in Wolfsburg meilenweit auseinander. 

Auswärtsüberraschungs-Award: Hertha BSC

Vor dem Spiel zwischen Bayer 04 Leverkusen und der Hertha waren die Vorzeichen klar. Natürlich hatte die „Werkself“ das Pokalspiel in den Knochen, aber zuvor spielte Leverkusen bereits etwas konstanter und befand sich klar in der Favoritenrolle. Mit einem Heimsieg gegen die Hertha sollte im Kampf um die Champions League ein weiteres Zeichen gesetzt werden. Doch Pustekuchen! Die Gäste von Trainer Pal Dardai hatten etwas dagegen und gewannen mit 2:0 in Leverkusen. Die Berliner waren konsequenter als Leverkusen, nutzen ihre Chancen durch Lazaro und Kalou und befreiten sich mit diesem Sieg wieder aus der kritischen Zone. Leverkusen hat nun einen Zähler Rückstand auf die Königsklasse, die Hertha 10 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz.

Trainereffekt-Award: Tayfun Korkut

(Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

„Wir spielen nicht schön, wir spielen nicht gut, unser Trainer heißt Tayfun Korkut“ – Naja, „schön“ gespielt hat der VfB Stuttgart beim 1:0-Erfolg gegen Borussia Mönchengladbach nicht wirklich, aber definitiv ist klar, dass die 4 Punkte aus den beiden Spielen unter Korkut dem VfB enorm weiterhelfen. Bei aller Häme und – zumindest teilweise – berechtigter Skepsis bezüglich Korkut sind die Schwaben in den vergangenen beiden Spielen ungeschlagen geblieben und haben den Vorsprung auf den direkten Abstiegsplatz auf 7 Punkte anwachsen lassen. Die Entwicklung in den nächsten Wochen dürfte interessant zu verfolgen sein, der anfängliche „Impuls“, den sich die VfB-Verantwortlichen erhofft haben, war auf jeden Fall positiv.

„Willkommen in der Realität“-Award: VfL Wolfsburg

In 13 Monaten unter Olaf Rebbe hat der VfL Wolfsburg über 100 Millionen Euro für 17 Spieler ausgegeben. Natürlich haben die „Wölfe“ auch einige Spieler abgeben müssen, aber die eigenen Investitionen waren hoch, die Mannschaft ist auf einigen Positionen individuell sehr gut besetzt. Der Anspruch ist klar: Wolfsburg will sich für den internationalen Wettbewerb qualifizieren. Doch die Realität heißt Abstiegskampf. Beim 1:3 in Bremen spielte Wolfsburg erneut keinen guten Fußball, offenbarte zu viele Lücken und ließ sich leicht ausspielen. 4 Siege in 22 Spielen, nur 4 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz und ein Programm bestehend aus Bayern, Mainz, Leverkusen, Hoffenheim und Schalke – es muss sich etwas tun in Wolfsburg.

Anti-Karnevals-Award: FSV Mainz 05

(Photo by Thomas Niedermueller/Bongarts/Getty Images)

Es gibt Dinge in der Bundesliga, die eigentlich immer gleich bleiben. Der FC Bayern gewinnt während des Oktoberfestes fast jedes Heimspiel, die Stimmung in Köln und in Mainz ist gerade während der heißen Phase der Karnevalsfeiereien immer gut. Doch dieses Jahr scheint das anders zu sein. Gerade in Mainz. Doch woran liegt das? Den Abstiegskampf ist man bei den 05ern durchaus gewohnt, aber in dieser Saison fehlt es an allen Ecken und Enden. Mit dem 1. FC Köln zusammen ist der FSV die Schießbude der Liga, hat nun 41 Gegentore kassiert und 12 von 22 Spielen verloren. Der Trainerstuhl von Sandro Schwarz wackelt zwar noch nicht bedenklich, Gedanken wird man sich im Umfeld der Mainzer aber dennoch machen. Denn auch die Stimmung bei den Fans ist allerhöchstens so mittelgut. Und das ist eben untypisch.

„Serienkiller“-Award: Hannover 96

Das Spiel von Aufsteiger Hannover gegen den SC Freiburg war im Vorfeld schwer einzuschätzen. Hannover spielt eine gute Saison und hat gerade zuhause bereits einige Big Points sammeln können, der SC Freiburg war in den letzten Wochen die beste Mannschaft der Liga, hinter dem FC Bayern. Die letzte Bundesliga-Niederlager der Breisgauer gab es am 18. November, doch diese tolle Serie riss in Hannover. 96 war einfach etwas cleverer, etwas bissiger, etwas konsequenter, wie SCF-Coach Christian Streich nach dem Spiel zugab. Für den SC Freiburg ist diese Niederlage zwar bitter, aber kein Beinbruch. Noch stehen zwar viele schwierige Spiele an, aber die Mentalität der Mannschaft ist überragend, der Klassenerhalt derzeit sehr realistisch. Hannover steht indes schon bei 31 Punkten. Klassenerhalt? Vermutlich sogar schon frühzeitig fix.

Comeback-Award: Marco Reus

(Photo by Oliver Hardt/Bongarts/Getty Images)

Nach einer Kreuzbandverletzung fiel Marco Reus sehr lange aus. Borussia Dortmund vermisste ihn auf dem Platz, er vermisste das, was er am liebsten tut: Fußball spielen. In den letzten Wochen warteten die Fans ungeduldig auf das Comeback ihres Offensivstars, gegen den Hamburger SV war es am Wochenende dann soweit. Erstmals nach dem Pokalfinale im vergangenen Jahr stand Marco Reus wieder auf dem Platz – und das von Beginn an. Reus setzte einige Akzente, dribbelte sich durch die gegnerische Defensivreihe, war sehr aktiv und versuchte viel. Dass nach dieser langen Pause einerseits noch nicht alles funktioniert, andererseits auch im Laufe der zweiten Halbzeit die Puste ausgeht – alles ganz normal. In den kommenden Wochen dürfte Reus für den BVB immer wichtiger werden. Und sich allmählich an die Topform vergangener Tage heranarbeiten.

Thomas-Müller-Award: Thomas Müller

Zum Topspiel am Samstagabend trafen sich der FC Bayern München und der FC Schalke 04 in der Allianz Arena. Und die Gäste forderten den FC Bayern, obwohl der Rekordmeister bereits früh in Führung lag. Franco Di Santo konnte das 1:0 von Robert Lewandowski nach einer guten halben Stunde egalisieren. Für das spielentscheidende Tor sorgte dann Thomas Müller. Nach einem guten Angriff über die rechte Seite, den der FC Schalke zu passiv verteidigte, setzte Robben eben angesprochenen Müller in Szene, der den Ball aus extrem spitzen Winkel aus vollem Lauf ins Tor beförderte. Ralf Fährmann spekulierte auf eine Hereingabe in die Mitte und sah beim Gegentor extrem schlecht aus, Thomas Müller sagte nachher, dass er den Ball einfach irgendwie in die Mitte bringen wollte. Auch wenn bei Müllers Leistungen weiterhin Luft nach oben besteht – zumindest eine gewisse Effizienz bringt der Nationalspieler in letzter Zeit wieder mit. Und die war gegen Schalke besonders hilfreich, auch wenn er dieses Tor in dieser Form vielleicht gar nicht erzielen wollte…

Manuel Behlert

Vom Spitzenfußball bis zum 17-jährigen Nachwuchstalent aus Dänemark: Manu interessiert sich für alle Facetten im Weltfußball. Seit 2017 im 90PLUS-Team. Lässt sich vor allem von sehenswertem Offensivfußball begeistern.


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