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Eine neue Ära in Mönchengladbach – Marco Rose im Porträt

19. April 2019 | Spotlight | BY Kilian Thullen

Spotlight | Vergangene Woche wurde der Wechsel von Marco Rose zu Borussia Mönchengladbach bekanntgegeben. Rose beerbt bei der Borussia Dieter Hecking und übernimmt dessen Trainerstuhl ab diesem Sommer. Personen aus seinem Umfeld bezeichnen den 42-jährigen als fußballverrückten Menschenfänger, der es schafft seine Spieler unheimlich von sich zu überzeugen.

Von Mainz über Leipzig nach Salzburg

Marco Rose begann seine Trainerkarriere als Co-Trainer bei der zweiten Mannschaft des FSV Mainz 05, wo er auch als Spieler viele Jahre verbrachte. Dort nahm er auf der Trainerbank neben Martin Schmidt Platz, mit dem er 70 Spiele der Mainzer verantwortete. Sein erster Posten als Cheftrainer folgte darauf bei Lokomotive Leipzig, die er eine Saison coachte, ehe er zur Jugendakademie von Red Bull Salzburg wechselte. Dort trainierte er zunächst die U16, ehe er mit der U19 sensationelle Erfolge feiern konnte. Einer Saison mit einem Torverhältnis von 126:20 Toren und 110 Punkten aus 44 Spielen folgte der Gewinn der UEFA Youth League, in der man Mannschaften wie Manchester City, PSG und den FC Barcelona ausschalten konnte. Nach diesen sensationellen Erfolgen wurde Rose zur Saison 17/18 zum Chefcoach der Salzburger befördert, mit denen er in diesem Jahr aller Voraussicht nach zum zweiten Mal in Folge die Meisterschaft gewinnen kann. Solch ein Werdegang bleibt freilich nicht unbemerkt und führte dazu, dass sich in dieser Saison sämtliche Bundesligisten für Rose interessierten. Borussia Mönchengladbach stach dabei Konkurrenten wie die TSG Hoffenheim, VfL Wolfsburg und Schalke 04 aus.

(Photo by Patrik Stollarz/AFP/Getty Images)

Hohes Pressing und Positionsspiel

Mannschaften, die von Marco Rose trainiert werden, zeigen sehr stark die oft zitierte „Handschrift des Trainers“. Aus der von ihm favorisierten 4-3-1-2 Formation wird gegen den Ball zumeist ein sehr hohes und stark raumorientiertes Pressing praktiziert. Gegner werden schon 20 Meter vor dem eigenen Tor unter Druck gesetzt und zu Fehlern gezwungen. Charakteristisch ist dabei die breite Positionierung der Stürmer, die die Halbräume zwischen Innen- und Außenverteidiger besetzen und die hohe Stellung des Zehners, der den Sechserraum schließen soll. Aus dieser Formation wird dann ein intensives Pressing à la RB Leipzig gespielt, das dem Gegner keine Ruhe im Aufbauspiel lässt.

Mit Ball weicht Marco Rose etwas von der typischen „Red-Bull-Philosophie“ ab. Unter einigen Salzburg-Trainern, ganz besonders unter Roger Schmidt, wurde in der Vergangenheit ein extrem wilder Fußball gespielt, der stark auf Gegenpressing und extremem Umschaltspiel basierte. Rose lässt seine Mannschaften nicht ganz so radikal auftreten, sondern paart Momente des schnellen Umschaltspiels mit längeren und ruhigen Ballpassagen. Auffällig dabei ist sein Fokus auf Positionsspiel, der seinen Spielern viele verschiedene Anspielstationen bietet, sowie schnelle und flüssige Kombinationen ermöglicht. Roses Co-Trainer Rene Maric, der ebenfalls mit nach Mönchengladbach wechselt, äußerte sich bereits mehrmals als großer Fan Pep Guardiolas, was sich in der Spielweise seiner Mannschaft deutlich widerspiegelt.

Gladbach unter Rose – endlich flexibel?

Eine der größten Kritikpunkte an Borussia Mönchengladbach unter Dieter Hecking ist die fehlende Flexibilität. Während man in der Hinrunde im neuen 4-3-3 noch sensationelle Erfolge feiern konnte, schienen sich die Mannschaften zur Rückrunde deutlich besser auf die neue Formation der Borussia eingestellt zu haben. Dieter Hecking hatte auf diese auftretenden Probleme zunächst keine Antwort und hielt stur am 4-3-3 fest. Erst nach der Bekanntgabe seiner Entlassung zum Saisonende stellte er auf ein 3-5-2 um, was seiner Mannschaft zumindest Stabilität einbrachte.

Genau diese fehlende Flexibilität kann man Marco Rose keineswegs vorwerfen und war vielleicht auch einer der Gründe, warum sich die Borussia um den 42-jährigen bemühte. „Es gibt für den Klub gerade eine Chance, die ich als Sportdirektor nutzen möchte für die Zukunft“, sagte Eberl kürzlich in einem Interview. Es ist eine Chance seine Borussia wieder variabler zu machen, mutiger zu machen und offensiv spielen zu lassen. Denn eines steht fest: Mit Marco Rose hat die Mannschaft vom Niederrhein einen Trainer verpflichtet, der vor allem für eins steht: Modernen Fußball.

Kilian Thullen

(Photo by Dean Mouhtaropoulos/Getty Images)

Kilian Thullen

Bosz, Rose & Co. im Herzen, die Bundesliga im Blick. Seinen Durst nach Gegenpressing und dynamischem Offensivspiel stillt Kilian vor allem in Deutschland. Seit 2018 bei 90PLUS.


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